Der VW Tiguan bekommt einen großen Bruder: Im Frühjahr bringen die Niedersachsen als Nachfolger des bisherigen Tiguan Allspace den Tayron in den Handel. Deutlich größer und entsprechend praktischer als das Original kostet er mindestens 45.475 Euro und damit rund 1600 Euro mehr als der aktuelle Bestseller aus Wolfsburg.
Der Name ist zwar neu, und das Design haben sie diesmal mit eigenständiger Front, einem retuschierten Heck und beleuchteten Markenlogos ein wenig weiter abgerückt. Aber das Prinzip bleibt das gleiche wie beim Allspace: Beide Modelle basieren auf dem gleichen VW-Baukasten MQB und nutzen die identische Technik - nur dass beim Tayron alles eine Nummer größer ist.
Der Radstand wächst um elf Zentimeter auf 2,79 Meter und die Länge misst nun 4,79 statt 4,54 Meter. So entsteht der Platz für eine dritte Sitzreihe, die freilich eher für die Nachbarskinder oder die Enkel gemacht ist als für die Großeltern. Denn kurzer Wuchs und gymnastisches Talent können nicht schaden, wenn man diese Reihe entern will.
Bequem oder nicht - immerhin bietet der Tayron so sieben Sitze und wird zum einzigen familienfreundlichen VW-Siebensitzer, der nicht wie der Caddy der Multivan oder der ID.Buzz im Herzen ein Nutzfahrzeug ist oder wie der Touran zum Gähnen animiert.
Und selbst wer die dritte Reihe nicht bestellt, profitiert vom neuen Format - und spart obendrein noch 950 Euro Aufpreis für die Plätze sechs und sieben. Immerhin ist die Rückbank verschiebbar und garantiert so ein Maximum an Beinfreiheit. Der Kofferraum wächst im besten Fall von 885 stufenweise auf bis zu 2.090 Liter. Und wem das nicht reicht, der nimmt bis zu 2,5 Tonnen an den Haken.
Sogar beim Fahren hat der Tayron seine Vorteile. Schon der große Radstand sorgt für eine gewisse Gelassenheit, beruhigt den Aufbau und lässt den Stadtgeländewagen entspannter dem Ziel entgegengleiten.
Und wer ihn mit variablen Dämpfern bestellt, der kann es noch komfortabler haben. Dann schmatzt er in der softesten Stellung Unebenheiten fast völlig weg, lässt sich aber auch so stramm und sportlich einstellen, dass er selbst als Familienkutsche Fahrspaß bietet.
Ansonsten allerdings ist der Tayron ein Tiguan, wie er im Buche steht. Das gilt für das nüchterne, stark aufs Digitale ausgelegte Cockpit mit dem riesigen frei stehenden Display, für das wieder angenehm klassische Lenkrad mit Tasten statt den leidigen Sensorfeldern. Und das gilt natürlich für die meisten Motoren. Genau wie sein kleiner Bruder schlägt er mit ihnen die Brücke ins Elektro-Zeitalter. Was beim Tayron noch spannender ist, weil es außerhalb Chinas keinen ID.6 mit drei Sitzreihen gibt.
Der ganze Stolz der Niedersachsen sind deshalb die Plug-in-Hybriden, die jetzt mit einer Batterie von neuerdings 19,7 statt 10,6 kWh ausgestattet werden. Damit ist annähernd die doppelte Reichweite möglich und zumindest auf den ersten rund 100 Kilometern wird der Tayron so zum Elektroauto.
Und auch wenn der Akku leer ist, kommt der er den ID-Modellen näher - weil er jetzt erstmals auch am Schnellader nachtanken kann, auch wenn der Strom dort nur mit bis zu 50 kW fließt.
Angeboten werden der Teilzeitstromer wahlweise mit 150 kW/204 PS oder mit 200 kW/272 PS, die dann für einen Sprintwert von bestenfalls 7,3 Sekunden und ein Spitzentempo von bis zu 215 km/h stehen.
Alternativ gibt es den Tayron aber auch weiter einem 1,5-Liter-Benzinern von 110 kW/150 PS, der jetzt milde hybridisiert ist, als 2,0-Liter-TSI mit 150 kW/204 oder 195 kW/265 PS und auch weiterhin als Diesel. Die 2,0 Liter großen TDI-Triebwerke leisten 110 kW/150 PS respektive 142 kW/193 PS, kommen auf einen Normverbrauch von bestenfalls 5,4 Litern und einen CO2-Ausstoß von 141 g/km - und stechen alle anderen Varianten spätestens bei der Reichweite aus.
Schließlich sind so im besten Fall mehr als 1.000 Kilometer drin. Was es dagegen nicht mehr gibt, sind Schaltgetriebe. Die hat sich VW mangels Nachfrage gespart. Immerhin: Der Allrad bleibt für den starken Diesel und die 2,0-Liter-Benziner weiter im Programm.
Ein neuer Name macht zwar noch kein neues Konzept. Aber warum sollte VW die Idee vom Tiguan Allspace auch grundlegend ändern? Denn im aktuellen Portfolio braucht es ein siebensitziges SUV mehr denn je.
Und mit viel Platz, ein bisschen Variabilität und dem Einstieg ins elektrische Fahren schließt der Tayron eine Lücke, die mangels ID.6 vor allem die Familien-Kunden in der VW-Gefolgschaft bislang geschmerzt hat. Datenblatt: VW Tayron 1.5 eHybrid
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