Drei Schüsse trafen den aggressiven Messerstecher von Ansbach | FLZ.de | Stage

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Veröffentlicht am 09.09.2022 15:36

Drei Schüsse trafen den aggressiven Messerstecher von Ansbach

Die Polizei hat einen bewaffneten Mann in Ansbach erschossen, der zuvor am Ansbacher Bahnhof wahllos Passanten mit zwei Messern attackierte. (Foto: Zeynel Dönmez)
Die Polizei hat einen bewaffneten Mann in Ansbach erschossen, der zuvor am Ansbacher Bahnhof wahllos Passanten mit zwei Messern attackierte. (Foto: Zeynel Dönmez)
Die Polizei hat einen bewaffneten Mann in Ansbach erschossen, der zuvor am Ansbacher Bahnhof wahllos Passanten mit zwei Messern attackierte. (Foto: Zeynel Dönmez)

Es war der Donnerstag gegen 18 Uhr, als ein 30-jähriger Afghane am Ansbacher Bahnhof wahllos Passanten mit zwei Fleischermessern angegriffen hat. Zeugen schrien, der Täter flüchtete. Später wurde er von der Polizei erschossen.

Kurze Zeit nach der Alarmierung trafen Streifen der Polizei-Inspektion Ansbach und des Einsatzzuges ein und nahmen sofort die Fahndung nach dem Täter auf, berichtete der mittelfränkische Polizei-Präsident Roman Fertinger in einer Pressekonferenz. Sie konnten den 30-Jährigen nach wenigen hundert Metern in der Welserstraße stellen und umzingeln.

„Der Täter hat sich dann entschieden, mit seinen beiden Messern in der Hand auf die Beamten loszugehen. Daraufhin haben zwei Beamte von der Schusswaffe Gebrauch gemacht“, so Fertinger. Ein Polizist, der geschossen hat, sei 25 Jahre alt und habe „breite Einsatzerfahrung“, der andere sei 22 Jahre alt. Der aggressive Mann ging daraufhin zu Boden, Reanimationsversuche blieben erfolglos. „Der Täter starb auf dem Gehweg.“

Nach derzeitigem Stand der Ermittlungen hat die Polizei dreimal auf den 30-Jährigen geschossen, so Fertinger. Ein Durchschuss sei offensichtlich dabei gewesen, alle drei Schüsse waren „Körpertreffer“, haben also den 30-Jährigen getroffen, berichtete der Polizeipräsident. Der Schusswaffengebrauch sei die einzige Möglichkeit gewesen, den Täter zu stoppen, und deshalb auch gerechtfertigt gewesen. Ansonsten hätten weitere Angriffe nicht ausgeschlossen werden können, beispielsweise, wenn der Bewaffnete mit seinen Messern in die Stadt geflüchtet wäre.

Die Passanten und die Polizisten mussten laut Roman Fertinger damit rechnen, dass der 30-Jährige sie attackiert. Es seien große, spitze Fleischermesser gewesen – Fertinger spricht von „akuter Lebensgefahr“, was auch die Bodycams der Polizisten belegen würden. Die eingereichten Videoaufnahmen von zufälligen Augenzeugen des Geschehens seien demnach eine große Hilfe, um die Tat nachzuzeichnen. „Die Hochaggressivität, die hier auf den Bildern zu erkennen ist, hat den Schusswaffengebrauch eindeutig gerechtfertigt“, betonte der Präsident. Die Staatsanwaltschaft ordnet die Angriffe – sowohl auf den 17-Jährigen als auch auf die Polizisten – als versuchtes Tötungsdelikt ein.

Der Täter habe auf dem 17-Jährigen gesessen, berichtete Fertinger. Wäre der 20-Jährige nicht eingeschritten, hätte der Afghane demnach womöglich zugestochen. Beide Passanten wurden verletzt: Der 20-Jährige zog sich oberflächliche Schnittwunden zu, der 17-Jährige trug Würgemale am Hals davon. Der Angriff sei massiv und sehr intensiv gewesen.

Der Geflüchtete habe, für die Beamten deutlich hörbar, mehrfach „Allahu Akbar“ gerufen. Bis auf diese Äußerungen gebe es allerdings keine weiteren Hinweise auf ein islamistisches, auf ein religiöses Tatmotiv, betonte der Ansbacher Kripo-Leiter Dieter Hegwein. Die Motivlage sei nicht zweifelsfrei geklärt, die Ermittlungen liefen weiterhin auf Hochdruck.

Der Täter war laut Hegwein im August 2015 als Asylbewerber erstmalig nach Deutschland gekommen. Auf den Tag genau vor zwei Jahren wurde er in einer Ansbacher Gemeinschaftsunterkunft untergebracht, zuvor hatte er sich im Landkreis Neustadt/Aisch-Bad Windsheim aufgehalten, dort war er auch registriert, informierte Hegwein.

Sein Asylantrag war abgelehnt worden. Er besaß aktuell eine sogenannte Duldung, die nächste Woche abgelaufen wäre. Über einen Zusammenhang zwischen Duldungsablauf und Tat lasse sich aber nur spekulieren, erläuterte Hegwein. Der 30-Jährige hielt sich nur sporadisch in Ansbach auf, hatte Kontakte in den Großraum Mainz.

Der 30-Jährige sei polizeibekannt, informierte der Ansbacher Kripo-Chef. Polizeilich fiel er mit sieben Straftaten auf, darunter vor allem Gewaltdelikte, eine sexuelle Belästigung und ein Verstoß gegen das Betäubungsmittelgesetz.

Mittlerweile durchsuchten Beamte auch seine Wohnung, dort stellten sie ein Mobiltelefon sicher, auf dem sich allerdings laut Hegwein „keinerlei Hinweise auf die Tat oder das Motiv“ fanden. Nur sei auffällig gewesen: Im Zimmer lagen Antidepressiva. Der Täter war in einem Betreuungsverfahren, berichtete die Staatsanwaltschaft. Häufig seien die Gründe hierfür psychischer Natur. Details wollte die Leitende Oberstaatsanwältin Gaby Hofmeier in der Pressekonferenz aber nicht nennen.

Kriminalpolizei und Staatsanwaltschaft gehen von einem Einzeltäter aus, es gebe keinerlei Hinweise auf ein Netzwerk oder Mittäter, weshalb für die Stadt Ansbach keine Gefährdung bestehe. Für die weiteren Ermittlungen wurde die EKO „Wels“ gegründet – bestehend aus Kripo und Kriminalfachdezernat 1 in Nürnberg.

Johannes Zimmermann

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