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FLZ-Auszeichnung: Philipp Kimmelmann ist Ehrenamtlicher des Monats September

Bei ihm haben alle die Chance, in einer Mannschaft auf dem Platz zu stehen, ob groß oder klein, dick oder dünn, schnell oder langsam. In seiner Sportart wird niemand ausgegrenzt. Philipp Kimmelmann ist seit fast 25 Jahren Jugendtrainer bei den Franken Knights in Rothenburg und Träger des Ehrenamtspreises der FLZ für den Monat September.

Der 52-Jährige kennt die Vorurteile gegen seinen Sport. „Man muss erst mal die Eltern überzeugen, dass hier keine Kinder über den Haufen gerannt werden. Die Spielidee ist, den Körperkontakt wegzunehmen.“ Deshalb spielt die Jugend im American Football eine eigene Variante, Flagfootball genannt oder kurz nur Flag.

Dabei tragen die Spieler eine Flagge am Gürtel. „Wenn sie vom Gegner am Gürtel weggezogen werden, ist das wie wenn jemand bei den Erwachsenen auf den Boden gebracht wird“, beschreibt Philipp Kimmelmann diese Variante. „Deshalb ist es für Kinder extrem gut geeignet. Größe und Gewicht machen wenig Unterschied. Die Eltern sind am Anfang oft erstaunt.“

Kinder kommen aus großem Umkreis

Bei den Franken Knights aus Rothenburg floriert die Jugendarbeit. Derzeit kommen 55 Kinder zwischen sechs und 16 Jahren ins Training, aus einem weiten Umkreis. Manche Eltern nehmen Strecken von 30 und 40 Kilometern auf sich. Beim Training in Rothenburg sind regelmäßig Kinder aus Dinkelsbühl, Bad Windsheim, Uffenheim, Colmberg, Leutershausen dabei, auch aus Weikersheim, Blaufelden oder Schrozberg im angrenzenden Baden-Württemberg. Um die Mannschaften in den Altersklassen bis 9, 11, 13 und 16 Jahren kümmern sich fünf Trainer, Philipp Kimmelmann hat als Head Coach die Regie. „Ich kenne alle.“ Und die Eltern, die ihn manchmal selbst schon als Jugendtrainer erlebt haben.

Beim Flagfootball für Kinder ab sechs Jahren spielen auf einem kleinen Feld fünf gegen fünf. Es gibt keine Helme, keine Schulterpolster, keine Tore, nur die Touchdownlinie, und auch gemischte Mannschaften mit drei Jungs und zwei Mädchen. Die Erwachsenen spielen elf gegen elf, ab 2028 ist die Sportart olympisch.

„Um Flagfootball zu spielen braucht man nur eine halbe Stunde Erklärung. Das geht ganz leicht“, erklärt Philipp Kimmelmann. Gespielt wird mit vorher einstudierten Spielzügen. „Die Kleinsten bei uns sind sechs Jahre alt. Schon die Jüngsten in unserer U9-Mannschaft wissen genau, wie sie bei welchem Spielzug laufen müssen.“

Teamgedanke an erster Stelle

Regeln und Strukturen geben nicht nur die Trainer, sondern ebenso die Mitspieler vor. „Sie regulieren sich gegenseitig und versuchen, das möglichst genau zu schaffen. Wer seine Aufgabe richtig macht, ist voll im Team dabei. Der Reiz ist für alle der gleiche. Es geht nicht nur darum, wer für einen Touchdown den Ball geworfen oder gefangen hat. Die anderen, die den Raum frei gemacht haben, haben genauso viel Anteil. Wenn alle Kinder das kapiert haben, ist es gut.“ Ein Prinzip, das den 52-Jährigen begeistert. „Der Teamgedanke ist der alleroberste. Ohne Teamgedanken geht in dem Sport gar nichts.“

