Noch zwei Siege bis zur EM-Krönung. Nach dem Basketball-Krimi gegen Slowenien mit Superstar Luka Doncic stehen die deutschen Basketballer dicht vor dem erfolgreichen Ende ihrer Titel-Mission. Zwei Jahre nach dem sensationellen WM-Triumph von Manila ist der nächste Coup zum Greifen nah.
EM-Halbfinale 2022, WM-Titel 2023, Olympia-Vierter 2024 und jetzt wieder im Halbfinale - Deutschlands Basketballer gehören seit Jahren zur Weltspitze. „Wir sind eines der besten Teams in der Welt, das haben wir oft genug bewiesen“, sagte NBA-Star Franz Wagner, „und morgen ist eine neue Chance“.
Trotz der beeindruckenden Entwicklung der vergangenen Jahre ist von Euphorie bei Wagner und Co. noch nichts zu spüren. Stattdessen geben sich die Weltmeister vor dem Halbfinale gegen Außenseiter Finnland an diesem Freitag (16.00 Uhr/RTL und MagentaSport) selbstkritisch. „Wir haben jetzt zweimal nicht unser bestes Spiel gemacht. Ich glaube, es wird mal wieder Zeit“, sagte Wagner nach der wilden Aufholjagd beim 99:91 im hektischen und verkrampften Viertelfinale gegen Slowenien. Schon im Achtelfinale gegen Portugal hatte sich Deutschland schwergetan.
Nach der glamourösen Vorrunde im finnischen Tampere mit fünf klaren Siegen in fünf Spielen ist das deutsche Spiel in der K.o.-Runde noch nicht wie gewünscht zur Entfaltung gekommen. „Wir müssen besser sein, wenn wir unsere Ziele erreichen wollen“, sagte Maodo Lo.
Die Entwicklung erinnert frappierend an die am Ende enttäuschenden Olympischen Spiele im vergangenen Jahr. Auch in Frankreich war das deutsche Team durch die Vorrunde gerauscht, um in der K.o.-Runde die entscheidenden Spiele zu verlieren. Auch bei Olympia wurde die Mannschaft nach einer Gala gegen den Gastgeber gefeiert, um dann im zweiten Aufeinandertreffen mit den Franzosen zu scheitern.
Dieses Mal wurde EM-Co-Gastgeber Finnland in der Gruppenphase mit 30 Punkten Unterschied deklassiert, nun wartet das Team um NBA-Profi Lauri Markkanen und den finnischen Jungstar Miikka Muurinen im Kampf um den Finaleinzug ein weiteres Mal.
Damit Finnland nicht das zweite Frankreich wird, sind die Sinne im deutschen Lager geschärft. „Wir dürfen die Finnen nicht unterschätzen“, sagte der gegen Slowenien fehlerhaft agierende Schröder. „Ich erinnere mich noch an die Spiele gegen die Franzosen. Wir haben das ein bisschen auf die leichte Schulter genommen und abgeschaltet - das darf uns diesmal nicht passieren.“
Schon in der Nacht nach dem Slowenien-Spiel begann daher die Vorbereitung auf das Team Suomi. „Der Sieg aus der Vorrunde zählt nicht mehr. Finnland wird das erste Spiel im Kopf haben, sie werden sich revanchieren wollen“, sagte Center Daniel Theis. „Es ist ein großes Spiel für beide Mannschaften. Wir haben noch zwei Spiele bis zu unserem großen Ziel“, sagte Theis mit Blick auf den angestrebten EM-Titel.
Es zeichnet diese deutsche Mannschaft aus, dass sie selbstkritisch mit der Situation umgeht und bis zum Ende an die eigenen Stärken glaubt. Und diese liegen vor allem auch in der Ausgeglichenheit des Kaders. „Wenn ich mal einen schlechten Tag habe, ist ein anderer da“, lobte Schröder seine Teamkollegen.
Gemeinsam soll es mit dem ersten EM-Titel seit 32 Jahren klappen. Dieser würde auch die Olympia-Enttäuschung vergessen lassen. „Wir haben schon genug Spiele in wichtigen Momenten verloren, die wir eigentlich hätten gewinnen sollen. Ich glaube, der Stachel sitzt noch tief“, sagte Wagner, der heiß auf das vierte große Halbfinale in Serie ist. „Auf solche Spiele bereitet man sich den ganzen Sommer vor, dafür trainiert man.“
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