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Veröffentlicht am 23.10.2023 04:17

Laub einfach mitmähen? Das sagen Experten

Ein wenig Laub kann mitgemäht werden. Lässt man den Auffangkorb weg und ist die Häckselung klein genug, kann es auf dem Rasen bleiben. (Foto: Jonas Walzberg/dpa/dpa-tmn)
Ein wenig Laub kann mitgemäht werden. Lässt man den Auffangkorb weg und ist die Häckselung klein genug, kann es auf dem Rasen bleiben. (Foto: Jonas Walzberg/dpa/dpa-tmn)
Ein wenig Laub kann mitgemäht werden. Lässt man den Auffangkorb weg und ist die Häckselung klein genug, kann es auf dem Rasen bleiben. (Foto: Jonas Walzberg/dpa/dpa-tmn)

Rasenschnitt liegen lassen? Oder sammeln und anderweitig entsorgen? Dazu findet man im Internet viele Meinungen. Manche, auch Geräte-Hersteller, ermuntern dazu, jetzt im Herbst einfach auch das gefallene Laub mit dem Rasenmäher wegzumähen und den Schnitt dann auf der Fläche liegen zu lassen.

Weniger zeitliche, weniger körperliche Belastung - das klingt erstmal gut. Was spricht dafür, was dagegen? Antworten von zwei Experten.

Welche Vorteile hat das sogenannte Mulchmähen?

Zunächst: Grundsätzlich sollte man Laub nicht auf dem Rasen liegen lassen, zumindest nicht, wenn es mehr ist als ein paar Blätter hier und da. Denn: „Zu hohe Auflagen fördern Rasenkrankheiten wie Schneeschimmel“, warnt Martin Degenbeck von der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG). Dort unterrichtet er Rasenbau an der Meister- und Technikerschule in der Fachrichtung Garten- und Landschaftsbau.

Da sei allemal besser, das Laub mit einem sogenannten Mulchmäher zu zerkleinern, sodass es zwischen die Halme fällt und dem Rasen kein Licht wegnimmt, so Folko Kullmann, Autor des Buches „Gartenlust statt Gartenfrust“. „Das organische Material erhöht den Humusgehalt des Bodens, fördert das Bodenleben, erhöht die Wasserspeicherkapazität und wirkt wie ein organischer Dünger.“

Das tut dem Boden gut, denn „durch die höheren Temperaturen im Sommer und die längere Vegetationsperiode, die mit dem Klimawandel einhergehen, wird mehr organisches Material im Boden abgebaut“, erklärt Kullmann.

Daher sei es besonders wichtig, dem Boden Humus zuzuführen beziehungsweise so wenig organisches Material wie möglich zu entfernen - dazu gehören auch Schnittgut und Laub. Und: Man muss den Schnitt so weder aufrechen noch kompostieren, es verspricht also weniger Aufwand.

Wie funktioniert das Mulchmähen?

„Ein Mulchmäher zerkleinert das Schnittgut so fein, dass es auf der Fläche liegen bleibt“, sagt Kullmann. Den Effekt könne man auch ohne einen speziellen Mulchmäher erzielen, mit dem normalen Rasenmäher: „Es reicht, wenn man einfach den Auffangkorb weglässt.“

Damit das funktioniert, darf die Blätterdecke nicht zu dick sein: „Es dürfen nur wenige Blätter auf dem Rasen liegen“, so Degenbeck. Meist seien es am Rand des Rasens aber dickere Auflagen, zudem verrotteten Blätter mancher Baumarten schlecht.

Worauf muss man achten?

Überhaupt kommt es darauf an, was genau auf dem Rasen liegt: „Das Laub von Bäumen, das mit Pilzkrankheiten wie der Teerfleckenkrankheit beim Ahorn, Schrotschusskrankheit oder Monilia bei Kirschen oder Minierfliegen bei Rosskastanien befallen ist, sollte komplett entfernt und über den Grünmüll entsorgt werden“, sagt der studierte Gartenbauwissenschaftler Kullmann. „So verhindert man wenigstens etwas, dass sich Krankheitserreger oder Schädlinge weiter ausbreiten können.“

Einmal drüber und fertig - so einfach geht es meist auch nicht. Je nach Mähergebnis müsste das Laub durch mehrere Überfahrten so klein gehäckselt werden, dass es zwischen den Grashalmen zum Liegen kommt. „Unnötiger Mehraufwand“, findet Degenbeck.

Mulchmähen oder nicht?

Die Frage muss jeder Gartenbesitzer abhängig von Bedingungen und Bedürfnissen beantworten. „Eine Laubschicht von 10 bis 15 Zentimetern kann auf einem normalen Spielrasen problemlos kleingemulcht werden und auf der Fläche verbleiben“, sagt Folko Kullmann.

„Bei einem kurz geschorenen Zierrasen ist es besser, das Laub erst zu kompostieren und es dann schon leicht angerottet als Humus einzuarbeiten.“ Bedeutet: Die Blätter ganz oder gehäckselt sammeln, kompostieren, wieder aufbringen und mit einem Rechen verteilen.

„Das Falllaub ist zwar kohlenstoffreich, aber nährstoffarm, da die Nährstoffe vor dem Laubfall aus den Blättern herausgewandert sind. Es handelt sich um sehr trockenes Material“, gibt Martin Degenbeck zu bedenken.

Fazit:

Die Wahl zwischen dem Mulchen von Herbstlaub auf Ihrem Rasen und dem Entfernen des Laubs hängt von verschiedenen Faktoren ab. Eine Option könnte auch die Kombination beider Methoden sein: geringe Laubmengen mulchmähen und krankes und dickeres Laub entfernen. Letzteres kann dann kompostiert und dem Rasen wieder zugeführt werden - oder auch anderen Pflanzen.

Rasenbau-Experte Degenbeck empfiehlt, „das Laub mit einem Sichelmäher bei den Rasenschnitten im Herbst abzusaugen und zu kompostieren oder als Mulchauflage zwischen den Gehölzen zu verteilen, wo auch wesentlich höhere Mulchschichten möglich sind als beim Rasen.“ Dort biete das Laub Bodenschutz, Frostschutz, außerdem Lebens- und Überwinterungsraum für Tiere wie zum Beispiel Igel.

Und wenig Laub verschwindet oft auch von allein: „Ein paar Blätter hier und da sind nicht problematisch, denn sie werden rasch von Regenwürmern in ihre Gänge gezogen und dort gefressen beziehungsweise abgebaut“, erklärt Kullmann.

© dpa-infocom, dpa:231020-99-635122/3


Von dpa
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