Philipp Kimmelmann ist mit drei Geschwistern in Markelsheim aufgewachsen, einem Weinort im Taubertal, der zu Bad Mergentheim gehört. Gespielt hat er seit seiner Jugend lange im Fußballverein. Drei Kumpels nahmen ihn dann mal zum Football in Bad Mergentheim mit. Dort hat er seinen ersten Touchdown bejubelt. Als er zum Studium nach Würzburg kam, was für ihn klar, dass seine Zukunft im Football liegt. Damals hatten sich die Rothenburg Knights für zwei Jahre nach Würzburg verlagert und sich deshalb in Franken Knights umbenannt. Als sie zu ihren Wurzeln an der Tauber zurückkehrten, blieb ihnen Philipp Kimmelmann treu. „Weil es einfach taugt.“

Als schneller Wide Receiver fing er in der ersten Bundesliga die Pässe, dann begann seine Trainerkarriere. Heute ist er im 25. Jahr als Head Coach für alle jungen Ritter aktiv, zusätzlich Cheftrainer der Bayernauswahl für das U16-Flagteam und nebenbei Präsident vom Förderverein der Knights.

Große Football-Familie in Rothenburg

In Würzburg hat der Bauingenieur eine eigenes Büro für Statik und Baukonstruktion. Zuhause ist er in Weikersheim, 30 Kilometer nördlich von Rothenburg gelegen. „Das Fahren ist egal, da gewöhnt man sich dran.“ Zwischen Sport oder Familie muss er sich nicht entscheiden. Seine Frau Carmen und die beiden 12- und 14-jährigen Töchter, beide auch in der Bayernauswahl aktiv, gehören ebenfalls zur Rothenburger Footballfamilie. „Die Töchter haben erst auch andere Sportarten gemacht und sich dann selbstständig für Flag entschieden.“

Gespielt wird nicht jedes Wochenende, sondern an rund zehn Tagen mit gleich mehreren Teams und Spielen. Diese langen Tage in der Winter- und Sommersaison verbinden Kinder, Eltern und Trainer, das gemeinsame Essen danach ist selbstverständlich. „Wir haben ein enges Miteinander, bei dem viele Freundschaften wachsen.“

Harmonie im Verein: „Wir haben uns nie gestritten.“

Dieses Miteinander ist grenzenlos. „Bei uns können alle auf ihrer Position Spiele entscheiden. Es macht den Reiz beim Football aus, dass ich auf manchen Positionen große, kräftige Spieler brauche, auf anderen Positionen Hungerhaken, die schnell rennen.“ Weil schon in der Jugend die Weichen für die Spielzüge gestellt werden, sind auch die Kinder, die ein paar Kilos mehr haben, bereits bei der Ausbildung im Flag sehr gefragt. „Für große, schwere Jugendliche ist danach Tacklefootball eine der wenigen Sportarten, die sie machen können. Die können bei uns Teamleader sein. Wir wissen von den Eltern, dass die Footballzeit für diese Kinder oft ihre beste Zeit im Sport war.“

Teamgeist und Fairness haben Philipp Kimmelmann ein Vierteljahrhundert als Trainer aktiv gehalten. „Wir haben im Verein klare Kompetenzen, es gibt kein Gerangel. Die Arbeit wird verteilt, wir haben uns nie gestritten.“ Als Trainer der Bayernauswahl weiß er, dass die Knights eine starke Unterstützung durch die Stadt genießen. „In Footballbayern werden wir für unsere Situation beneidet. Wir können über den Winter in allen Wochen in einer großen Halle trainieren. Da stehen wir in Rothenburg wirklich gut da.“

Ein Ende ist für den 52-Jährigen nicht in Sicht. „Solange es Spaß macht, mache ich weiter. Das ist ganz einfach.“

Aktion „Mein Ehrenamt”: Sie kennen auch eine Person aus der Region, deren ehrenamtliches Engagement einen Preis verdient hätte? Dann schlagen Sie sie über unser Bewerbungsformular vor. Hier finden Sie alles zur Aktion.

Philipp Kimmelmann geht als Cheftrainer für die Jugend in sein 25. Jahr bei den Franken Knights aus Rothenburg. (Foto: Manfred Blendinger)
Philipp Kimmelmann geht als Cheftrainer für die Jugend in sein 25. Jahr bei den Franken Knights aus Rothenburg. (Foto: Manfred Blendinger)
Philipp Kimmelmann geht als Cheftrainer für die Jugend in sein 25. Jahr bei den Franken Knights aus Rothenburg. (Foto: Manfred Blendinger)

Von Manfred Blendinger
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