Nach seinem verpassten Frankenderby-Triple konnte Miroslav Klose die Enttäuschung nicht verhehlen. „Wir müssen mit dem 2:2 leben“, sagte der Trainer des 1. FC Nürnberg nach dem emotional aufgeladenen Duell mit der SpVgg Greuther Fürth. Keiner konnte am Ende jubeln - und jeder etwas hadern.
Nach einer mauen ersten Hälfte war es aber nach der Pause ein spektakuläres 275. Derby der beiden fränkischen Fußball-Zweitligisten vor 47.150 Zuschauern. Letzte Saison hatte Klose mit seiner Elf noch mit 4:0 und 3:0 triumphiert. Am Sonntag reichte es trotz zweimaliger Führung nicht zu Sieg Nummer drei.
Gut durfte sich im Max-Morlock-Stadion dagegen Heiko Vogel fühlen, der bei seiner Premiere als Fürther Coach einen für die Moral ganz wichtigen Auswärtspunkt verbuchte. „Wir haben zweimal einen Rückstand aufgeholt, das ist in unserer Situation nicht normal. Das macht mir Mut.“ Der FCN verpasste einen Sprung nach oben in der Tabelle, Fürth ist Drittletzter.
In turbulenten 13 Minuten nach der Pause brachten Luka Lotschoshwili (48.) und Mohamed Ali Zoma (57.) den „Club“ zweimal auf Siegkurs. Aber Fürth schlug durch Felix Klaus (53.) und den starken Aaron Keller (61.) jeweils zurück.
„Das 1:1 fällt ein bisschen zu schnell“, klagte Klose. Der 47-Jährige ärgerte sich zudem, dass der Schiedsrichter vor einem weiteren Treffer von Zoma zum 3:2 wegen eines vermeintliches Stürmerfoul von Lotschoshwili an Klaus abgepfiffen hatte (65.). Damit konnte der VAR die Aktion nicht überprüfen.
„Wenn man sich nach Rückstand zweimal zurückkämpft, darf man schon Glückwunsch sagen“, sagte derweil Fürths 2:2-Schütze Keller glücklich. Konträre Gefühle spürte Nürnbergs Torwart Reichert: „Wir sind enttäuscht. Wenn wir zweimal in Führung gehen im eigenen Stadion, hoffen wir schon auf den Sieg. Wir haben es dem Gegner zu leicht gemacht bei den Gegentoren.“
Kloses Team drängte bis zum Ende, aber auch Fürth hatte das Siegtor vor Augen: Reichert wehrte erst einen Distanzschuss von Julian Green an den Pfosten ab und hielt auch den Nachschuss von Klaus stark (83.). „Ich werfe alles rein, um das Tor zu verhindern“, sagte Reichert. „Super“, lobte Klose.
Und Vogel? Der Nachfolger von Thomas Kleine ärgerte sich ein wenig über den verpassten Lucky Punch: „Klausi hat da die Mega-Chance. Von 100 Fällen macht er den 99 Mal. Das ist Fußball. Wir waren aber da - und wir werden wie die Staubsauger-Vertreter wieder da sein. Wir müssen da weitermachen.“
Eine imposante Choreographie im FCN-Fanblock dokumentierte vor dem Anpfiff die enorme Bedeutung des Traditions-Duells. Auch auf dem Rasen wurde es bei einer Rudelbildung schnell emotional. Der „Club“ hatte in der ersten Hälfte meist den Ball, aber es fehlte da noch an Tempo im Spielvortrag und an der Präzision bei etlichen Flanken.
Vogel hatte bei den Fürthern nur eine personelle Umstellung vorgenommen, aber zugleich defensiv auf eine Viererkette umgestellt. Seine Mannschaft erarbeitete sich die beste Chance vor der Pause.
Eine Flanke von Keller verlängerte Lotschoshwili unglücklich mit dem Kopf. Torwart Reichert verhinderte jedoch das Eigentor mit einem Reflex (33). Viel mehr war nicht. Anders nach der Pause. Da ging im Nürnberger Stadion die Post richtig ab. „Wir haben in der Pause auf die Jungs eingeredet. Wir spielen dann auf unser Tor und unsere Fans, da kann schon etwas passieren. Wir haben auf Sieg gespielt, das ist auch wichtig“, sagte Klose. Er sprach von „einem offen Schlagabtausch“. Und da setzten die Fürther zweimal den Gegenschlag.
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