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Veröffentlicht am 21.05.2025 11:13, aktualisiert am 21.05.2025 17:40

Traurige Gewissheit - Jeffrey und Emma sind tot

Ein Wasserfleck auf dem Pier markiert den Ort, an dem das Auto nach der Bergung aus dem Kanal abgestellt wurde.  (Foto: Lars Penning/dpa)
Ein Wasserfleck auf dem Pier markiert den Ort, an dem das Auto nach der Bergung aus dem Kanal abgestellt wurde. (Foto: Lars Penning/dpa)
Ein Wasserfleck auf dem Pier markiert den Ort, an dem das Auto nach der Bergung aus dem Kanal abgestellt wurde. (Foto: Lars Penning/dpa)

Nach tagelanger Suche gibt es Gewissheit: Die beiden im Nordosten der Niederlande vermissten Kinder sind tot. Jeffrey (10) und seine Schwester Emma (8) wurden im Auto ihres Vaters in einem Kanal gefunden. Auch seine Leiche war in dem Wagen, wie die Polizei in Winschoten bei Groningen mitteilte. 

Noch in der Nacht waren das Auto in dem Industriegebiet von Winschoten aus dem Wasser geholt und die Leichen geborgen worden. Am Morgen wurden sie identifiziert und die Angehörigen informiert. Die Familie teilte mit, dass sie „erschüttert, wütend und tieftraurig“ sei. „Keine Worte können beschreiben, was wir jetzt fühlen. Wir können es nicht begreifen und wollen es auch gar nicht begreifen“, heißt es in der Erklärung. 

Am Kanal Rensel in dem Ort nahe der deutschen Grenze legten Menschen Blumen und Kuscheltiere ab. In Winschoten war der graue Toyota des Vaters am Samstag zuletzt gesehen worden. Viele Menschen hatten sich an der Suche nach den Kindern beteiligt. Bei einer Pressekonferenz bedankten sich Polizei und Bürgermeister auch für die große Hilfsbereitschaft auch aus Deutschland. 

Wahrscheinlich ertrunken

Die beiden Kinder und ihr Vater sind sehr wahrscheinlich ertrunken, wie Staatsanwältin Debby Homans vor der Presse in Winschoten sagte. An welchem Tag sie starben, müsse noch untersucht werden. 

Die Polizei geht davon aus, dass der Mann (67) das Auto bewusst ins Wasser fuhr und die Kinder und sich tötete.

Genaue Hintergründe unklar 

Seit Sonntag war nach Jeffrey und Emma gesucht worden. Sie waren vermutlich am Samstag von ihrem Vater entführt worden. Die Polizei hatte befürchtet, dass er den Kindern und sich Gewalt antun könnte: Der Mann habe einen Brief hinterlassen und das darin angedeutet. 

Die genauen Hintergründe der Tat sind unklar und müssen nach Aussagen der Polizei weiter untersucht werden. Die Eltern der Kinder lebten den Angaben zufolge getrennt, die Kinder sollten das Wochenende bei ihrem Vater im Ort Beerta in der Nähe von Winschoten verbringen.

Schon früher Verdacht 

Die Mutter, die das alleinige Sorgerecht hatte, hatte sich bei der Polizei gemeldet: Sie machte sich Sorgen über die Sicherheit der Kinder. Von deren Vater habe sie einen bedrohlichen Bericht bekommen, nach dem er den Kindern etwas antun wolle. 

Beamte seien am Freitagabend bei dem Vater zu Hause gewesen, sagte der Groninger Polizeichef Frank Smilda. „Zu dem Zeitpunkt gab es keinen Grund einzugreifen“. Erst als der Vater am Samstag mit den Kindern ohne Zustimmung der Mutter weggefahren war, griff die Polizei ein und startete die Suche. 

Zur Mittagszeit war der Vater am Samstag noch in einer deutschen Spielhalle gleich hinter der Grenze gesehen worden, wie es von der Polizei hieß. Anschließend soll er Jeffrey und Emma aus seiner Wohnung geholt haben. 

In den vergangenen Tagen war mit Hundestaffel, Booten, Drohnen, Hubschraubern und speziellen Suchteams nach den Kindern gesucht worden. Gesucht wurde auch in Deutschland, weil die Polizei nicht ausschloss, dass der Mann mit den Kindern in das etwa 15 Kilometer entfernte Niedersachsen gefahren war. Die Polizei in Ostfriesland hatte Bürger zur Mithilfe bei der Suche aufgerufen.

Kein Einzelfall

Fälle, in denen Väter ihre Kinder töten, gibt es immer wieder. Oft geht dem eine Trennung voraus. Im Vogtland tötete ein 55-Jähriger im Februar zunächst seine zwei und fünf Jahre alten Kinder und dann sich selbst. In Meißen brachte ein 37-Jähriger im Dezember seine drei Kinder im Alter von ein, zwei und drei Jahren und anschließend sich selbst um. 

Statistiken deuten darauf hin, dass Männer beim Suizid häufiger als Frauen zusätzlich auch Familienmitglieder töten. Ein Grund für solche Taten kann Psychologen zufolge sein, dass der Mann sich nach der Trennung zutiefst gekränkt fühlt. Aus Rache wolle er seine Ex-Partnerin damit bestrafen, dass er ihr das Liebste nimmt, was sie hat: ihre Kinder. In anderen Fällen meint der zum Beispiel wegen Geldsorgen in einer Krise steckende Täter, der für sich keine Perspektive mehr sieht, dass es für seine Kinder keine Perspektive mehr gibt, wenn er nicht mehr da ist.

© dpa-infocom, dpa:250521-930-571362/5


Von dpa
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