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Veröffentlicht am 12.03.2024 18:37

EU-Kommission: Mit mehr Daten besser an Klimakrise anpassen

Ein aufziehendes Unwetter führte im vergangenen Sommer in Skandinavien zu Überschwemmungen, Bränden und Wasserschäden. (Foto: Henning Bagger/Ritzau Scanpix Foto/AP/dpa)
Ein aufziehendes Unwetter führte im vergangenen Sommer in Skandinavien zu Überschwemmungen, Bränden und Wasserschäden. (Foto: Henning Bagger/Ritzau Scanpix Foto/AP/dpa)
Ein aufziehendes Unwetter führte im vergangenen Sommer in Skandinavien zu Überschwemmungen, Bränden und Wasserschäden. (Foto: Henning Bagger/Ritzau Scanpix Foto/AP/dpa)

Mehr Wissen, mehr Daten und widerstandsfähigere Infrastruktur: Angesichts zunehmender Auswirkungen der Klimakrise muss Europa sich aus Sicht der EU-Kommission besser auf Klimarisiken einstellen und die Widerstandsfähigkeit von Gesellschaft und Wirtschaft stärken.

So sollten Klimarisiken etwa bei Haushaltsplänen, bei Planung und Instandhaltung von Infrastruktur und bei Katastrophenschutzsystemen stärker berücksichtigt werden, wie aus am Dienstag in Straßburg präsentierten Vorschlägen der Behörde für den Umgang mit Klimarisiken hervorgeht.

Die Vorschläge seien ein „lauter Aufruf zum Handeln auf allen Ebenen“, sagte Kommissionsvize Maros Sefcovic. „Das vergangene Jahr war mit Abstand das wärmste seit Beginn der Aufzeichnungen, und Europa muss daher seine Widerstandsfähigkeit gegen die Auswirkungen des Klimawandels stärken, indem es Risiken identifiziert, die Bereitschaft verbessert und die Politik in allen Bereichen feiner abstimmt“, sagte er.

Frühwarnsysteme, die Bekämpfung von Klima-Desinformation und etwa eine angepasste Raumplanung einschließlich kritischer Infrastrukturen seien Lösungen für mehr Klimaresilienz. Bei Klimaresilienz geht es darum, Ökosystem und Gesellschaft an die Erderwärmung anzupassen.

Klimarisikobericht warnt vor Dürren und Hitze

Mit dem Vorstoß reagiert die EU-Kommission auf einen am Montag veröffentlichten Klimarisikobericht der Europäischen Umweltagentur (EEA). Dieser bescheinigte Europa eine bislang unzureichende Vorbereitung: Europa sei der sich am schnellsten erwärmende Kontinent und mit Klimarisiken konfrontiert, die sich schneller entwickelten als die gesellschaftliche Vorsorge und Handlungsbereitschaft, hieß es etwa. So stellten unter anderem anhaltende und weiträumige Dürren eine erhebliche Bedrohung für die Erträge, die Ernährungssicherheit und die Trinkwasserversorgung dar. Hitze sei das größte und dringendste Klimarisiko für die menschliche Gesundheit.

Um die schlimmsten Folgen der Klimakrise zu vermeiden sowie um Gesundheit, Wirtschaft und Ökosysteme zu schützen, müssten zwar vor allem Treibhausgasemissionen reduziert werden, hieß es nun von der Kommission. Da die Auswirkungen des Klimawandels aber bereits spürbar seien und die Risiken weiter zunähmen, seien auch Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel unerlässlich.

Klare Verantwortlichkeiten wichtig

Nach Ansicht der Kommission sind klare Verantwortlichkeiten und Risikoträger eine Stellschraube. Dafür sollten die Mitgliedsstaaten sorgen. Nationale, regionale und lokale Ebenen sollen nach Forderungen der Behörde enger zusammenarbeiten - „um sicherzustellen, dass Wissen und Ressourcen dort zur Verfügung gestellt werden, wo sie am wirksamsten sind“. Zwar werde die Klimaresilienz zunehmend in allen Politikbereichen berücksichtigt, doch gebe es nach wie vor Defizite bei der Planung und Umsetzung auf nationaler Ebene.

Zusammenhänge müssen besser verstanden werden - mehr Daten

Politische Entscheidungsträger, Unternehmen und Investoren müssten die Zusammenhänge zwischen Klimarisiken, Investitionen und langfristigen Finanzierungsstrategien besser verstehen. Die Behörde will unter anderem dafür den Zugang zu Daten, Modellen und Szenarien verbessern - von Frühwarnsystemen bis zur langfristigen Planung. Wichtig sei zudem, Desinformation über den Klimawandel zu überwachen und zu bekämpfen. Klimarisiken sollten auch bei den Katastrophenschutzsystemen eine Rolle spielen.

Öffentliche und private Investitionen notwendig

Entscheidend für die Klimaresilienz seien darüber hinaus ausreichend öffentliche und private Gelder, hieß es. Die Kommission will demnach dafür sorgen, dass die Klimaresilienz Bestandteil aller relevanten EU-Ausgaben ist und mit dem Finanzsektor zusammenarbeiten, um öffentliche und private Investitionen besser zu mobilisieren. Daneben stehe die Behörde bereit, die Mitgliedsstaaten dabei zu unterstützen, etwa Klimarisiken in die nationalen Haushaltsverfahren einzubeziehen.

Die Kosten für Investitionen für weniger Anfälligkeit gegen Klimarisiken seien geringer als die Summen, die etwa nach Waldbränden, Überschwemmungen oder Ernteausfällen aufzubringen seien, hieß es. Schätzungen zufolge könnten diese Schäden nach Angaben der Kommission das EU-Bruttoinlandsprodukt bis zum Ende des Jahrhunderts um etwa sieben Prozent reduzieren. Investitionen in klimaresistente Gebäude, Verkehrs- und Energienetze aber könnten auch gute Geschäftsmöglichkeiten sein - und sowohl Arbeitsplätze als auch saubere Energie schaffen.

Infrastruktur muss für Klimarisiken gewappnet sein

Auch insgesamt sollten Klimarisiken nach Ansicht der Behörde stärker in die Planung und Instandhaltung kritischer Infrastrukturen - wie etwa für Verkehr und Energie - eingebunden werden. Infrastrukturanlagen seien durch etwa Überschwemmungen, Waldbrände oder hohe Temperaturen erheblich gefährdet.

Bundesumweltministerin Steffi Lemke begrüßte die Pläne der Europäischen Kommission für die Staatengemeinschaft. „In Deutschland gehen wir mit dem ersten Bundesgesetz für Klimaanpassung voran.“ Damit werde der Schutz vor den Folgen der Klimakrise als zentrale Aufgabe aller staatlichen Ebenen in einem Gesetz verankert. Derzeit werde in Deutschland auch an einer neuen Klimaanpassungsstrategie gearbeitet.

© dpa-infocom, dpa:240312-99-315311/2


Von dpa
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