Ihhh, Wasser! Bäh, Tee! Kinder mögen Süßes oft lieber, auch bei Getränken. Das zeigt eine aktuelle Studie des Max Rubner-Instituts, wonach sogenannte ungünstige Lebensmittel wie Süßigkeiten und Softdrinks zwischen 25 und 36 Prozent der täglichen Energiezufuhr bei Kindern ausmachen. Zu viel - maximal 10 Prozent seien ok.
Die Vorliebe für die Geschmacksrichtung süß ist uns angeboren, wie Caroline Thiesmeier-Dormann vom Bundeszentrum für Ernährung (BZfE) erklärt. „Bereits in der Muttermilch ist viel Süße enthalten. Schon unsere Vorfahren wussten: Was süß ist, ist in der Regel energiereich und nicht giftig - eine lebensnotwendige Strategie.“ Also kein Wunder, dass der Nachwuchs seinen Durst am liebsten mit Limonade, Saft, Cola oder Eistee stillen würde.
Das Problem mit den süßen Getränken: Sie sprechen mit bunter Aufmachung gezielt Kinder an, enthalten aber mitunter große Mengen Zucker. Eine Marktstudie von 136 Getränken, die sich die Verbraucherorganisation Foodwatch im Detail angeschaut hat, zeigt: Im Schnitt kommen sie auf sechseinhalb Würfelzucker pro 250-Milliliter-Glas.
Als Durstlöscher eignen sich Süßgetränke daher nicht. So zeigen Untersuchungen, dass ein hoher Konsum von süßen Getränken für die große Zahl an übergewichtigen Kindern mitverantwortlich ist, schreibt die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). Außerdem können sie das Kariesrisiko erhöhen.
Doch es ist nicht die angeborene Vorliebe allein, die die das Verlangen nach süßen Getränken prägt. Auch das, was Kinder in ihrem Umfeld beobachten, spielt eine Rolle. „Wenn Eltern viel Wasser trinken, dann gucken sich die Kinder das in der Regel ab“, sagt Caroline Thiesmeier-Dormann. „Und dann ist Wasser nicht langweilig, sondern normal. Und alles, was darüber hinausgeht, ist eine tolle Ausnahme.“
Doch viele Eltern haben das Gefühl: Dieser Zug ist längst abgefahren, das Kind hat sich die bunte Welt der Softdrinks längst erschlossen. Schließlich gibt es zum Beispiel Kindergarten-Freunde, bei denen es zu Hause herrlich süße Limonaden gibt. „Eltern sind ja nicht die Einzigen, die auf die Kinder Einfluss nehmen“, sagt Anja Schwengel-Exner, Ernährungsexpertin der Verbraucherzentrale Bayern.
Doch wie verkauft man dem Kind Wasser als Durstlöscher? Die beiden Ernährungsexpertinnen raten, folgende Strategien auszuprobieren:
Das Auge isst nicht nur mit, es trinkt auch mit. Schnödes Wasser oder ungesüßte (gekühlte) Tees können schon durch Eiswürfel, die so herrlich im Glas klirren, etwas spannender werden. Vor allem dann, wenn darin noch eine kleine Überraschung eingefroren ist. „Beeren eignen sich da besonders gut. Dann hat man nicht nur diese tolle Optik mit der Beere im Eiswürfel“, sagt Anja Schwengel-Exner. Sondern auch: „Hat das Eis sich aufgelöst und das Kind das Getränk getrunken, kann es die Früchte aufpieken und essen.“
Sie ist überzeugt: Ist es wie ein Cocktail aufbereitet, wird selbst schlichtes Wasser etwas spannender. Manchmal tut es da bereits ein besonderes Trinkglas oder ein Strohhalm aus Metall oder Glas. „Oder auch eine bunte Trinkflasche, die das Kind toll findet“, wie Caroline Thiesmeier-Dormann vorschlägt.
Zitrone, Beeren, Basilikum, Rosmarin, Gurke, Melisse: Wirft man Kräuter, Früchte und Gemüse in Wasser, verwandelt es sich zwar nicht auf magische Weise in einen süßen Softdrink. Aber diese Zutaten bringen etwas mehr Geschmack ins Spiel. Daher ist auch dieses sogenannte Infused Water einen Versuch wert.
Vor allem dann, wenn der Nachwuchs mitbestimmen darf, was genau in die Karaffe wandert. „Für Kinder ist immer spannend, wenn sie experimentieren können“, sagt Anja Schwengel-Exner. Ganz nach dem Motto: Wie schmeckt die Kombination aus Rosmarin und Himbeere wohl?
Damit das Wasser nicht zu lange steht und sich keine Keime vermehren, hat die Expertin noch einen Hygiene-Tipp: „Lieber öfter frisch zubereiten. Es kann durchaus sein, dass ein halber Liter erstmal reicht. Kleine Kinder trinken ja nur zwischen 600 Milliliter und einem Liter am Tag.“ Früchte sollten nur in Bio-Qualität ins Wasser wandern und noch keine Druckstellen haben. Die Karaffe wird am besten im Kühlschrank gelagert.
Fruchtsäften haftet das Image an, gesünder als Limonaden oder Cola zu sein. Doch darin steckt ähnlich viel Zucker. „Pro 100 Milliliter sind es ungefähr acht Gramm“, sagt Anja Schwengel-Exner. Das sind fast drei Würfelzucker.
Der Zuckergehalt lässt sich aber deutlich reduzieren, wenn Eltern den Saft als leichte Schorle servieren. „Das ist nichts, was das Kind den ganzen Tag über trinken sollte. Aber man kann es ihm durchaus ab und an anbieten“, sagt Caroline Thiesmeier-Dormann.
Sie rät zu folgendem Mischverhältnis: ein Teil Saft auf mindestens drei Teile Wasser. Damit fallen die Schorlen, die es im Handel zu kaufen gibt, meist weg. Ihr Mischverhältnis ist in aller Regel unvorteilhafter, manchmal steckt sogar mehr Saft als Wasser darin, so die Ernährungswissenschaftlerin.
Übrigens: Auch Limonaden, Colas und Eistee lassen sich entsprechend verdünnen. Doch auch hier gilt: Das sollte eine Ausnahme und nicht die Regel sein.
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