Er gilt als einer der spektakulärsten Diebeszüge der jüngeren bayerischen Geschichte: der Goldraub von Manching. Im November 2022 drang eine kriminelle Bande filmreif in das dortige Kelten-Römer-Museum ein und stahl mit dem ausgestellten Goldschatz das zentrale Stück der Sammlung und damit einen „Jahrhundertfund”. Der finanzielle Schaden betrug laut Ermittlern über 1,5 Millionen Euro.
Die Ermittler haben vier Verdächtige für die Tat im Visier, die seit diesem Dienstag in Ingolstadt vor Gericht stehen. Wie das Bayerische Landeskriminalamt (BLKA) nun zum Prozessbeginn in Erinnerung ruft, soll der Goldraub nur die Spitze des Eisbergs gewesen sein. Dabei spielt auch Westmittelfranken eine Rolle.
Laut BLKA steht die Gruppe aus Mecklenburg-Vorpommern und Nordrhein-Westfalen im Verdacht, für eine regelrechte Orgie an Einbruchsdiebstählen verantwortlich zu sein – 31 noch nicht verjährte Fälle an der Zahl. Darunter sind auch zwei aus der Region.
Zwischen 3. und 5. November 2017 brachen mehrere Täter in Heilsbronn in den dortigen Rewe-Supermarkt ein. Dazu durchtrennten sie Telekommunikationsleitungen, um die Alarmanlage außer Gefecht zu setzen. Dann hebelten sie Türen auf, gelangten ins Warenlager, in den Verkaufsraum und zum Schluss ins Büro, wo sie den Tresor aufbrachen. Die Beute: 500 Euro Wechselgeld.
Schon kurze Zeit später, am 6. November 2017, drang eine Gruppe in die McDonald's-Filiale in Neustadt/Aisch ein. Auch hier kamen die Täter über eine Außentür ins Innere, räumten sich bis zum Büro den Weg frei und flexten dort den Tresor auf. Wie hoch der entwendete Bargeldbetrag hier war, präzisierte die Polizei damals nicht.
Über eine DNA-Spur am Manchinger Museum erhielten die Ermittler weitere Treffer in der Datenbank, darunter besagter Fall aus Heilsbronn. Über die Vorgehensweise der Täter kamen Fälle wie jener in Neustadt hinzu. Die Polizei wertet das als großen Erfolg: „Viele der Taten wurden von den damaligen Ermittlungsdienststellen bereits zu den Akten gelegt und galten als ungeklärt. Jetzt ist die lange Liste an vergangenen Taten ein wesentlicher Bestandteil der Anklage”, heißt es vom BLKA.
Dabei wird klar: Die Einbrüche in Heilsbronn und Neustadt – sowie all die anderen Taten – könnten gewissermaßen als Übungsfälle für das „Meisterstück” der Angeklagten durchgehen. Denn die Art und Weise, wie vorgegangen wurde, sei „seit Jahrzehnten gleich” gewesen, sagt das BLKA.
Zunächst hätten die Täter Kabel durchtrennt, „um die Internet- und Telefonversorgung der gesamten Umgebung stillzulegen” und die Alarmanlagen zu unterdrücken. Im Fall von Manching hatte das Vorgehen dazu geführt, dass in rund 13.000 Haushalten Internet und Telefonie ausfielen. Auch Störsender seien wiederholt verwendet worden. Beim Einbruch selbst habe die Bande mit einer Flex die Tresore aufgeschnitten.
Die vier angeklagten Männer zwischen 43 und 52 Jahren müssen sich nun am Landgericht Ingolstadt verantworten. Ob dabei etwas über den Verbleib des für die Wissenschaft unschätzbar wertvollen Goldschatzes zu erfahren ist, bleibt offen. Klar ist: Mindestens ein Teil davon ist unwiederbringlich verloren. Bislang wurde lediglich zu Klumpen geschmolzenes Gold gefunden, das sich dem Fund zuordnen lässt.