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Veröffentlicht am 30.03.2022 05:42

Inflation, Inflation, Inflation: Wohin steigen die Preise?

Ein Kunde schiebt einen bis zum Rand gefüllten Einkaufswagen über den Parkplatz eines Supermarktes. (Foto: Matthias Balk/dpa)
Ein Kunde schiebt einen bis zum Rand gefüllten Einkaufswagen über den Parkplatz eines Supermarktes. (Foto: Matthias Balk/dpa)
Ein Kunde schiebt einen bis zum Rand gefüllten Einkaufswagen über den Parkplatz eines Supermarktes. (Foto: Matthias Balk/dpa)

Sechs Prozent? Sieben Prozent? Deutschlands Verbraucher blicken mit Sorge auf die Inflationsentwicklung. Der Krieg in der Ukraine heizt die Energiepreise weiter an, die schon zuvor Haupttreiber der Teuerung waren.

Im März kletterte die jährliche Teuerungsrate auf 7,3 Prozent, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch anhand einer ersten Schätzung mitteilte. Das ist der höchste Stand im wiedervereinigten Deutschland und auch in der bundesrepublikanischen Geschichte muss man bis zum Herbst 1981 zurückschauen, um ähnlich hohe Inflationsraten zu finden. Damals waren die Mineralölpreise infolge des Ersten Golfkrieges stark gestiegen.

Die Hoffnung auf sinkende Inflationsraten nach dem Jahreswechsel erfüllte sich nur kurzzeitig. Nach einem Rückgang auf 4,9 Prozent im Januar stieg die Teuerung in Deutschland bereits im Februar 2022 wieder über die Fünf-Prozent-Marke: Die Verbraucherpreise lagen um 5,1 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats. Und nun also 7,3 Prozent Inflation im März, wobei Energie um 39,5 Prozent teurer war als ein Jahr zuvor. Nicht nur die angespannte Lage auf dem Weltmarkt treibt die Preise, sondern auch die deutsche CO2-Abgabe: Seit Jahresbeginn werden 30 Euro je Tonne Kohlendioxid fällig, das beim Verbrennen von Diesel, Benzin, Heizöl und Erdgas entsteht.

Verbraucherinnen und Verbraucher in Deutschland müssen sich nach Einschätzung von Volkswirten auf weiter steigende Preise einstellen. Im Februar lagen die Erzeugerpreise für gewerbliche Produkte um 25,9 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats. Für Konsumenten könnten viele Produkte also noch teurer werden, weil Unternehmen auf höhere Einkaufspreise etwa für Rohstoffe mit einem Preisaufschlag reagieren. Einer aktuellen Umfrage des Ifo-Instituts zufolge planen immer mehr Firmen Preiserhöhungen in den nächsten drei Monaten.

„Durch den Energiepreisschub aufgrund des Krieges dürfte sich der Verbraucherpreisanstieg vor allem kurzfristig nochmals spürbar verstärken“, sagte Bundesbank-Präsident Joachim Nagel jüngst. Der Bankenverband BdB erwartet in den nächsten Monaten Inflationsraten von mehr als sieben Prozent. „Auch für die nächsten Jahre rechnen wir mit deutlich steigenden Preisen“, sagte BdB-Hauptgeschäftsführer Christian Ossig. Das Ifo-Institut prognostiziert für das Gesamtjahr 2022 eine Teuerungsrate von bis zu 6,1 Prozent. Das wäre die höchste Inflation in Deutschland seit der Wiedervereinigung 1990.

Der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung rechnet ebenfalls mit 6,1 Prozent Inflation in Deutschland in diesem Jahr. „Die große Abhängigkeit von russischen Energielieferungen birgt das erhebliche Risiko einer geringeren Wirtschaftsleistung und höherer Inflation“, erklärten die „Wirtschaftsweisen“ in ihrer am Mittwoch vorgestellten Prognose.

Höhere Inflationsraten schmälern die Kaufkraft von Verbraucherinnen und Verbrauchern, weil sie sich für einen Euro dann weniger leisten können. Vor allem dann, wenn Waren teurer werden, die häufig gekauft werden, spüren die Menschen das im Portemonnaie: beim Tanken, im Supermarkt. Dazu kommt: In den von der Corona-Pandemie geprägten Jahren 2020 und 2021 mussten Deutschlands Arbeitnehmer jeweils Reallohnverluste hinnehmen. Im vergangenen Jahr wurde der an sich kräftige Anstieg der Bruttolöhne um knapp 3,1 Prozent mehr als vollständig von den um gut 3,1 Prozent gestiegenen Verbraucherpreisen aufgezehrt. Für das laufende Jahr sind wegen der noch stärker anziehenden Inflation ebenfalls keine Reallohngewinne zu erwarten.

