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Veröffentlicht am 10.02.2022 10:31

Ü-30-Athleten prägen die Peking-Spiele

Der 35-jährige Rodler Johannes Ludwig feiert mit seiner Goldmedaille auf dem Podium. (Foto: Robert Michael/dpa-Zentralbild/dpa)
Der 35-jährige Rodler Johannes Ludwig feiert mit seiner Goldmedaille auf dem Podium. (Foto: Robert Michael/dpa-Zentralbild/dpa)
Der 35-jährige Rodler Johannes Ludwig feiert mit seiner Goldmedaille auf dem Podium. (Foto: Robert Michael/dpa-Zentralbild/dpa)

Der deutsche Rodler Johannes Ludwig triumphiert als ältester Athlet auf der Bahn, die Gold-Gewinnerinnen Denise Herrmann und Natalie Geisenberger sind auch keine Teenager mehr - und in der Abfahrt rast ein 41 Jahre alter Franzose zu Silber.

Bei den Olympischen Spielen trifft sich die Jugend der Welt, doch es gewinnen auch gerne die Alten im Feld. „Ein bisschen Erfahrung schadet nicht“, sagte die 33 Jahre alte Biathletin Herrmann nach ihrem sensationellen Lauf zu Gold über 15 Kilometer. Klar, die 18 Jahre alte Ski-Freestylerin Eileen Gu ist schon jetzt eines der Gesichter der Winterspiele von Peking. Auch ihr 17 Jahre alter Landsmann Su Yiming wird für Silber im Slopestyle gefeiert. Doch oft genug jubelt Ü30.

Kommt es angesichts der Bedingungen bei diesen Pandemie-Spielen in einigen Bereichen noch mehr als sonst auf Routine an? Wiegen Erfahrung und die Gelassenheit des Alters in diesem Jahr möglicherweise mehr als jugendliche Unbekümmertheit und Draufgängertum? Zumindest lieferte die erste Woche in China einige prominente Beispiele fürs vielzitierte „Oldie, but Goldie“.

Bei einem der absoluten Klassiker, der Herren-Abfahrt in den Bergen von Yanqing, standen nur Athleten jenseits der 30 auf dem Podium. Gold ging an den Schweizer Beat Feuz (34), Bronze holte der Österreicher Matthias Mayer (31) - und Silber Johan Clarey. Der 41 Jahre alte Franzose krönte sich zum ältesten Skirennfahrer, der jemals eine Olympia-Medaille gewonnen hat. „Clarey immer jünger“, schrieb die französische Zeitung „L'Equipe“ auf ihrer Titelseite.

„Meine Mutter sagte immer, dass ich in meinem Leben für alles länger gebraucht habe, fürs Gehen, Sprechen lernen. Das gilt vermutlich auch für meine Ski-Karriere“, sagte Clarey, der noch nie ein Weltcup-Rennen gewonnen hat. Eine Premiere feierte auch Skispringer Manuel Fettner im zarten Alter von 36 Lenzen. Seit 21 Jahren springt der Österreicher und holte nun seine erste Einzelmedaille bei einem Großereignis. Silber honorierte auch dessen Konkurrent Markus Eisenbichler. „Megageil, das freut mich voll. Mit dem bin ich schon lange unterwegs, ich habe ihm die Daumen gedrückt. Er ist im Sommer noch im Continental Cup gehüpft und jetzt: Respekt!“, sagte Eisenbichler, auch schon 30, aber bislang ohne Peking-Plakette.

Mehr denn je profitieren bei diesen von der Corona-Pandemie überlagerten Spielen die Routiniers von Eigenschaften wie (Trainings-)Disziplin oder Geduld. Auch Erfahrungen im Umgang mit Beeinträchtigungen des Alltagslebens helfen den Oldies.

Im Sliding Centre Yanqing war der 35 Jahre alte Ludwig älter und schneller als all seine Konkurrenten. Seine ein Jahr jüngere Kollegin Geisenberger ist seit Mai 2020 Mutter eines Sohnes und kokettierte mit ihrem Alter, als sie sagte: „Meine Medaille ist fitter als ich.“ Selbst in einer Sportart wie Snowboard zeigte die Amerikanerin Lindsey Jacobellis (36) der Konkurrenz, wie es geht und holte Gold.

Die niederländische Eisschnellläuferin Ireen Wüst (35) sagte nach ihrem sechsten Gold bei fünf Olympischen Spielen: „Alter ist nur eine Zahl, oder? Es geht darum, wie man sich fühlt.“ Dass in ihrer Ausdauersportart sogar Altersrekorde möglich sind, unterstrich in besonders markanter Weise die Rekord-Olympionikin Claudia Pechstein. Sie wird zwei Tage nach dem Ende der Peking-Spiele 50 Jahre alt.

© dpa-infocom, dpa:220210-99-60647/4

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