„The Wedding Banquet“: Queere Komödie nach großem Vorbild | FLZ.de | Stage

arrow_back_rounded
Lesefortschritt
Veröffentlicht am 05.06.2025 16:04

„The Wedding Banquet“: Queere Komödie nach großem Vorbild

Lily Gladstone und Kelly Marie Tran in einer Szene des Films „The Wedding Banquet“. (Foto: Luka Cyprian/Universal/dpa)
Lily Gladstone und Kelly Marie Tran in einer Szene des Films „The Wedding Banquet“. (Foto: Luka Cyprian/Universal/dpa)
Lily Gladstone und Kelly Marie Tran in einer Szene des Films „The Wedding Banquet“. (Foto: Luka Cyprian/Universal/dpa)

Oscar-Preisträger Ang Lee (70, „Brokeback Mountain“) stand noch am Anfang seiner Regie-Karriere, als er 1993 die Liebeskomödie „Das Hochzeitsbankett“ ins Kino brachte. Die Story drehte sich um einen schwulen Taiwaner, der mit seinem Lover in New York ein glückliches Leben führt. Doch dann heiratet er zum Schein eine Chinesin, um seinen traditionellen Eltern ein „normales“ Dasein zu präsentieren. Für die Braut ist es der perfekte Deal, um an eine Greencard zu kommen. Die Komödie mit turbulentem Tiefgang machte den gebürtigen Taiwaner Lee auf einen Schlag bekannt. Auf der Berlinale wurde „Das Hochzeitsbankett“ mit dem Goldenen Bären gekrönt. 

Alte Vorlage, neuer Twist 

Seitdem hat sich viel verändert. Weltweit erlauben immer mehr Länder gleichgeschlechtliche Ehen. In den USA gab das Oberste Gericht 2015 grünes Licht für die Homo-Ehe. Filme mit queeren Themen und Darstellern gehören längst zum Mainstream-Kino. Doch das konnte den gebürtigen Kalifornier Andrew Ahn (39), Sohn koreanischer Einwanderer, nicht davon abhalten, „Das Hochzeitsbankett“ neu aufzulegen. Dem Regisseur der Schwulen-Romanze „Fire Island“ (2022) ist mit „The Wedding Banquet“ eine spritzige Interpretation des Originals gelungen, mit neuen Wendungen und aktueller Thematik. 

Die Handlung: Der junge Künstler Min (Han Gi-chan) aus reicher Familie in Südkorea lebt in der US-Metropole Seattle. Als seine Aufenthaltsgenehmigung ausläuft, hält er vergeblich um die Hand seines bindungsscheuen Boyfriends Chris (Bowen Yang) an. Glücklicherweise gibt es ein lesbisches Freundespaar. Angela (Kelly Marie Tran) und ihre Partnerin Lee (Lily Gladstone) versuchen derweil mit teurer künstlicher Befruchtung ihren Kinderwunsch zu erfüllen. Min unterbreitet ihnen einen Greencard-Deal: Er heiratet Angela zum Schein, um unter anderem seine wohlhabende Oma damit als Geldquelle in der Heimat bei Laune zu halten. Und die beiden Frauen können mit seiner Unterstützung die medizinische Behandlung fortsetzen. 

Natürlich kommt alles etwas anders als geplant. Die Großmutter fliegt ein und besteht auf ein großes koreanisches Hochzeitsbankett. Die alte Dame kommt mit hohen Erwartungen und mit einem lange gehüteten Geheimnis. Da prallen Kulturen aufeinander: kleine Katastrophen sorgen für Tempo, smarte Dialoge für Tiefgang und Gefühlsausbrüche für herzigen Witz. 

Starke Rollen

Auch die Besetzung passt perfekt. Die indigene Schauspielerin Lily Gladstone (38), die für ihre Rolle in Martin Scorseses Historien-Thriller „Killers of the Flower Moon“ für einen Oscar nominiert war, stellt nun ihr Comedy-Talent zur Schau. Kelly Marie Tran (36, „Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers“) mimt ihre schnell genervte Freundin Angela, die zudem mit ihrer dominanten Mutter, gespielt von Joan Chen (64, „Der letzte Kaiser“), im Clinch liegt. 

Komiker Bowen Yang (34, „Wicked“) als bindungsscheuer Lover und der südkoreanische Neuling Han Gi-chan (26) als feinsinniger Künstler geben ein überzeugendes Paar ab. Doch vor allem sticht die 77-jährige Oscar-Preisträgerin Youn Yuh-jung heraus. 2021 hatte sie als erste südkoreanische Schauspielerin überhaupt einen Oscar gewonnen - für ihre Nebenrolle als exzentrische Großmutter in dem Familiendrama „Minari - Wo wir Wurzeln schlagen“. In „The Wedding Banquet“ ist sie die elegante Großmutter, die hinter der stoischen Fassade eine erfrischend menschliche Seite offenbart. 

Optimismus verbreiten

Als Achtjähriger habe er Ang Lee's Originalfilm gesehen, erzählte Regisseur Ahn dem „San Francisco Chronicle“. Dies sei damals sein erster Film mit schwuler Thematik und mit „so viel Menschlichkeit“ gewesen, der ihm sehr viel bedeutet habe. „Aus diesem Grund wollte ich erst überhaupt kein Remake machen“, betonte Ahn in dem Interview. Doch am Ende konnte ihn der erfolgreiche Produzent und Mit-Autor James Schamus (65) für das Projekt gewinnen. Schon 1993 war Schamus als Drehbuchautor und Produzent bei Ang Lees Film an Bord. 

Der Originalfilm habe eine „Botschaft von Hoffnung und Möglichkeiten“ für die queere Gesellschaft vermittelt, sagte Ahn der US-Zeitschrift „People“. Das sei auch seine Absicht, Optimismus zu verbreiten, betonte der schwule Regisseur. „Ich möchte unsere Widerstandsfähigkeit aufzeigen und hoffentlich Menschen dazu anspornen, schwierige Zeiten zu meistern.“ 

Dabei kommen die Lacher nicht zu kurz, wenn die Protagonisten ihr komplexes Liebesleben ausloten. Mit witzigen Wendungen und tiefergehenden Dialogen bietet „The Wedding Banquet“ dem Kinopublikum beste Unterhaltung.

© dpa-infocom, dpa:250605-930-634691/1


Von dpa
north