Die Bundesregierung hat in der vergangenen Woche ein weiteres Paket geschnürt, um die Menschen angesichts der stark gestiegenen Energie- und Spritpreise zu entlasten. Darin enthalten ist eine auf drei Monate befristete Senkung der Energiesteuer, die den Liter Benzin um 30 Cent und Diesel um 14 Cent günstiger machen soll. Zudem erhalten Arbeitnehmer einmalig 300 Euro Energiezuschuss auf ihr Bruttogehalt und Familien pro Kind 100 Euro Bonus auf den Kinderfreibetrag. Die Gesamtkosten für den Staat werden nach Schätzung des Bundesfinanzministeriums an die 16 Milliarden Euro heranreichen, die das erste Entlastungspaket aus dem Februar umfasste.

Auch im Euroraum insgesamt treiben vor allem die Energiepreise die Teuerung. Im Februar erreichte sie mit 5,9 Prozent den höchsten Stand im Währungsraum seit Einführung des Euro als Verrechnungswährung im Jahr 1999. In den USA stiegen die Verbraucherpreise im Februar zum Vorjahr um knapp 8 Prozent, das war dort der höchste Wert seit 40 Jahren. Großbritannien erlebt den steilsten Anstieg der Verbraucherpreise seit 1992.

Angesicht der hartnäckig hohen Inflation forciert die EZB die Normalisierung ihrer seit Jahren ultralockeren Geldpolitik. Europas Währungshüter rechnen für den Euroraum im laufenden Jahr mit einer Teuerungsrate von 5,1 Prozent. Die Notenbank strebt stabile Preise bei zwei Prozent Jahresteuerung an. Kritiker werfen der EZB schon länger vor, mit ihrer Billiggeldflut die Inflation anzuheizen.

Am 10. März hat die EZB beschlossen, den Erwerb zusätzlicher Anleihen von Staaten und Unternehmen bereits bis Mitte 2022 zurückzufahren. „Sofern die Nettokäufe wie derzeit vorgesehen im dritten Quartal enden, eröffnet das die Möglichkeit, bei Bedarf die Leitzinsen noch in diesem Jahr anzuheben“, sagte Bundesbank-Präsident Nagel wenige Tage nach der Entscheidung des EZB-Rates, dem er angehört.

Die Währungshüter haben ein Augenmerk darauf, dass es nicht zu einer gefährlichen Lohn-Preis-Spirale kommt. Steigen die Löhne als Reaktion auf die aktuell hohe Inflation zu stark, könnte das die Preise noch weiter nach oben treiben, weil Unternehmen gestiegene Löhne als Rechtfertigung von weiteren Preiserhöhungen heranziehen. Löhne und Preise schaukeln sich dann gegenseitig hoch, die Inflation könnte sich dauerhaft auf hohem Niveau festsetzen. Bislang sieht die EZB aber keine Anzeichen für eine solche Entwicklung.

Frankfurt/Main (dpa) - Sechs Prozent? Sieben Prozent? Deutschlands Verbraucher blicken mit Sorge auf die Inflationsentwicklung.

Der Krieg in der Ukraine heizt die Energiepreise weiter an, die schon zuvor Haupttreiber der Teuerung waren. Heute veröffentlicht das Statistische Bundesamt seine erste Schätzung zur Entwicklung der Teuerungsrate in Deutschland im März.

Die Hoffnung auf sinkende Inflationsraten nach dem Jahreswechsel erfüllte sich nur kurzzeitig. Nach einem Rückgang auf 4,9 Prozent im Januar kletterte die Teuerung in Deutschland im Februar 2022 wieder über die Fünf-Prozent-Marke: Die Verbraucherpreise lagen um 5,1 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats. Deutlich teurer wurden Heizöl (plus 52,6 Prozent), Erdgas (plus 35,7 Prozent) und Sprit (plus 25,8 Prozent). Nicht nur die angespannte Lage auf dem Weltmarkt trieb die Preise, sondern auch die deutsche CO2-Abgabe: Seit Jahresbeginn werden 30 Euro je Tonne Kohlendioxid fällig, das beim Verbrennen von Diesel, Benzin, Heizöl und Erdgas entsteht.

Die Verbraucherinnen und Verbraucher in Deutschland müssen sich nach Einschätzung von Volkswirten auf weiter steigende Preise einstellen. Im Februar lagen die Erzeugerpreise für gewerbliche Produkte um 25,9 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats. Für Konsumenten könnten viele Produkte also noch teurer werden, weil Unternehmen auf höhere Einkaufspreise etwa für Rohstoffe mit einem Preisaufschlag reagieren.

