Für die Freilassung der Geiseln im Gazastreifen haben in Israel erneut Tausende auf den Straßen demonstriert. Der rechtsextreme israelische Finanzminister Bezalel Smotrich sprach sich unterdessen für eine vollständige Besetzung des Gazastreifens und nötigenfalls eine militärische Herrschaft Israels aus.
Indirekte Verhandlungen zwischen Israel und der islamistischen Hamas über eine Waffenruhe und die Freilassung von Geiseln kommen derzeit nicht von der Stelle. Die Vorstellungen über einen möglichen Deal klaffen weiterhin stark auseinander.
Nach israelischen Informationen befinden sich derzeit noch 24 lebende Geiseln sowie 35 Leichen von Verschleppten im Gazastreifen.
Die Hamas will vor weiteren Geiselfreilassungen Garantien, dass Israel nach der Freilassung der letzten Festgehaltenen den Krieg beendet und sein Militär aus dem Gazastreifen abzieht. Israel will eine solche Garantie nicht geben, besteht auf der Beseitigung der Hamas aus Gaza und beabsichtigt dauerhafte Truppenstationierungen in Teilen des Küstengebiets am Mittelmeer.
Netanjahu bekräftigte diese Position in einer aufgezeichneten Videoansprache, die am Samstagabend veröffentlicht wurde. „Wir werden den „Krieg der (israelischen) Wiedergeburt” nicht beenden, bevor wir die Hamas in Gaza zerstört und alle unsere Geiseln nach Hause gebracht haben“, sagte er einem Bericht der „Times of Israel“ zufolge.
Finanzminister Smotrich schrieb auf der Plattform X, Netanjahus Aussage bedeute auch, „den Kriegsmodus zu ändern, eine vollständige Besetzung des Gazastreifens anzustreben und keine Angst vor einer militärischen Herrschaft zu haben, falls dies nötig sein sollte, um die Hamas zu zerstören und sicherzustellen, dass Gaza keine Bedrohung für den Staat Israel“ darstelle. So könne die Sicherheit gewährleistet und die israelischen Geiseln schnell freigelassen werden.
Netanjahu steht bei Angehörigen der Geiseln in der Kritik. Das Forum der Geiselangehörigen betonte in einer Stellungnahme, dass der Regierungschef mit vielen Worten und Slogans zu verschleiern trachte, dass er „keinen Plan hat“.
Das Weiße Haus in Washington schickte anlässlich des Endes des jüdischen Pessachfestes ein Signal der Unterstützung. In Großbuchstaben war in einem X-Post über die Geiseln zu lesen: „Wir werden nicht aufhören, für ihre Heimkehr zu kämpfen.“
Auslöser des Gaza-Kriegs war das schlimmste Massaker in der Geschichte Israels, das Terroristen der Hamas sowie anderer extremistischer Palästinenserorganisationen am 7. Oktober 2023 im Süden Israels verübt hatten. Auf israelischer Seite wurden dabei 1.200 Menschen getötet und 250 Menschen als Geiseln verschleppt.
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