Unabhängig vom Krieg in der Ukraine rechnet Rheinmetall-Chef Armin Papperger mit einer langfristig hohen Nachfrage nach Munition und anderen Militärgütern. „Selbst, wenn morgen der Krieg aufhören würde - und ein Ende dieses verrückten Ukraine-Krieges will jeder -, müssten wir die Lager in der Ukraine noch auffüllen, und dafür brauchen die Ukrainer die Hilfe von der EU und von den USA“, sagt der Manager in Düsseldorf. Der Bedarf anderer Staaten werde ebenfalls hoch bleiben.
Das bedeute, dass das Geschäft mit der Bundeswehr und ihren Partnern mindestens zehn, vielleicht sogar fünfzehn Jahre sehr stabil sein werde. Rheinmetall stellt unter anderem Geschützrohre her, die in der Artillerie in der Ukraine zum Einsatz kommen.
Papperger weist auf die intensiven Artilleriegefechte in der Ukraine hin und den damit verbundenen Verschleiß - ein Geschützrohr hält nur für eine bestimmte Anzahl von Schüssen. Angesichts der hohen Nachfrage - nicht nur von der Ukraine, sondern auch von westlichen Staaten - habe man die Herstellungskapazitäten solcher Stahlrohre binnen drei Jahren mehr als verdreifacht. Und dennoch werde die Rohrproduktion seiner Firma für die nächsten zehn Jahre voll ausgelastet sein, ist Papperger überzeugt.
Deutschlands größter Rüstungskonzern stellt neben Artillerie und Munition auch Panzer, Flugabwehr und Militärlastwagen her. Die Zentrale ist in Düsseldorf und das größte Werk im niedersächsischen Unterlüß. Der Ukraine hat Rheinmetall auch alte Kampfpanzer und Schützenpanzer bereitgestellt, die modernisiert worden waren. Bezahlt wurde die Firma hierbei von der Bundesregierung.
Die Auftragsbücher des Konzerns sind so voll wie noch nie. Firmenangaben zufolge belief sich der sogenannte Backlog Ende Juni auf 48,6 Milliarden Euro, damit war er 62 Prozent höher als ein Jahr zuvor (30 Milliarden Euro). Beim Backlog geht es um den Auftragsbestand, um erwartete Abrufe aus Rahmenverträgen und um andere Kundenvereinbarungen.
Nicht nur bei der Artillerie und Munition, sondern auch in anderen Konzernbereichen sind die Folgen des Ukraine-Krieges ein starker Wachstumstreiber für die Waffenschmiede, auch weil Nato-Staaten viel mehr bestellen als zuvor.
Alles in allem fielen die Geschäftszahlen von Rheinmetall sehr positiv aus. Im ersten Halbjahr stieg der Konzernumsatz um ein Drittel auf rund 3,8 Milliarden Euro. Das operative Ergebnis konnte auf 404 Millionen Euro fast verdoppelt werden. Betrachtet man nur das zweite Quartal, so war das Wachstum sogar noch stärker als zum Jahresauftakt. Die gesteigerte Profitabilität führt Rheinmetall vor allem auf den Zukauf einer spanischen Munitionsfirma zurück.
„So stark sind wir noch nie gewachsen“, sagt Firmenchef Papperger. Auch in den kommenden Jahren erwartet das Management jährliche Umsatzzuwächse in der Größenordnung von rund zwei Milliarden Euro.
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