Nicht jeder Polizeieinsatz beginnt mit Blaulicht und endet mit Handschellen. Manchmal reichen ein störrischer Enkel, ein unsicherer Sprengstoffhund oder ein Zugticket Richtung Hamburg.
2025 war in Westmittelfranken wieder vieles dabei: Verkehr, Vermisstenfälle und Situationen, in denen jede Sekunde zählt. Ein Rückblick auf die kuriosen Dramen des Polizeialltags.
Das Jahr begann bereits kurios: Am 1. Januar traf die Ansbacher Verkehrspolizei bei Lichtenau einen 30-Jährigen an, der zu Fuß auf der A6 unterwegs war und mit einem Stock den Standstreifen kehrte – laut Polizei sprach er wirr und bezeichnete sich als „Sohn Jesu“. Nach kurzer Rücksprache mit dem Krisendienst wurde er freiwillig ins Bezirkskrankenhaus gebracht.
Ein paar Tage später ging es wieder um die Verkehrspolizei, diesmal allerdings deutlich temporeicher: In der Nacht zum 8. Januar entzog sich eine 26-Jährige in Fürth einer Kontrolle, beschleunigte stark und flüchtete Richtung Neustadt/Aisch. Laut Polizei war sie zeitweise mit rund 180 Kilometer pro Stunde unterwegs. Gestoppt wurde sie schließlich in Neustadt – und hatte keinen Führerschein.
In Sommerau bei Feuchtwangen wollte ein 72-Jähriger im März an einer Straßensperre vorbei. Er versuchte es über den Grünstreifen und fuhr den Arbeiter, der die Straßensperre gerade aufbaute, laut Polizei zweimal leicht an. Dabei rief er nach Angaben der Beamten: „Verschwinde, hau ab!“ Als die Polizisten eingriffen, zeigte der Mann weiterhin wenig Einsicht: Er passiere die Strecke regelmäßig, deswegen könne er auch weiterhin dort fahren, so die Aussage.
Einen Diebstahl mit Ekelfaktor hat sich eine unbekannte Person Ende März in Neustadt geleistet: Beim Klauen eines geparkten Sattelschleppers in einem Gewerbegebiet kam der Dieb auch noch auf die Idee, einen Sattelauflieger mitzunehmen. Dazu hing er einen abgestellten Kühlanhänger an. Was ihn vermutlich erst später aufgefallen sein dürfte: Der Laster hatte tonnenweise Schlachtabfälle und Innereien geladen. Was aus der Ladung wurde, bleibt ungewiss – auf dem Tisch dürfte sie aber nicht gelandet sein.
Man könnte es für einen Aprilscherz halten, womit eine 76-Jährige sich am 1. April an die Polizei in Ansbach wandte – doch ihr Anruf war durchaus ernst gemeint: Die Seniorin bat die Beamten um Unterstützung, weil ihr 14-jähriger Enkel nicht in die Schule wollte. Die Streife kam vorbei, traf ihn schlafend an – und begleitete ihn anschließend zur Schule.
Nahe Rothenburg rief am 18. April eine Erstklässlerin die Polizei, weil sie sich um ihre Eltern sorgte: Sie hätten Hasch-Kekse gegessen, verhielten sich komisch und es gehe ihnen nicht gut. „Nach exzessivem Konsum von Haschisch-Keksen“ wurden die Eltern in ein Krankenhaus zur Beobachtung gebracht.
Ebenfalls um süße Ware ging es im Juni in Ansbach – allerdings wusste dies zunächst keiner. In der Stadt wurde ein Paket aus Prag als verdächtig gemeldet und auf einem Balkon deponiert. Die Polizei schloss Sprengstoff zunächst nicht aus, ein Sprengstoffhund reagierte nicht eindeutig. Aufgelöst wurde der Einsatz durch einen Anruf aus Neuseeland: Im Paket steckten zwei Gläser Honig.
Während sich alles in wenigen Stunden klärte, zog sich der nächste Fall deutlich länger...
Im Juni verschwand eine 84-Jährige aus einem Bad Windsheimer Altenheim. Polizei und Feuerwehr suchten die ganze Umgebung ab. Rettungskräfte, Drohnen, Mantrailer-Einheiten: Zum Einsatz kamen viele Ressourcen – doch am Ende kam der entscheidende Hinweis aus Hunderten Kilometern Entfernung: aus Hamburg. Dort tauchte die Seniorin in einem Krankenhaus wieder auf. Offenbar war sie mit dem Zug losgefahren und mehrfach umgestiegen. Wie die Frau zu einer Fahrkarte kam und ob sie wirklich nach Hamburg wollte, blieb offen.
Von kuriosen Ausflügen nicht genug: Auch ein Achtjähriger konnte im August in Rothenburg ein Lied davon singen – sofern er sich heute noch daran erinnert: Das Kind war nämlich mitten in der Nacht durch die Altstadt gewandert: körperlich im Hier und Jetzt, geistig im Land der Träume. Ein Bürger bemerkte den kleinen Schlafwandler und kümmerte sich um ihn, bis die Polizei eintraf.
Der Achtjährige hatte sich offenbar auf den Weg zur Grundschule gemacht – vielleicht wurden ihm die Sommerferien zu lang. Die Beamten übergaben ihn seinen Eltern.
Ebenfalls auf Abwege begab sich in Dinkelsbühl im Oktober ein Staubsaugerroboter: Der kleine Putzhelfer sollte eigentlich einen Feinkostladen säubern. Das wurde dem Gerät aber offenbar zu langweilig: Durch die offene, ebenerdige Tür des Ladens rollte der Roboter auf die Straße und hinaus in die weite Welt – bis ein Passant die Maschine fand und ausschaltete. Das zeigten Videoaufnahmen.
Der Mann nahm den Roboter mit und wollte ihn laut Polizei am nächsten Tag im Fundbüro abgeben. Da hatte der Eigentümer, alarmiert durch die Offline-Meldung seines Helferleins, allerdings schon die Polizei gerufen. Der Staubsauger wurde dem Ladenbesitzer übergeben – für den er mutmaßlich nun weiterhin Feinkostkrümel aufsaugt.
Ende November kam ein weiterer Einsatzort hinzu, der selbst in Einsatzprotokollen selten ist: Es brannte in einer Gruft auf dem Ansbacher Stadtfriedhof. Die Leitstelle alarmierte zunächst unter dem Stichwort „Gartenhütte/Schuppen“, weil das Schlagwort „Gruft“ im System nicht vorhanden ist. Es blieb bei einem Kleinbrand, der schnell gelöscht war.