Kreml-Kritiker Ilja Jaschin lehnt trotz der möglichen Gefahren durch den russischen Geheimdienst einen Polizeischutz in Deutschland ab. Bei seiner Ankunft nach dem beispiellosen Gefangenenaustausch zwischen Russland und dem Westen vor rund einem Monat sei ihm ein Personenschutz angeboten worden, sagte er den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Das wolle er „auf keinen Fall“. „Ich hatte nicht mal in Moskau Bodyguards, warum sollte ich dann hier welche haben?“
Er habe während eines Café-Besuchs in Berlin mit einem Freund allerdings einen „seltsamen Vorfall“ erlebt, berichtet Jaschin. Ein Mann am Nebentisch habe plötzlich sein Handy gezückt und angefangen, ihn zu filmen. „Dieser Mann war kein normaler Café-Besucher, sondern hat uns ausspioniert“, sagte er. „Ich weiß mittlerweile sehr gut, wie russische Agenten oder Polizisten aussehen.“
Auf den seit mehr als zweieinhalb Jahren andauernden russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine angesprochen sagte Jaschin: „Es darf keine Illusion darüber geben, dass Putin sich mit der Ukraine zufriedengeben würde.“ Vielmehr sollten sowohl der Westen als auch die russische Opposition alles dafür tun, „um die Ukraine zu retten“. In Russland hatte der prominente Kreml-Kritiker 2022 eine achteinhalbjährige Haftstrafe bekommen, weil er offen die von Russen angerichteten Gräueltaten im Kiewer Vorort Butscha angesprochen hatte.
Zugleich beklagte Jaschin, dass der Raum für kritische Meinungen in Russland immer enger werde. Die meisten Leute hätten Angst, sich gegen den russischen Präsidenten Wladimir Putin und sein Regime zu stellen. „Putin hat mein Volk als Geisel genommen“, sagte er.
Bei einem beispiellosen Gefangenenaustausch wurden Anfang August von Russland und Belarus neben Jaschin 15 weitere Menschen freigelassen, die unter anderem wegen ihrer Tätigkeiten als Journalisten, Künstler, Oppositionelle oder Aktivisten in Gefangenschaft geraten waren. Im Gegenzug wurden zehn Personen an Moskau übergeben, darunter der verurteilte „Tiergartenmörder“ Wadim Krassikow und Spione.
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