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Veröffentlicht am 26.11.2022 00:00

Vor 200 Jahren starb der Reformer Karl August Fürst von Hardenberg

An Karl August Fürst von Hardenberg (1750 bis 1822) und sein Wirken erinnert in Ansbach eine Hardenbergstraße. (Repro: Alexander Biernoth)
An Karl August Fürst von Hardenberg (1750 bis 1822) und sein Wirken erinnert in Ansbach eine Hardenbergstraße. (Repro: Alexander Biernoth)
An Karl August Fürst von Hardenberg (1750 bis 1822) und sein Wirken erinnert in Ansbach eine Hardenbergstraße. (Repro: Alexander Biernoth)

Plötzlich haben die modernen Zeiten angeklopft. Die Preußischen Reformen mischten ab 1807 den rückständigen Hohenzollernstaat auf. Dafür stand maßgeblich Karl August Fürst von Hardenberg (1750 bis 1822). Am 26. November jährt sich sein Todestag zum 200. Mal. Sein Wirken hat viel mit Ansbach zu tun.

Durch die großen Reformen fand die verzopfte Ständegesellschaft ein Ende. Die Leibeigenschaft der Bauern war vorbei, und wer wollte, konnte jetzt zum Beispiel Handwerker werden oder ein Unternehmen gründen. Der Erfolg dessen, was Hardenberg und die weiteren Reformer leisteten, reicht bis heute. Der gegenwärtige Industriestandort Deutschland hat aus dieser Zeit noch tragende Wurzeln.

Wer war Hardenberg eigentlich? Geboren 1750 als Sohn eines Obersten in Essenrode im heutigen Niedersachsen und im Geist der Aufklärung groß geworden, studierte der junge Freiherr, später Fürst, schon ab dem Jahr 1766 Jura in Göttingen und Leipzig. Inmitten einer zwar prosperierenden, aber doch wechselvollen Karriere im Staatsdienst holte ihn 1790 der letzte Markgraf Alexander nach Ansbach.

Wie der Historiker Professor Dr. Rudolf Endres schreibt, erfuhr Hardenberg, dass „der kinderlose Souverän der zollerischen Fürstentümer in Franken das Regiment weitgehend seiner Beamtenschaft überließ und selbst gerne auf Reisen ging“. Schon 1791 gab dieser die Regentschaft auf, und in Ansbach begann ein preußisches Intermezzo.

Hardenberg wurde königlich preußischer Staats- und Kabinettsminister und Gouverneur von Ansbach und Bayreuth, wie der Historiker Professor Dr. Thomas Stamm-Kuhlmann darlegt. Eine Art Vizekönig in Franken. Seinen Reformeifer, den er später in viel größerem Umfang umsetzte, konnte er in Ansbach bereits unter Beweis stellen.

Die Finanzen gesundeten

Hardenberg organisierte die antiquierte Landesverwaltung komplett neu und brachte die Staatsfinanzen auf Vordermann. Unter seiner Ägide erfolgten „die Einteilung von Ansbach-Bayreuth in Kreise und die Trennung von Verwaltung und Justiz“, wie der Jurist Dr. Matthias Wiemers schreibt.

Diese Reformen habe er schon vorher in Diensten Hannovers vorgeschlagen. „Allmählich gerät Hardenberg auch in die preußische Außenpolitik.“ Nach einiger Zeit wechselte er nach Berlin.

1803 bis 1806 wirkte er mit Unterbrechungen als preußischer Außenminister, vollendete 1807 die Denkschrift von Riga für König Friedrich Wilhelm III. von Preußen („Demokratische Grundsätze in einer monarchischen Regierung“) und wurde 1810 Staatskanzler. So schildert es Stamm-Kuhlmann.

Der preußische Staat, „in der Schlacht von Jena und Auerstedt im Oktober 1806 vernichtend geschlagen und zur Abtretung eines erheblichen Teils seines Territoriums sowie zu einer gewaltigen Kriegskontribution gezwungen“, sei „praktisch in einem Satellitenverhältnis zum napoleonischen Frankreich“ gestanden, erklärt Hardenbergs Biograf Professor Dr. Lothar Gall.

Preußen Schritt für Schritt daraus „zu lösen und es zu seiner alten militärischen und territorialen Großmachtstellung zurückzuführen“, dies „war das erste und vornehmste außenpolitische Ziel“ des Staatsmanns Hardenberg.

Innenpolitisch habe er die Absicht verfolgt, die von Heinrich Friedrich Karl Freiherr vom und zum Stein „eingeleitete und vorangetriebene grundlegende innere Reform des preußischen Staates weiterzuführen und auf immer neue Gebiete auszudehnen“. Weitreichende Reformen hatte er ja schon im Fränkischen ausprobieren können.

Auf dem Wiener Kongress 1814/15 war Hardenberg preußischer Bevollmächtigter, 1819 unterbreitete er König Friedrich Wilhelm III. den Vorschlag einer Verfassung für die preußische Monarchie und 1822 war er preußischer Bevollmächtigter auf dem Kongress von Verona.

Doch Hardenbergs Einfluss war geschwunden. Am 26. November 1822 starb der Staatskanzler im Ausland, in Genua. In Ansbach erinnert heute eine Hardenbergstraße an den Reformer.


Oliver Herbst
Oliver Herbst
... schreibt seit seinem 16. Lebensjahr für die Fränkische Landeszeitung. In über 30 Jahren lernte er dabei viele Menschen und ihre Geschichten kennen - von Burghaslach bis Mönchsroth und von Windsbach bis Schnelldorf. Seit 2014 gehört er zum Team der Lokalredaktion Ansbach.
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