Vier Generationen sind bei Familie Schmidt/Hirsch an Weihnachten vereint. Vom 90-jährigen Karl Schmidt bis zu seiner Urenkelin Anna, die erst ein halbes Jahr alt ist. Einen Tannenbaum, Gesang und Geschenke für die Kinder gibt es immer. Aber sonst feiert die Großharbacher Großfamilie jedes Jahr ein bisschen anders.
Heuer versammeln sich an Heiligabend nach dem gemeinsamen Kirchgang alle zum Essen bei Viktoria Hirsch (31), ihrem Mann Reinhard (39) und deren drei gemeinsamen Kindern Georg (vier Jahre), Luise (zwei Jahre) und Anna (sechs Monate). Alle, das sind Viktorias Großeltern Karl (90) und Luise (85) Schmidt, ihre Eltern Elke (59) und Karl Schmidt (62), ihre Tante Gabriele Schmidt (60) und ihre Schwester Franziska Stöcklein (34). Bruder Karl Alexander Schmidt (26) ist an Weihnachten auf Reisen. Er verbringt das Fest mit seiner Freundin in den USA.
In diesem Jahr bereitet Viktoria Hirsch das Weihnachtsessen zu. Sie tischt Lasagne auf. Danach ist Bescherung für die Kinder.
Bei wem sich die Großfamilie an Heiligabend in der Wohnung trifft, ist immer unterschiedlich. „Mal waren wir bei meinen Eltern, mal bei den Großeltern und diesmal sind wir eben bei uns“, sagt die junge Frau. Einen weiten Nachhauseweg hat nach dem Feiern niemand, denn alle haben ihre Häuser auf einem einzigen großen Anwesen.
Sie wohnen nicht nur beieinander, sondern arbeiten auch miteinander im Familienunternehmen Karl Schmidt, in einem Maler- und Stuckateurbetrieb, den Karl Alexander Schmidt heute in der vierten Generation führt. Sein Uropa Karl Schmidt hat ihn vor 93 Jahren gegründet.
Zusammenzukommen ist für die Großfamilie daher nichts Besonderes. Doch an Weihnachten ist es anders: „Da haben wir Zeit“, sagt Karl Schmidt junior. „Die Firma ist da ausgeblendet. Schließlich haben wir vom 23. Dezember bis Mitte Januar immer Betriebsferien.“
Wenn Karl Schmidt senior an Weihnachten an seine Kindheit zurückdenkt, stellt er fest: „Eigentlich war es gar nicht viel anders.“ Auch damals sei gemeinsam gesungen worden, und für ihn und seine Geschwister habe es Geschenke gegeben.
Allerdings waren das nicht jedes Jahr neue, wie es heutzutage üblich ist. „Wir bekamen jedes Jahr zur Bescherung Blechspielzeug“, erzählt der 90-Jährige. „Pferde mit Wagen und andere Tiere.“ Am 6. Januar hätten seine Eltern die Sachen dann wieder eingepackt bis zum nächsten Weihnachtsfest.
Von den Erwachsenen bekommt in der Großfamilie jeder nur ein Geschenk. Es wird gewichtelt. Dann wird gemeinsam unterm Tannenbaum gesungen. Die ganze Familie ist musikalisch.
Viktoria Hirsch singt bei den Rothenburger Reichsstadt-Festtagen bei den Marketenderinnen und im Langensteinacher Kirchenchor, in dem früher auch ihre Oma Luise Mitglied war. „Oma ist unser Edelfan“, scherzt Viktoria Hirsch. Denn die 85-Jährige lässt sich kein Konzert entgehen. Karl Schmidt junior spielt im örtlichen Musikverein Tenorhorn, sein Sohn Karl Alexander Schifferklavier.
„Wir genießen es, wenn wir an Weihnachten beisammen sind“, sagt Luise Schmidt. Aber keiner müsse sich verpflichtet fühlen, Heiligabend da zu sein. Wenn jemand an Weihnachten mal eigene Pläne habe und etwa verreist sei, sei das völlig in Ordnung.
Nur eines kann sich die Großfamilie nicht vorstellen: Weihnachten ohne Kinder. Aber das müssen sie auch nicht. Schließlich haben Luise und Karl Schmidt fünf Enkel und sechs Urenkel. „Die kleinen Kinder halten uns fit. Wir genießen es, uns um sie zu kümmern“, sagt Luise Schmidt. Jeden Nachmittag fährt sie ihre Urenkelin Anna im Kinderwagen spazieren. „Das ist eine Riesenentlastung“, betont Viktoria Hirsch.
Luise und Elke Schmidt finden, dass ihre Urenkel beziehungsweise Enkel alle recht unkompliziert zu betreuen sind. „Sie gehören bei uns ein stückweit jedem“, sagt Luise Schmidt.
Ab dem zweiten Weihnachtsfeiertag ist für die drei jüngsten Generationen erstmal Winterurlaub angesagt. Diesmal geht es in die Berge.
Die Familie freut sich auf die Reise, aber nicht, um dem Weihnachtsstress zu entkommen. „Wir machen uns Weihnachten nämlich gar nicht erst stressig“, verrät Viktoria Hirsch. Das fange schon beim Plätzchenbacken an. „Natürlich backen wir im Advent mit den Kindern. Aber eben nur so viel, wie wir auch wirklich essen können“, erzählt die dreifache Mutter und lacht.