Wer hat auf dem Schirm, dass das Kind neue Badesachen benötigt? Wer plant das Essen? Wer erinnert an die Impftermine? Wer denkt ans Kita-Fest oder das Geburtstagsgeschenk für die Schwiegermutter? Ach ja, und neues Waschmittel und Toilettenpapier braucht es auch noch - und wer kauft's? In vielen Partnerschaften bleibt das häufig an einer Seite hängen. Doch wie kann man Haushalt und Kinderbetreuung gerechter aufteilen?
Frauen hören immer wieder, sie sollen eigene Ansprüche an den perfekten Haushalt einfach mal reduzieren, um die Beziehung zu retten. Die Trainerin für Gleichwürdigkeit, Annette Christ aus Köln, sieht das anders. „Ansprüche zu reduzieren ist doch gar nicht nötig. Man kann die Verantwortung auch einfach abgeben“, schlägt sie vor.
Sie rät, Loslassen zu üben und den Partner sogar durchaus so zu akzeptieren, dass er bleibt, wie er ist: „Wenn er dann die Wäsche nach seiner Art aufhängt, sollte man ihn einfach machen lassen und sich sagen „Das liegt jetzt nicht mehr in meiner Verantwortung”.“
Aber wie lernt man das, ohne innerlich zu kochen? „Wenn ich mich selbst über eine Sache ärgere, hat das nichts mit dem Partner zu tun, sondern mit mir“, sagt Annette Christ. Wichtig sei, darüber nachzudenken: Woher kommt das? Wann und wie habe ich das in meiner Vergangenheit so erlernt? Geht es vielleicht auch anders?
Für die Expertin ist der Wille entscheidend, Veränderung zu wollen. Das ist wie mit den guten Vorsätzen für ein neues Jahr. Man muss sie wollen. Ist man erst einmal an dem Punkt angelangt, braucht es Kommunikation mit dem Partner. Und dafür hat die Beraterin drei Tipps:
In vielen Situationen mag es verlockend sein, dem Ärger direkt Luft zu machen, wenn er sich angestaut hat. Doch das helfe auf dem Weg zu einer langfristigen Lösung nicht, so Christ.
Sie rät, die Lage zunächst alleine in Ruhe durchzugehen. Welche Muster haben sich eingeschlichen? Was genau empfinde ich als ungerecht? „Hilfreich ist da, sich zu überlegen, welche Bedürfnisse man hat und nach welchen Werten man leben möchte“, so Christ. Hat man das in Ruhe geordnet, steht die Grundlage für ein Gespräch.
„Typisch, dass das wieder an mir hängen bleibt“: Auch wenn einem dieser Satz auf der Zunge liegt - aussprechen sollte man ihn besser nicht. „Mit Vorwürfen und Schuldzuweisungen stelle ich mich über den Partner“, warnt Christ. Ein konstruktives Gespräch kommt so kaum in Gang.
Gleiches gelte für Aussagen wie „Ich mach das schnell, bevor ich es dir lang und breit erkläre“ oder „Für dich habe ich viel aufgegeben“. Auch sie erzeugen eine Hierarchie. Besser ist es, das Thema auf Augenhöhe zu verhandeln - und eher Beobachtungen als Bewertungen in das Gespräch einzubringen.
Wenn ich mich entschieden habe, Verantwortung für bestimmte Haushaltstätigkeiten abzugeben, sollte ich auch akzeptieren, wie das der Partner nun anders handhabt. „Dazu gehört auch, seine Umsetzung nicht abzuwerten und hinterher rumzumoppern“, rät die Expertin.
Ein klärendes Gespräch - und schon hat man eine Lösung, mit der alle fein sind? Das passiert selten. „Was sich in 10, 20 Jahren in die Partnerschaft eingeschlichen hat, kann man nicht in einem Jahr ändern oder in einem Monat“, sagt Christ. Neue Gewohnheiten brauchen Zeit, um sich zu etablieren.
Was auf dem Weg hilft: Fortschritte anerkennen. Das kann ein „Danke“ oder ein Lob sein - nicht nur für den Partner, sondern auch für sich selbst. Schließlich bildet man in der Partnerschaft ein Team.
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