Schneeballsystem mit 17 Millionen Schaden vor Gericht | FLZ.de | Stage

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Veröffentlicht am 09.09.2024 11:53

Schneeballsystem mit 17 Millionen Schaden vor Gericht

Der Angeklagte wird zu Beginn des auf mehrere Monate angesetzten Prozesses um hundertfachen Betrug vorgeführt. (Foto: Christof Rührmair/dpa)
Der Angeklagte wird zu Beginn des auf mehrere Monate angesetzten Prozesses um hundertfachen Betrug vorgeführt. (Foto: Christof Rührmair/dpa)
Der Angeklagte wird zu Beginn des auf mehrere Monate angesetzten Prozesses um hundertfachen Betrug vorgeführt. (Foto: Christof Rührmair/dpa)

Die versprochenen Renditen waren traumhaft: Bis zu 114 Prozent pro Jahr soll der Geschäftsmann Ö. Anlegern in Aussicht gestellt und sie so um ihr Geld gebracht haben. Nun wird ihm vor dem Landgericht München unter anderem Betrug in 348 Fällen mit einem Schaden von fast 17 Millionen Euro vorgeworfen. Zudem das unerlaubte Betreiben von Bankgeschäften und Urkundenfälschung. Zu Beginn des auf mehrere Monate angesetzten Prozesses wies der Mann die Vorwürfe zurück.

Ö., der der Verlesung der Anklage mit unbewegtem Gesichtsausdruck folgte, soll für seine Geschäfte ein ganzes Netzwerk an Firmen in verschiedenen Ländern betrieben haben. Die eingenommenen Gelder habe er allerdings zum größten Teil gar nicht angelegt, sondern zur Auszahlung versprochener Renditen bei einzelnen Anlegern verwendet oder für sich selbst behalten haben, so die Staatsanwaltschaft. 

In einer von seinen Anwälten verlesenen Erklärung wies Ö. die Vorwürfe dagegen „mit Nachdruck“ zurück. Die „wunderbare Geldvermehrung“ möge märchenhaft anmuten und Argwohn wecken, sie sei aber erfolgreich umgesetzt worden, und erst durch das Eingreifen der Behörden beendet worden, hieß es. Zudem soll es hohe Millionensummen auf Konten im Ausland geben oder gegeben haben.

Grob zusammengefasst soll das Geschäftsmodell dem Statement der Verteidigung zufolge in etwa folgendermaßen funktioniert haben: Die Gelder der Investoren seien an eine Bank überwiesen worden. Diese habe sie für die international tätige Großbank HSBC blockiert, sodass diese ein Vielfaches der Summe zu einem sehr niedrigen Zinssatz habe aufnehmen können. Dieses Geld sei dann zu sehr viel höheren Sätzen weitergegeben worden sein. 

In der Anklage wird dieses Modell ähnlich beschrieben - nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft wurde es aber nur vorgespiegelt und nicht umgesetzt. Vielmehr habe es gar keine Zusammenarbeit mit der HSBC gegeben. Nur ein kleiner Teil sei angelegt worden - allerdings in Papiere mit niedriger Rendite. Dies sei weder vom Volumen noch vom Ertrag her geeignet gewesen, die versprochenen Renditen zu erwirtschaften.

Tiefergehende Aussagen zu den Vorwürfen machte Ö. zunächst nicht. Dies soll im weiteren Verlauf des Prozesses aber passieren. Die Vorsitzende Richterin Andrea Wagner kündigte bereits an, darauf „sehr gespannt“ zu sein. Für Ö. geht es dabei um einiges. In einem Gespräch vor Prozessbeginn hat die Staatsanwaltschaft laut Gericht bereits eine Strafvorstellung geäußert: sieben Jahre.

© dpa-infocom, dpa:240909-930-227232/1


Von dpa
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