Der Anteil der erneuerbaren Energien an der Stromerzeugung in Bayern ist vergangenes Jahr auf den Rekordwert von 70,4 Prozent gestiegen. Das ist ein außergewöhnlich deutliches Plus zu 2022, als mit 58,7 Prozent ebenfalls bereits ein Rekord erreicht wurde, wie aus Zahlen des Landesamts für Statistik hervorgeht. Zudem deuten vorläufige Zahlen für die ersten neun Monate des laufenden Jahres darauf hin, dass der Anteil der Erneuerbaren 2024 weiter steigen könnte.
Hinter dem massiven Anstieg des Anteils im vergangenen Jahr stecken mehrere Treiber. Zum einen wuchs die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien um 6,2 Prozent auf 42,7 Terawattstunden, unter anderem dank starker Zuwächse bei Wind und Wasserkraft. Auch dies ist ein Allzeithoch. Parallel dazu gab allerdings die Stromerzeugung aus konventionellen Energieträgern um fast 37 Prozent auf 17,9 Terawattstunden nach. Dahinter steckt unter anderem die Abschaltung des letzten bayerischen Kernkraftwerks im Frühjahr 2023.
Aber auch Kohle und Gas wurden seltener zur Stromerzeugung verwendet. Hier mache sich die zunehmende Nutzung erneuerbarer Energien und ein sich verändernder Kraftwerkseinsatz im Rahmen des europäischen Stromhandels bemerkbar, hieß es vom Landesamt.
Unter dem Strich führte dies zu einem Rückgang der Stromproduktion in Bayern um 11,5 Prozent auf 60,6 Terawattstunden - das ist der niedrigste Wert seit 1984. Stärkster Stromproduzent war dabei die Photovoltaik mit 16,1 Terawattstunden, der Eigenverbrauch aus kleinen privaten Anlagen ist hier noch nicht berücksichtigt. Dahinter folgen die Wasserkraft mit 11,6 Terawattstunden und Erdgas mit 10,9. Aus Biomasse entstanden 8,5 Terawattstunden Strom, aus Wind 5,9 und aus Kernenergie 3. Erdöl und Steinkohle sorgten zusammen für 4,1 Terawattstunden.
Finale Zahlen zum Stromverbrauch 2023 liegen noch nicht vor. Eine vom bayerischen Wirtschaftsministerium veröffentlichte Schätzung geht allerdings von rund 75 Terawattstunden aus. Das wäre deutlich mehr als der produzierte Strom.
Für das laufende Jahr sieht es danach aus, dass die Stromerzeugung in Bayern relativ stabil bleibt, sich aber weiter Richtung erneuerbare Energien verlagert. Vorläufige Zahlen für die ersten drei Quartale sehen in diesem Zeitraum eine um 2,3 Prozent rückläufige Netzeinspeisung von 41,1 Terawattstunden. Erneuerbare Energien trugen dazu 33,7 Terawattstunden bei, 7 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum.
Bei der Netzeinspeisung, auf der die Zahlen für 2024 beruhen, gibt es allerdings eine Einschränkung: Sie bezieht sich nur auf Strom, der in die Netze gelangte. Selbst verbrauchter Strom aus Kraftwerken der Industrie wird hier nicht berücksichtigt. Sie gibt dennoch einen guten Hinweis darauf, wie sich die Stromerzeugung aktuell verschiebt.
© dpa-infocom, dpa:241211-930-314556/1