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Veröffentlicht am 20.06.2022 11:42

Viele Tierpensionen zur Urlaubszeit ausgebucht

Hündin Maja im Hundelandhotel Schlüchtern. Viele Tierpensionen sind zur Urlaubszeit ausgebucht. (Foto: Sebastian Gollnow/dpa)
Hündin Maja im Hundelandhotel Schlüchtern. Viele Tierpensionen sind zur Urlaubszeit ausgebucht. (Foto: Sebastian Gollnow/dpa)
Hündin Maja im Hundelandhotel Schlüchtern. Viele Tierpensionen sind zur Urlaubszeit ausgebucht. (Foto: Sebastian Gollnow/dpa)

Labradorhündin Maja und ihre Hunde-Freundin Emma toben ausgelassen auf der Wiese. Wie knapp ein Dutzend andere Vierbeiner haben die beiden ein Blockhaus im Hundelandhotel in Schlüchtern bezogen und verbringen dort die Zeit bis zur Rückkehr ihrer Besitzer.

Fressen, Schlafen, zweimal am Tag in kleinen Gruppen spielen und eine große Gassirunde mit den Mitarbeitern gehören hier zum Alltag der Tiere - ob tageweise oder für länger. Gerade jetzt zur Urlaubszeit häufen sich die Anfragen bei der Tierpension, wie die Betreiber Frank Kern und Patrick Winkler berichten.

Noch hat das Hundelandhotel freie Kapazitäten für die Sommerwochen in der Einrichtung, in der insgesamt 28 Tiere ein Zuhause auf Zeit finden können. Einzeln oder - falls sie aus dem gleichen Haushalt kommen - zu zweit sind die Tiere hier in den Blockhäusern mit Auslauf untergebracht. Das Futter bringen Herrchen oder Frauchen mit, und auch das eigene Körbchen darf in die Hütte, um den Tieren die Eingewöhnung zu erleichtern.

Erst in diesem Frühjahr hatten Kern und Winkler die Hundepension von den Vorgängern übernommen und neu eröffnet. Als Erweiterung soll noch ein benachbartes Grundstück hinzukommen, das Kern unter anderem mit einem Badeteich für die Hunde ausstatten will. Wie groß der Bedarf ist, lässt sich für die Betreiber auch an den Reaktionen auf die zwischenzeitliche Schließung des Betriebs unter den Vorgängern ablesen.

Das sei ein großes Thema gewesen, weil die Leute händeringend nach Plätzen für ihre Hunde suchten, sagt Kern. Auch das große Einzugsgebiet mit Anfragen von Fulda bis zum Rhein-Main-Gebiet zeige, dass die Kunden auch weite Wege in Kauf nähmen, um ihre Tiere in guten Händen zu wissen.

Das hat auch mit der Pandemie zu tun. Viele Menschen legten sich in den vergangenen zwei Jahren Hunde zu, nur wenige arbeiteten im Büro oder verreisten, wie Dani Müller vom Landestierschutzverband Hessen sagt, die selbst eine Tierpension betreibt. Dadurch sei den Betrieben teils das Geschäft weggebrochen, viele mussten aufgeben. Jetzt sei es umgekehrt - und ein großer Bedarf treffe auf deutlich weniger Anbieter, sagt Müller.

Sie selbst habe in diesem Jahr erstmals während des elfjährigen Bestehens ihrer Einrichtung einen Neukundenstopp ausrufen müssen und könne auch für die Sommerferien schon lange keine freien Plätze mehr anbieten - was längst nicht jeder Interessent freundlich hinnehme. „Da muss man sich dann auch mal Beschimpfungen anhören.“

Gerade Neu-Hundebesitzern müsse klar sein, dass sie frühzeitig nach einem Quartier Ausschau halten sollten - und nicht erst, wenn der Urlaub schon gebucht sei und kurz bevorsteht. Viele Tierheime registrierten in dieser Jahreszeit steigende Abgabezahlen, wenn auch der Trend derzeit tendenziell ein wenig rückläufig sei. Noch bleibe aber abzuwarten, wie sich die Zahlen in diesem Sommer tatsächlich entwickeln.

Längst ausgebucht ist derweil auch die Hundepension am Frankfurter Flughafen. Als besonderen Service übernimmt das Team auf Wunsch die Tiere direkt von ihren Besitzern in der jeweiligen Abflughalle am Flughafen und bringt sie dort auch wieder hin, wenn ihre Frauchen oder Herrchen wieder gelandet sind. Auch der Leiter Florian Vogel sieht einen steigenden Bedarf an Betreuungsmöglichkeiten für die Tiere, das locke auch neue Anbieter auf den Markt.

Tierliebe allein reiche für den Job allerdings nicht, nötig sei eine Mischung aus „Herzblut und Qualifikation“, sagt Vogel. Das sei schon alleine deshalb nötig, weil die Hunde schwieriger würden. Viele Menschen nähmen die Bedürfnisse ihrer Tiere nicht mehr richtig wahr, widmeten ihnen zu wenig Zeit oder vermenschlichten sie allzu sehr.

Die Probleme sind dann auch in den Tierpensionen zu spüren. Trotzdem treffen Vogel und seine sechs Mitarbeiter keine Vorauswahl bei ihren Pensionsgästen. Auch Hunde, die nicht oder wenig sozialkompatibel sind, finden hier ein Plätzchen - sofern noch eines frei ist. Nicht jeder Besitzer akzeptiere allerdings gleich eine Absage - und manche versuchen dann, mit Sätzen wie „Ich zahle auch das Doppelte und Dreifache“ oder „Es ist ja nur ein kleiner, ganz lieber Hund“ ihre Vierbeiner doch noch irgendwie unterzubringen.

Beschaulicher geht es in der Villa Hundebunt in Kassel zu. Raimund Stellpflug betreut in seiner Tierpension in Ortsrandlage neben seinen vier eigenen zusätzlich noch acht Hunde von Kunden. Die Tiere leben mit ihm im Haus und Garten, Zwinger gibt es nicht. Vor Anfragen kann auch Stellpflug sich derzeit kaum retten, für die Sommerferien seien schon alle Plätze belegt.

Seine vierbeinigen Gäste nimmt er nicht nur während Urlaubszeiten auf, sondern betreut sie auch tagsüber, wenn ihre Besitzer keine Zeit für die Tiere haben. „Das ist wie so ein Kindergarten hier“ - große Spazierrunden im Wald inklusive.

Die Liebe zu Hunden habe er schon von seinen Eltern mitgegeben bekommen, die auch problematische Exemplare aus dem Tierschutz bei sich aufgenommen hätten, sagt Stellpflug. In seiner Tierpension dürfen auch etwas ängstlichere Hunde kommen, die in seiner Obhut manchmal erstaunlich auftauten.

Allzu dominante Rüden, die anderen vier- oder zweibeinigen Gästen gefährlich werden könnte, müsse er aber eine Absage erteilen, sagt Stellpflug. Gerade weil sich die Hunde im Haus und Garten frei bewegen können, müsse das Zusammenleben der Tiere gut funktionieren.

© dpa-infocom, dpa:220620-99-726992/6

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