Hass und Wut treibt sie an, weil die Frauen sie ablehnen, ein eigenständiges Leben wollen oder sich von ihnen trennen. Sie erwürgen ihre Opfer oder stechen viele Male auf sie ein. Immer wieder werden in Bayern Frauen und Mädchen aufgrund ihres Geschlechts getötet. Im vergangenen Jahr starben nach einer Auswertung des bayerischen Landeskriminalamts (LKA) 40 Mädchen und Frauen bei einem Femizid, der Großteil davon waren Frauen über 21 Jahren.
Als Femizide werden Gewaltverbrechen bezeichnet, bei denen Frauen aufgrund ihres Geschlechts getötet werden – also weil sie Frauen sind und aus Sicht der Täter als weniger wert gelten. In den meisten Fällen sind die Täter die Partner oder Ex-Partner der Frauen.
Femizide werden dem Bundeskriminalamt (BKA) zufolge in der Polizeilichen Kriminalstatistik nicht erfasst. Zudem fehle eine bundeseinheitliche Definition, heißt es im BKA-Lagebild zu geschlechtsspezifisch gegen Frauen gerichteten Straftaten. Insofern sei nur eine Annäherung an die tatsächliche Zahl der Femizide möglich. Ausgewertet werden dafür Mord, Totschlag und Körperverletzung mit Todesfolge mit weiblichen Opfern.
Diesen Zahlen zufolge wurden 129 Frauen und Mädchen im vergangenen Jahr im Freistaat Opfer von versuchten oder vollendeten Femiziden. 2023 waren es demnach 143. Im ersten Corona-Jahr 2020 gab es noch 189 Opfer von versuchten oder vollendeten Femiziden. Seither sinke die Zahl mit leichten Schwankungen, erläutern die LKA-Fachleute. Eine Erklärung gebe es dafür aber nicht.
Femiziden gehen häufig über längere Zeit Misshandlungen, Bedrohungen, Einschüchterungen oder sexuelle Gewalt voraus - darauf weist eine Publikation der Weltgesundheitsbehörde (WHO) hin.
Erst kürzlich hatte das Landgericht Nürnberg einen Mann wegen Mordversuchs an seiner getrennt lebenden Frau zu lebenslanger Haft verurteilt. Er hatte die Frau auf einem Spielplatz in Hersbruck vor den Augen zahlreicher Menschen mit einem Messer angegriffen und 22 Mal auf sie eingestochen. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.
Wie sich im Prozess zeigte, war der Mann bereits zuvor gewalttätig geworden und hatte seiner Frau gedroht, sie zu töten. Noch vor der Trennung war er schon einmal mit einem Messer auf sie losgegangen. Die Frau hatte daraufhin ein Kontaktverbot gegen ihn erwirkt. Sie habe nie gedacht, dass er sie in der Öffentlichkeit angreifen würde, sagte sie im Prozess. Sicher habe sie sich dort trotzdem nicht gefühlt.
Um Frauen besser zu schützen, fordert die Frauenrechtsorganisation Terre de Femmes die bundesweite Einführung elektronischer Fußfesseln zur Überwachung gewalttätiger Männer. In Bayern sei dies auf Grundlage des Landespolizeigesetzes für Straftäter bereits möglich, teilte das Justizministerium in München mit.
Der Freistaat setzt sich laut Ministerium zudem dafür ein, eine Überwachungstechnologie nach spanischem Vorbild zum Schutz von Opfern häuslicher Gewalt bundesweit einzuführen. Dabei trägt das Opfer freiwillig ein GPS-Gerät, das Alarm auslöst, sobald sich der Täter nähert. Im Koalitionsvertrag sei eine entsprechende Änderung des Gewaltschutzgesetzes vereinbart.
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