Die eskalierte Bandengewalt in Haiti hat nach Angaben der Vereinten Nationen allein in den ersten drei Monaten des Jahres mehr 1500 Menschen das Leben gekostet.
Die Lage in dem Karibikstaat sei katastrophal und erfordere sofortige Maßnahmen, heißt es in einem Bericht, den das UN-Menschenrechtsbüro in Genf veröffentlicht hat.
Die Zahl der Opfer der Bandengewalt in dem Land mit etwa elf Millionen Einwohnern sei bereits im vergangenen Jahr stark auf 4451 Getötete und 1668 Verletzte gestiegen, hieß es. In diesem Jahr sei sie noch einmal explodiert: Bis zum 22. März wurden 1554 Todesopfer und 826 Verletzte registriert. Hinzu kämen 59 Lynchmorde durch Selbstverteidigungs-Brigaden.
Die Gewalt bewaffneter Gruppen, die oft Verbindungen in die Politik haben und nach UN-Angaben etwa 80 Prozent der Hauptstadt Port-au-Prince kontrollieren, war Ende Februar noch einmal eskaliert. Die Sicherheitslage verhinderte die Rückkehr von Interims-Premierminister Ariel Henry von einer Auslandsreise, dieser kündigte seinen Rücktritt an. Auch die bestehende Hungerkrise verschärfte sich.
Eine neue Interimsregierung wurde bisher nicht gebildet. Auch eine vom UN-Sicherheitsrat genehmigte multinationale Sicherheitsmission, die nach dem UN-Bericht dringend nötig ist, kam bislang nicht zustande. Neben anderen Diplomaten verließ der deutsche Botschafter das Land. Bürger mehrerer Staaten wurden evakuiert, darunter mindestens fünf Deutsche und ihre Familien.
Die Eskalation der Gewalt führte laut dem Bericht zu einer Zunahme der Menschenrechtsverletzungen - darunter neben Tötungen auch Entführungen und Vergewaltigungen. Kinder würden sowohl Opfer dieser Taten als auch gezwungen, selbst Waffengewalt zu verüben. Das Gesundheitssystem und die staatlichen Institutionen stünden in Haiti am Rande des Zusammenbruchs. Auch Personalmangel der Polizei, Korruption und Waffenschmuggel wurden als Probleme ausgemacht.
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