Nach der Schändung des Grabs des umstrittenen ukrainischen Nationalistenführers Stepan Bandera in München ist ein Mann zu neun Monaten Haft verurteilt worden. Das Urteil wegen Störung der Totenruhe und Diebstahls vom Mittwoch sei rechtskräftig, sagte ein Sprecher des Amtsgerichts München. Zuvor hatte die „Süddeutsche Zeitung“ berichtet.
Demnach hatte der Mann unter anderem auf das Grab gekotet und Videoaufnahmen davon in sozialen Medien geteilt. Das Grab Banderas in München war auch in der Vergangenheit immer wieder Ziel von Sachbeschädigungen geworden. So war 2014 das Marmorkreuz auf dem Grab vom Sockel gerissen worden.
Der ukrainische Nationalistenführer (1909-1959) ist im Zusammenhang mit dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine eine besondere Reizfigur. Bandera arbeitete zeitweilig mit den Nazis zusammen, wurde in der Sowjetunion in Abwesenheit zum Tode verurteilt und von einem KGB-Agenten in München ermordet.
Ukrainische Ultranationalisten verehren Bandera dagegen als Nationalhelden, der im Zweiten Weltkrieg einen von der Sowjetunion unabhängigen ukrainischen Staat ausgerufen hatte. Der russische Präsident Wladimir Putin führt diesen Umstand immer wieder als Beleg für sein Ziel einer „Entnazifizierung“ der Ukraine an.
© dpa-infocom, dpa:250220-930-380912/2