Nach Angriffen von jemenitischen Huthi-Rebellen auf Schiffe im Roten Meer hat der Verband Deutscher Reeder ein internationales militärisches Bündnis mit deutscher Beteiligung zum Schutz der zivilen Schifffahrt gefordert.
Die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses, Marie-Agnes Strack-Zimmermann, sprach sich für einen solchen Einsatz unter Beteiligung der Deutschen Marine aus. Das Verteidigungsministerium in Berlin prüft eine entsprechende Bitte der USA.
Zuletzt wurden mehrere Handelsschiffe im Roten Meer von schiitischen Huthi-Rebellen im Jemen attackiert. Die vom Iran unterstützten Rebellen drohen, Schiffe jeglicher Nationalität auf dem Weg nach Israel an der Durchfahrt im Roten Meer zu hindern. Am Freitag war der Containerfrachter „Al Jasrah“ war in der Meerenge zwischen dem Jemen und Dschibuti beschossen und beschädigt worden. Die Reedereien Maersk und Hapag-Lloyd entschieden, vorerst keine weiteren Schiffe durch den Suezkanal fahren zu lassen.
Der Kanal verbindet das Mittelmeer mit dem Roten Meer und bietet damit die kürzeste Verbindung auf dem Seeweg von Asien nach Europa. Etwa zehn Prozent des gesamten Welthandels laufen über das Rote Meer.
Der Hauptgeschäftsführer des Reederverbands, Martin Kröger, verwies darauf, dass die USA, Frankreich und Großbritannien bereits mit Marineschiffen in der Region unterwegs seien. „Es wäre angemessen, wenn Deutschland sich entsprechend auch beteiligen würde“, sagte Kröger in der Sendung „radioWelt“ von Bayern 2. Es gehe nicht nur um den Schutz von Handelsschiffen, sondern auch von Seeleuten: „Wenn Sie sich vorstellen, dass Sie auf dem Schiff stehen und Sie werden mit Raketen und Drohnen und Marschflugkörpern beschossen, das ist natürlich eine Eskalation der Gewalt, wie wir sie so noch nie gesehen haben mit der Handelsschifffahrt und die auch einfach völlig inakzeptabel ist“, sagte Kröger.
Die FDP-Verteidigungsexpertin Strack-Zimmermann hält die Forderung der Reeder für richtig. „Wir sollten unterstützen, dass die Marine zusammen mit internationalen Partnern die Schiffe schützt“, sagte sie der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. Es sei „folgerichtig, dass sich alle daran beteiligen, die davon abhängig sind, dass ihre Waren durch das Rote Meer geführt werden“, sagte sie weiter. Dabei gehe es auch um Schiffe europäischer Unternehmen. Sie forderte: „Wir müssen den Terroristen jeder Couleur entschieden die Stirn bieten.“
Aus den USA ist vor einigen Tagen eine Anfrage an die Deutsche Marine gestellt worden, wie das Bundesverteidigungsministerium mitgeteilt hatte. Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) sagte dazu: „Wir prüfen gerade die Anfrage und die Optionen, die es dazu gibt. Wir sind aber noch nicht am Ende der Prüfung.“
Reederverbands-Geschäftsführer Kröger verwies auf die Erfahrungen beim Schutz von Frachtschiffen gegen Piraten am Horn von Afrika. „Eines der wirkungsvollsten Mittel waren Konvoi-Fahrten, wo Marineschiffe Handelsschiffe begleiten.“ Diese hätten die nötigen Waffen an Bord, um auch Drohnen- und Raketenangriffe abzuwehren.
Die Bundeswehr hatte sich von 2008 bis 2022 an der EU-Mission „Atalanta“ zur Bekämpfung der Piraterie vor der Küste Somalias beteiligt. Auf den Seewegen vor Somalia hatten Piraten immer wieder bewaffnete Überfälle auf Handelsschiffe und Lebensmitteltransporte des Welternährungsprogramms der Vereinten Nationen verübt.
Unterdessen hat ein britisches Kriegsschiff nach Angaben von Verteidigungsminister Grant Shapps im Roten Meer eine mutmaßliche Angriffsdrohne abgeschossen. Das Fluggerät habe die Handelsschifffahrt im Visier gehabt, schrieb Shapps im Kurznachrichtendienst X (früher Twitter). Der Zerstörer „HMS Diamond“ habe eine Rakete vom Typ Sea Viper abgefeuert und das Ziel zerstört. Weitere Angaben etwa zur Herkunft der Drohne machte Shapps zunächst nicht. Die britische Marine hat in der Region außer der „HMS Diamond“ noch die Fregatte „HMS Lancaster“ sowie drei Minenjäger und ein Hilfsschiff im Einsatz zum Schutz der zivilen Schifffahrt.
Vor wenigen Tagen hatte ein Zerstörer der US-Marine im Roten Meer auf einen Notruf eines Tankers reagiert, der nach amerikanischen Angaben von den jemenitischen Huthi-Rebellen angegriffen worden sein soll. Nach Angaben des zuständigen Regionalkommando des US-Militärs sollen Kräfte der Huthis versucht haben, an Bord des Tankers zu gelangen. Der Versuch sei aber gescheitert. Daraufhin seien zwei Raketen aus Gebieten im Jemen, die von Huthis kontrolliert werden, auf das Schiff abgefeuert worden. Beide hätten ihr Ziel verfehlt. Zudem sei eine aus diesem Gebiet gestartete Drohne abgeschossen worden.
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