Montagabend: Black Earth, die Kontrollschleuse für alle, die mit einem Fahrzeug auf das Summer-Breeze-Gelände wollen, ist schon gut gefüllt. Wer hier mit seinem Auto steht, hat eine lange Nacht vor sich. Denn erst am nächsten Morgen geht bei Illenschwang die Reise auf die andere Seite der Staatsstraße weiter.
Die letzten Sonnenstrahlen genießt eine Gruppe, die es sich auf dem Dach eines Pick-ups gemütlich gemacht hat. Lautsprecherboxen machen ihrem Namen alle Ehre. Die Stimmung vor der rund zwölfstündigen nächtlichen Warterei ist gut bei den etwa 20 Mitgliedern des Vereins „Zone Hainsfarth” aus dem Ries. Auch in Auhausen und Oettingen wohnen manche oder in Obermichelbach, quasi in Sichtweite des Festival-Geländes. Aber warum reisen Menschen, für die es nur ein Katzensprung zu Summer Breeze ist, schon zwei Tage vor dem offiziellen Beginn des Metal-Festivals an?
„Weil wir die maximale Party wollen.” Das sagt Stefan und erklärt, dass die Gruppe mit neun Fahrzeugen angereist ist. Natürlich wollen alle beieinander bleiben für ihre Wagenburg auf dem Campingplatz. Und weil sie keine Flächen reserviert hätten, sei es vorteilhaft, gleich unter den ersten zu sein, die seit Dienstag mit ihren Zelten, Wohnwagen, Autos und anderen Vehikeln die 100 Hektar Feld und Wiese zwischen Sinbronn und Illenschwang bevölkern, erklärt der 33-Jährige.
Die Warterei lässt sich auf dem Dach des Pick-ups aushalten. Der Überblick von dort oben ist jedenfalls gut. Während rundherum entweder gespielt oder gequatscht wird, erzählen die Mitglieder von „Zone Hainsfarth”, warum viele von ihnen schon seit Jahren beim Metal-Festival dabei sind. „Hier sind nur nette Leute”, meinen sie. Und: „Alle total friedlich.”
Die Frauen in der Gruppe, darunter die beiden Hannas, wie sie sich selbst bezeichnen, haben auf dem Festival ebenfalls nur gute Erfahrungen gemacht. Unangenehme Begegnungen oder gar Übergriffe hätten sie noch nicht erlebt, beteuern sie übereinstimmend. Auch nachts nicht, wenn sie alleine zum Zeltplatz zurückgingen.
Das Publikum bei Summer Breeze sei seit den Anfangsjahren der Metal-Sause in Dinkelsbühl gleich geblieben, meint Stefan, der 2011 zum ersten Mal dabei war. Und obwohl sich die Zahl der Menschen, die ein paar Tage lang harte Musik und freundliches Miteinander feiern, seither mehr als verdoppelt hat, habe Summer Breeze doch seinen familiären Charakter behalten.
Über die Zeit seien auch Freundschaften mit Leuten entstanden, die sich hauptsächlich auf dem Festival treffen. „Viele sieht man nur hier. Es ist wie eine Familienfeier”, beschreibt Stefan das. Die Bands seien da eigentlich sekundär. Die Vielfalt der Menschen, die jetzt bis Samstagnacht eine entspannte Zeit erleben wollen, spiegelt sich auch in der „Zone Hainsfarth” wider. Da sind Polizisten und Landschaftsgärtner darunter oder Lehrer, zählt einer von ihnen auf.
Der Verein Zone Hainsfarth organisiert selbst ein kleines Festival, das in diesem Jahr am 5. und 6. September steigen soll. Die Mitglieder haben also selbst Erfahrung, was es heißt, eine solche Veranstaltung auf die Beine zu stellen.
Für die Leute von Silverdust, die für Summer Breeze verantwortlich sind, haben alle jedenfalls ein dickes Lob auf der Ladefläche des Pick-ups, der ansonsten mit viel Bier gefüllt ist. Die Organisation werde immer besser, meint Stefan, dem der blaue Wohnwagen gehört, der vor dem Pritschenwagen parkt, auf dem er mit den anderen in die Abendsonne blinzelt. Wenn die Nacht doch zu lang wird, hat die Gruppe eine Alternative zur maximalen Party.
Der Lautsprecher auf dem Pick-up macht auf Black Earth seinem Namen erneut alle Ehre. Der „Zone Song” ist nicht zu überhören, die Hymne der Gruppe. Den hat der Künstler Mago Masin für sie geschrieben. An Schlafen ist noch lange nicht zu denken.