Fußball-Fans in ganz Deutschland haben sich in den Stadien gegen geplante Maßnahmen der Politik gewehrt. Bei den Partien am Nachmittag in der ersten und zweiten Bundesliga protestierten die Anhänger mit Schweigen und Plakaten.
Sie bekundeten somit ihren Unmut vor der Innenministerkonferenz vom 3. bis 5. Dezember. In allen Stadien stimmten die organisierten Fans ihre Gesänge erst nach der zwölften Minute an - für den zwölften Mann, sprich die Fans hinter der Mannschaft.
„Ich habe totales Verständnis dafür, dass die Fans in ihrem Protest eine gewisse Sichtbarkeit deutlich machen wollen“, sagte Borussia Dortmunds Sport-Geschäftsführer Lars Ricken bei DAZN vor der Partie daheim vor mehr als 80.000 Zuschauern gegen den VfB Stuttgart.
„Sicherheit im Stadion ist ein wichtiges Thema. Es geht am Ende immer um Kommunikation, wir sind mit den Fans, den Behörden, den Verbänden im Austausch“, betonte der Ex-Profi beim Sender Sky. Gemeinsam müsse man es hinbekommen, dass die Fans ihre Kultur weiter ausleben könnten und gleichzeitig die Sicherheit gewährleistet sei.
Die Südtribüne des BVB war erstmal leise. Die Bedrohung sei ernst, hieß es in einem Schreiben der Südtribüne. „Sollten die Vorstellungen der Innenminister in die Tat umgesetzt werden, droht unseren vielgeschätzten Fankurven das Aus.“
Kritisiert werden von den organisierten Fans sowohl die bisher kolportierten verschärften Maßnahmen bei den Stadienbesuchen, aber auch der Weg dorthin. Vereine stimmen der Kritik ebenfalls zu. Die Fans wehren sich insbesondere gegen mögliche zentral verfügte Stadionverbote, das Personalisieren der Eintrittskarten und eine aus ihrer Sicht flächendeckende Überwachung auch mit einer Gesichtserkennung im Stadion.
Nachdem erst am Sonntag vergangener Woche mehrere Tausend Fans aus Deutschland in Leipzig mit einem Protestmarsch und einer Kundgebung in Leipzig auf ihre Forderungen aufmerksam gemacht hatten, setzten die organisierten Fans ihre Proteste an diesem Wochenende fort. Schon während der Freitagsspiele in den beiden höchsten Ligen hatten sie den Stimmungsboykott zu Beginn der Partien durchgezogen.
Das setzte sich am Samstag fort. Vor der Innenministerkonferenz Anfang Dezember in Bremen tauchte vor allem eine Frage auf Plakaten immer wieder auf: „Soll das die Zukunft des Fußballs sein?“ Verbunden mit der Forderung: „Vereine und Verbände: Schützt eure Kurven vor Populisten!“ Bei der Partie des FC Augsburg gegen den Hamburger SV skandierten beide Fanlager nach zwölf Minuten gemeinsam: „Scheiß IMK“.
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