Russische Athletinnen und Athleten dürfen bei den Olympischen Winterspielen im nächsten Jahr erneut nur unter neutraler Flagge antreten. Das teilte das Internationale Olympische Komitee (IOC) mit. Es würden die gleichen Bestimmungen wie bei den Sommerspielen in Paris im vergangenen Jahr gelten, sagte IOC-Präsidentin Kirsty Coventry bei einer Pressekonferenz nach der Exekutivsitzung in Mailand.
Dadurch bleibt Russland eine Teilnahme an Team-Wettbewerben wie im Eishockey und Curling bei den Spielen in Mailand und Cortina d'Ampezzo verwehrt. Die gleichen Beschränkungen gelten für Sportlerinnen und Sportler aus dem Land des russischen Verbündeten Belarus. Ob Einzelsportler aus beiden Ländern überhaupt in den einzelnen Disziplinen dabei sein dürfen, regeln die jeweils zuständigen Weltverbände in eigener Regie.
Hintergrund der Sanktionen gegen Russland und Belarus ist der seit mehr als drei Jahren andauernde Angriffskrieg gegen die Ukraine. Das IOC hatte zudem Russlands Olympisches Komitee suspendiert, weil es die vier annektierten ukrainischen Gebiete Donezk, Cherson, Luhansk und Saporischschja aufgenommen hat. Dies wertete das IOC als Verstoß gegen die olympische Charta.
Coventry kündigte zudem an, in naher Zukunft eine IOC-Stellungnahme zu den vielen Konflikten weltweit abgeben zu wollen. Der Sport müsse sich mehr denn je für den Frieden einsetzen, erklärte die frühere Schwimmerin.
Nach dem Beschluss der Dachorganisation dürfen für Teilnehmer aus Russland und Belarus bei den Winterspielen nicht die Hymnen ihrer Länder gespielt werden. Das Tragen und Zeigen nationaler Symbole an den olympischen Stätten ist ihnen verboten. Die von Russen und Belarussen gewonnen Medaillen werden nicht im Medaillenspiegel aufgeführt.
Zu erwarten ist, dass wie schon in Paris höchstens eine kleine Zahl von Athletinnen und Athleten aus den beiden Ländern in Italien dabei sein wird. Die Internationale Eislaufunion lässt Russen im Eiskunstlauf, Eisschnelllauf und Shorttrack unter Auflagen für die Qualifikationswettbewerbe zu. Ähnlich war es im Ski-Bergsteigen.
Dagegen untersagten die Weltverbände für Bob, Skeleton und Rodeln einen Start im olympischen Eiskanal von Cortina. Auch im alpinen Skisport, beim Skispringen, im Langlauf und in der Nordischen Kombination war eine Zulassung von Russen und Belarussen beim zuständigen Weltverband Fis zuletzt kein Thema.
Im Biathlon ist eine Teilnahme neutraler Athleten nach Angaben des Weltverbands ausgeschlossen. Hier wäre eine Startfreigabe für russische Sportlerinnen und Sportler wegen des Mitführens einer Waffe in der Außenwirkung besonders heikel.
Schon zu Jahresbeginn war aus mehreren Wintersport-Organisationen zu hören, das IOC habe den Druck erhöht, den Weg für eine Rückkehr von Russen und Belarussen als neutrale Starter nach dem Modell der Paris-Spiele freizumachen. Russland ist eine der erfolgreichsten Wintersport-Nationen in der olympischen Geschichte. Wegen des Skandals um staatlich organisiertes Doping bei den Winterspielen 2014 in Sotschi durften russische Athletinnen und Athleten schon 2018 in Pyeongchang und 2022 in Peking nur unter Auflagen dabei sein.
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