Mr. Davis Cup ist tot: Niki Pilic stirbt mit 86 | FLZ.de | Stage

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Veröffentlicht am 23.09.2025 11:37, aktualisiert am 23.09.2025 13:22

Mr. Davis Cup ist tot: Niki Pilic stirbt mit 86

Der frühere Davis-Cup-Teamchef Niki Pilic ist im Alter von 86 Jahren gestorben. (Foto: Harry Melchert/dpa)
Der frühere Davis-Cup-Teamchef Niki Pilic ist im Alter von 86 Jahren gestorben. (Foto: Harry Melchert/dpa)
Der frühere Davis-Cup-Teamchef Niki Pilic ist im Alter von 86 Jahren gestorben. (Foto: Harry Melchert/dpa)

Am Tennis-Boom in Deutschland hatte er mit den Erfolgen des Davis-Cup-Teams um Boris Becker und Michael Stich gehörigen Anteil. Bis ins hohe Alter stand Niki Pilic in seiner kroatischen Heimatstadt Opatija in der Nähe von Rijeka noch auf dem Platz und spielte die gelbe Filzkugel über das Netz. Nun ist der Mr. Davis Cup tot.

Pilic starb am Montag im Alter von 86 Jahren in seiner kroatischen Heimat, wie der kroatische Tennis-Verband der Deutschen Presse-Agentur bestätigte. „Einer der allerbesten Trainer der Welt! RIP Niki“, schrieb Becker bei Instagram. Das Leben von Pilic ist mit dessen eigenen Worten „Ich liebe Tennis“ gut zusammengefasst.

Der rasante Aufschwung der Sportart in Deutschland Mitte der Achtzigerjahre des vergangenen Jahrhunderts ist vor allem mit den Namen von Becker und Steffi Graf verbunden. Doch auch Pilic war es zu verdanken, dass ein Großteil der Nation plötzlich vor dem Fernseher saß und stundenlang Tennis schaute, manchmal bis tief in die Nacht. 1988, 1989 und 1993 führte er das deutsche Davis-Cup-Team dreimal zum Titel und bereitete den deutschen Tennis-Fans unvergessliche Stunden. Spieler wie Becker, Stich, Carl-Uwe Steeb oder Eric Jelen waren damals an seiner Seite.

Vor allem der erste Titel 1988 mit Deutschland gegen Schweden in Göteborg war ihm immer in bester Erinnerung geblieben. „Der Erfolg gegen Schweden war eine große Überraschung, niemand hatte damit gerechnet“, sagte Pilic. „Ich hatte das Gefühl: Jetzt können wir sogar übers Wasser gehen“, erinnerte sich der Kroate mit deutscher Staatsbürgerschaft an die damalige Euphorie, die er ganz entscheidend mit entfacht hatte.

Steeb sprach zuletzt noch mit Pilic

„Ohne unseren Kapitän wäre der Triumph nicht möglich gewesen“, sagte Tennis-Legende Becker, der damals an der Seite von Eric Jelen im Doppel den entscheidenden dritten Punkt holte, einmal. „Ich habe so viele Erinnerungen, zumal ich an seinem Geburtstag noch mit ihm gesprochen habe“, sagte Carl-Uwe Steeb der dpa. „Da war alles in Ordnung. Ihm ging's gut. Er hat gesagt, er spielt noch Tennis dreimal die Woche.“

In der Tat stand Pilic, der auch als Spieler Weltklasse verkörperte, bis zuletzt auf dem Tennisplatz und arbeitete in Kroatien mit jungen Talenten. Schon immer hatte er ein besonderes Herz für den Tennis-Nachwuchs. Zu den Schützlingen in seiner Akademie zählte einst auch der spätere Weltranglisten-Erste Novak Djokovic.

Djokovic dankt Pilic

„Niki ist einer der wichtigsten Tennis- und Lebensmentoren, die ich je hatte. Meine Zeit an seiner Akademie hat mein Spiel und meine Karriere in höchstem Maße beeinflusst“, sagte der Rekord-Grand-Slam-Turnersieger aus Serbien einmal über den tennisverrückten Pilic.

2010 hatte Pilic als Berater großen Anteil daran, dass sich Djokovic mit Serbien den Traum vom Davis-Cup-Titel erfüllen konnte. Zudem gewann er mit Kroatien 2005 den prestigeträchtigen Teamwettbewerb. Pilic ist damit der einzige Trainer, der den Davis Cup mit drei verschiedenen Nationen gewonnen hat.

Von 2015 bis 2017 kehrte Pilic noch einmal als Berater zum Deutschen Tennis Bund zurück, sein Verhältnis zum Verband war bis zum Schluss gut. „Niki Pilić hat das deutsche Tennis nachhaltig geprägt. In seiner Amtszeit feierte unser Davis-Cup-Team historische Erfolge“, sagte DTB-Präsident Dietloff von Arnim in einer Pressemitteilung. „Er verstand es, das Beste aus den Spielern herauszuholen und sie zu einer echten Mannschaft zu formen. Sein Vermächtnis wird im deutschen Tennis weiterleben.“

Steeb berichtete, dass das von Pilic geführte erfolgreiche Davis-Cup-Team bis heute im Kontakt miteinander steht: „Wir haben so viel erlebt zusammen.“

© dpa-infocom, dpa:250923-930-73565/2


Von dpa
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