Witziges, Hintersinniges, Verrücktes, Abwegiges: Easter Eggs sind alles, nur nicht langweilig. Die Rede ist nicht von bemalten oder unbemalten Hühnereiern, auch nicht von Eiern aus Schokolade, Zuckerschaum oder Gelee. Es geht um virtuelle Überraschungen, die sich in Games verstecken. Was steckt hinter dieser Eigenart der Spielkultur?
Patrick Becher kennt sich aus: Er betreibt in Hamburg den Retro Spiele Club, ein Museum in dem auf den ausgestellten Computern und Konsolen alle möglichen Games aus den letzten 50 Jahren gespielt werden können. Und er spricht im Podcast „Retrokompott“ regelmäßig mit Games-Entwicklerinnen und -Entwicklern. Hier erklärt er, was es mit dem Phänomen auf sich hat.
Patrick Becher: Ziemlich deutlich. Das muss 1979 bei dem Atari-2600-Spiel „Adventure“ gewesen sein. Da konnte man nämlich, wenn man bestimmte Bewegungssequenzen vollführt hat, einen Geheimraum öffnen. Und da sah man dann den Namen des Entwicklers: Warren Robinett.
Becher: Also bei den ersten Easter Eggs ist das einfach zu erklären. In der damaligen Zeit war es nicht erlaubt, dass die Programmierer ihre Namen in Spielen hinterlassen. Es gab keine offiziellen Credits wie heute, wo man bei Filmen und Spielen ja sehen kann, wer beteiligt war.
Die Hersteller hatten wohl Angst davor, dass Programmierer abgeworben werden, wenn man ihre Namen in Spielen sehen kann. Und deswegen durften oder sollten die Namen der Entwickler nicht bekannt werden.
Warren Robinetts Easter Egg wurde natürlich irgendwann entdeckt, aber da war er schon längst nicht mehr bei Atari. Entfernen konnte man seinen Namen dann aber nicht mehr. Das wäre zu teuer geworden, jetzt noch mal alle Module neu zu machen. Und dann hat sich in den Softwareabteilungen schnell die Ansicht durchgesetzt, dass es eine schöne Idee ist, wenn Leute da ihre Signatur hinterlassen können.
Also schon kurz nach dem ersten Easter Egg war es dann geduldet oder sogar gewünscht, dass Programmierer so etwas einbauen. Heute ist das eher ein Gag, würde ich mal sagen. Also heute werden Easter Eggs eingebaut, um Menschen zu erheitern.
Becher: Es gibt einmal Easter Eggs, die werden automatisch aktiviert, zum Beispiel bei einer gewissen Uhrzeit oder bei einer gewissen Jahreszeit. Und es gibt die Easter Eggs, die man wie damals bei „Adventure“ wie ein Osterei sehen muss, das gefunden werden will.
Letzteres findet sich zum Beispiel in „The Secret of Monkey Island“ (1990): Da wird an einer Stelle darauf hingewiesen, man möge bitte Diskette 22 einlegen und dann merkt der User, dass es die Diskette überhaupt nicht gibt.
Das Spiel hat weniger Disketten und je mehr man da herumprobiert, desto höher wird die Diskettennummer. Und irgendwann guckt einen dann die Spielfigur an und sagt: „Du wirst sie nicht finden.“ Nach dem Motto: Der Teil wurde ja noch gar nicht programmiert. Das fand ich sehr unterhaltsam.
Auch bei „Diablo II“ (2000) kann man etwas finden: Werden da bestimmte gesammelte Items kombiniert, erscheinen dämonische Kühe, die Äxte schwingen, also völlig absurd. Und bei „GTA V“ (2013) kann man eine Droge zu sich nehmen, die verwandelt einen in ein Huhn. Und man spielt dann tatsächlich als Huhn weiter.
Und dann gibt es, wie gesagt, auf der anderen Seite die Easter Eggs, die sich nach Uhrzeit oder Datum richten. Da gibt es schöne Sachen bei einem ganz alten Spiel. „Little Computer People“ (1985) heißt das. Da werden zum Beispiel zur Weihnachtszeit Weihnachtslieder gespielt, wenn sich die Hauptfigur ans Klavier setzt. Und ein Quizspiel, an das sich viele erinnern heißt „You don't know Jack“ (1995), wo der Quizmaster die Fragen je nach Einstellung und Datum anders stellt.
Da gibt es also ganz lustige Sachen und selbst in Anwendungen findet man Easter Eggs. Es gibt einen Flugsimulator in Excel 97, das wissen die wenigsten. Und was man immer wieder ausprobieren kann, ist auch Google. Die Suchmaschine ist voller Easter Eggs. Man kann etwa Pacman spielen, wenn man „Pacman“ eintippt, oder ganz absurde Sachen machen: Tippt man den englischen Satz „Do a barrel roll“ ein, dreht sich der Bildschirm.
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