Der für die Energiewende nötige Ausbau der Stromnetze in Deutschland kostet laut einer neuen Studie bis 2045 rund 651 Milliarden Euro. Die bisherigen jährlichen Investitionen müssten sich dafür mehr als verdoppeln, heißt es in der von der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung geförderten Untersuchung des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK). In den kommenden Jahren seien jeweils Investitionen von rund 34 Milliarden Euro nötig – 127 Prozent mehr als die 15 Milliarden Euro, die 2023 investiert worden seien. An der Studie waren auch Forscher der Universität Mannheim beteiligt.
Der Ausbau der Stromnetze gilt als ein entscheidender Baustein für das Erreichen der Klimaneutralität im Jahr 2045. Dazu soll unter anderem der Energiebedarf von Verkehr, Industrie und Gebäuden auf erneuerbaren Strom umgestellt werden. Bei den Stromnetzen in Deutschland wird das Übertragungsnetz, das für den weiten Überland-Transport zuständig ist, vom Verteilnetz unterschieden, das für die regionale Verteilung sorgt. Während das Übertragungsnetz rund 38.000 Kilometer lang ist, kommt das Verteilnetz auf rund 1,9 Millionen Kilometer. Die Kosten für Betrieb und Ausbau werden auf alle Stromverbraucher umgelegt.
Für ihre Berechnung greifen die Studienautoren zum einen auf die Prognose der Übertragungsnetzbetreiber zurück. Diese schätzen die Ausbaukosten für das Übertragungsnetz im aktuellen Netzentwicklungsplan auf 328 Milliarden Euro. Für die Ausbaukosten im Verteilnetz stellen die Forscher eigene Berechnungen an und kommen auf einen Investitionsbedarf von 323 Milliarden Euro. Zum Vergleich: Eine Studie des Beratungsunternehmens ef.Ruhr hatte im Frühjahr die Gesamtkosten auf rund 732 Milliarden Euro geschätzt. Wie sich die Investitionen am besten finanzieren lassen, wollen die Autoren der neuen Studie in einem weiteren Schritt untersuchen.
Laut der IMK-Studie könnten die Gesamtkosten auch noch höher ausfallen. Zu den Risikofaktoren zählen die Forscher etwa steigende Rohstoffpreise, Engpässe bei Transformatoren oder Leitungen sowie Verzögerungen bei Genehmigungsverfahren.
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