Einige Autobahnbrücken im Südwesten sind nach einer Datenauswertung von Bauexperten in einem bedenklichen Zustand. Von Deutschlands 100 am stärksten angeschlagenen Autobahnbrücken liegen allein 16 in Baden-Württemberg, heißt es in einer der Deutschen Presse-Agentur vorliegenden Analyse der Bundesgütegemeinschaft Instandsetzung von Betonbauwerken. Damit liege das Land in dem Negativ-Ranking auf dem dritten Platz hinter Nordrhein-Westfalen und Hessen. Bayern und Rheinland-Pfalz folgen auf Platz vier und fünf.
Besonders betroffen im Südwesten sind der Auswertung zufolge Brücken entlang der A81 zwischen Würzburg und Singen. So zählen etwa die Kochertalbrücke und die Brettachtalbrücke nördlich von Heilbronn, die Talbrücke Neckarburg bei Rottweil und mehrere Brücken bei Engen im Hegau zu den am stärksten angeschlagenen Brücken Deutschlands. In besonders schlechtem Zustand sind zudem Brücken entlang der A8 und an der A61.
Die Bundesgütegemeinschaft hat nach eigenen Angaben von 3.786 Autobahnbrücken mit mindestens 50 Meter Länge diejenigen identifiziert, die deutschlandweit die schlechtesten Zustandsnoten haben. Die Zustandsbewertung „ausreichend“ bekamen demnach 1.382, bei 378 war der Bauwerkszustand „nicht ausreichend“. In „befriedigendem“ Zustand waren der Auswertung zufolge 1.697 Brücken, als „gut“ oder „sehr gut“ eingeschätzt wurde der Zustand von 286 Brücken.
Die Untersuchung stützte sich auf die regelmäßig von der Bundesanstalt für Straßenwesen veröffentlichte Brückenstatistik. Die Bewertung basiert auf Zustandsnoten, die akute Schäden und Abnutzungserscheinungen angeben. Zudem gibt es den sogenannten Traglastindex, der die Leistungsfähigkeit der Brücke gemessen an Alter und Material bewerte. Bei diesem Traglastindex kommt Baden-Württemberg der Studie zufolge auf Platz 2 nach Nordrhein-Westfalen.
Die Politik und die Autobahngesellschaft des Bundes müssten jetzt handeln, so Marco Götze, Vorsitzender der Bundesgütegemeinschaft. „Gerade bei Autobahnbrücken dürfen wir uns nicht darauf verlassen, dass das nächste Unglück so glimpflich verläuft wie der Teileinsturz der Carolabrücke in Dresden.“ Infrastruktur benötige konstante Instandhaltung und Erneuerung.
Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) hatte im März 2022 ein Maßnahmenpaket für eine schnellere Brückenmodernisierung vorgelegt. Bei vielen Brücken hat die intensive Beanspruchung in den vergangenen Jahrzehnten Spuren hinterlassen, vor allem durch den zunehmenden Schwerverkehr. In den kommenden Jahren sollen 400 Brücken pro Jahr saniert werden.
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