„Durch den Energiepreisschub aufgrund des Krieges dürfte sich der Verbraucherpreisanstieg vor allem kurzfristig nochmals spürbar verstärken“, sagte Bundesbank-Präsident Joachim Nagel jüngst. Der Bankenverband BdB erwartet in den nächsten Monaten Inflationsraten von mehr als sieben Prozent. „Auch für die nächsten Jahre rechnen wir mit deutlich steigenden Preisen“, sagte BdB-Hauptgeschäftsführer Christian Ossig. Das Ifo-Institut prognostiziert für das Gesamtjahr 2022 eine Teuerungsrate von bis zu 6,1 Prozent. Das wäre die höchste Inflation in Deutschland seit der Wiedervereinigung 1990.

Höhere Inflationsraten schmälern die Kaufkraft von Verbraucherinnen und Verbrauchern, weil sie sich für einen Euro dann weniger leisten können. Vor allem dann, wenn Waren teurer werden, die häufig gekauft werden, spüren die Menschen das im Portemonnaie: beim Tanken, im Supermarkt. Dazu kommt: In den von der Corona-Pandemie geprägten Jahren 2020 und 2021 mussten Deutschlands Arbeitnehmer jeweils Reallohnverluste hinnehmen.

Im vergangenen Jahr wurde der an sich kräftige Anstieg der Bruttolöhne um knapp 3,1 Prozent mehr als vollständig von den um gut 3,1 Prozent gestiegenen Verbraucherpreisen aufgezehrt. Für das laufende Jahr sind wegen der noch stärker anziehenden Inflation ebenfalls keine Reallohngewinne zu erwarten.

Die Bundesregierung hat in der vergangenen Woche ein weiteres Paket geschnürt, um die Menschen angesichts der stark gestiegenen Energie- und Spritpreise zu entlasten. Darin enthalten ist unter anderem eine auf drei Monate befristete Senkung der Energiesteuer, die den Liter Benzin um 30 Cent und Diesel um 14 Cent günstiger machen soll.

Zudem erhalten Arbeitnehmer einmalig 300 Euro Energiezuschuss auf ihr Bruttogehalt und Familien pro Kind 100 Euro Bonus auf den Kinderfreibetrag. Die Gesamtkosten für den Staat werden nach Schätzung des Bundesfinanzministeriums an die 16 Milliarden Euro heranreichen, die das erste Entlastungspaket aus dem Februar umfasste.

Auch im Euroraum insgesamt treiben vor allem die Energiepreise die Teuerung. Im Februar erreichte sie mit 5,9 Prozent den höchsten Stand im Währungsraum seit Einführung des Euro als Verrechnungswährung im Jahr 1999.

In den USA stiegen die Verbraucherpreise im Februar im Vergleich zum Vorjahr um knapp 8 Prozent, das war dort der höchste Wert seit 40 Jahren. Großbritannien erlebt den steilsten Anstieg der Verbraucherpreise seit 1992.

Angesicht der hartnäckig hohen Inflation treibt die EZB die Normalisierung ihrer seit Jahren ultralockeren Geldpolitik schneller voran. Europas Währungshüter rechnen für den Euroraum im laufenden Jahr mit einer Teuerungsrate von 5,1 Prozent. Die Notenbank strebt stabile Preise bei zwei Prozent Jahresteuerung an. Kritiker werfen der EZB schon länger vor, mit ihrer Billiggeldflut die Inflation anzuheizen.

Am 10. März hat die EZB beschlossen, den Erwerb zusätzlicher Anleihen von Staaten und Unternehmen bereits bis Mitte 2022 zurückzufahren. „Sofern die Nettokäufe wie derzeit vorgesehen im dritten Quartal enden, eröffnet das die Möglichkeit, bei Bedarf die Leitzinsen noch in diesem Jahr anzuheben“, sagte Bundesbank-Präsident Nagel wenige Tage nach der Entscheidung des EZB-Rates, dem er angehört.

Die Währungshüter haben ein Augenmerk darauf, dass es nicht zu einer gefährlichen Lohn-Preis-Spirale kommt. Steigen die Löhne als Reaktion auf die aktuell hohe Inflation zu stark, könnte das die Preise noch weiter nach oben treiben, weil Unternehmen gestiegene Löhne als Rechtfertigung von weiteren Preiserhöhungen heranziehen. Löhne und Preise schaukeln sich dann gegenseitig hoch, die Inflation könnte sich dauerhaft auf hohem Niveau festsetzen. Bislang sieht die EZB aber keine Anzeichen für eine solche Entwicklung.

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