Mit großer Enttäuschung haben die Kritiker der Münchner Olympia-Bewerbung auf die Verkündung der ersten Zahlen zum Abstimmungsergebnis reagiert. „Das Ergebnis zeigt, dass die Mehrheit der Münchnerinnen und Münchner eine Bewerbung möchte. Das ist eine demokratische Entscheidung, die wir respektieren“, sagte der wohl prominenteste Gegner, der Grünen-Politiker und Landtagsvizepräsident Ludwig Hartmann, der Deutschen Presse-Agentur in München.
Die letzten Wochen seien ein David-gegen-Goliath-Kampf gegen die finanziell starke Pro-Kampagne der Stadt gewesen, betonte Hartmann. „Gleichzeitig bleibt die Kritik an den Kosten, der Nachhaltigkeit und der Transparenz weiterhin relevant. Wir werden genau beobachten, ob die Versprechen aus der Bewerbung ernst genommen werden und das Vorhaben nicht nur ein Prestigeprojekt für die Stadt wird, sondern fair und nachhaltig für alle umgesetzt wird.“
Hartmann betonte auf Nachfrage, er freue sich über die hohe Wahlbeteiligung, „auch wenn ich das Verfahren, dass man die Werbung bei den Briefunterlagen gleich mitgeschickt hat, nicht richtig fand“.
Bis zum nächsten Schritt werde es ja nun bis zum Herbst nächsten Jahres dauern, wenn auf deutscher Ebene entschieden werde, mit welcher deutschen Bewerbung man ins Rennen gehen wolle. „Und dann wird ja erst mal bis nächstes Jahrzehnt mal Ruhe sein, weil das IOC wird ja wahrscheinlich erst Mitte der 2030er-Jahre entscheiden, wer 2040, 44 den Zuschlag bekommt.“
Wenige Minuten zuvor hatte Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) mitgeteilt, dass die Mehrheit der Münchner Ja zu Olympia gesagt habe. Bei der Bürgerbefragung stimmten demnach deutlich über 60 Prozent für eine Bewerbung der bayerischen Landeshauptstadt um Sommerspiele und Paralympische Spiele im Jahr 2036, 2040 oder 2044. „Das ist ein guter Tag für München“, sagte Reiter. Der Chef des bayerischen Landessportverbandes, Jörg Ammon, sprach von einem „Traumergebnis“.
Ob es tatsächlich zu zweiten Olympischen Spielen in München nach 1972 kommt, bleibt offen. Die Befürworter wollten mit einem möglichst guten Ergebnis ein Signal auch an die anderen deutschen Interessenten Berlin, Hamburg und die Region Rhein-Ruhr senden. Die Rechnung lautete: je höher die Zustimmung, desto größer Münchens Chancen im internen Wettstreit. „Ich bin sehr gespannt auf die Reaktionen aus den Mitbewerberstädten“, sagte Reiter.
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