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Veröffentlicht am 16.09.2022 00:00

Weinmannshof setzt auf Bruderhahn-Konzept

Der Weinmannshof in Kaubenheim hat sich seit dem Verbot des Kükentötens in Deutschland für das „Bruderhahn“-Konzept entschieden. Larissa Weinmann will aufklären. (Foto: Anna Franck)
Der Weinmannshof in Kaubenheim hat sich seit dem Verbot des Kükentötens in Deutschland für das „Bruderhahn“-Konzept entschieden. Larissa Weinmann will aufklären. (Foto: Anna Franck)
Der Weinmannshof in Kaubenheim hat sich seit dem Verbot des Kükentötens in Deutschland für das „Bruderhahn“-Konzept entschieden. Larissa Weinmann will aufklären. (Foto: Anna Franck)

Seit Anfang des Jahres ist es in Deutschland verboten, männliche Küken nach dem Schlupf zu töten. Der Weinmannshof in Kaubenheim setzt daher auf das Bruderhahn-Konzept. Das wiederum ist allerdings deutlich teurer für den Erzeuger.

Bei Hühnern gebe es zwei „Leistungsrichtungen“, erklärt Larissa Weinmann, die als Fachlehrerin am Bayerischen Staatsgut Kitzingen arbeitet. Masthähnchen setzen mit wenig Futter in kurzer Zeit viel Fleisch an. Das sei ziemlich effizient und war in den letzten 50 Jahren in der Lebensmittelbranche so gewünscht. Legetiere sollen dagegen Eier produzieren, seien sportliche Tiere und eher leicht.

Seit Jahrzehnten seien diese Merkmale separat gezüchtet worden. Bei den legeorientierten Tieren habe man das Problem, dass man eine super Henne habe, aber der Hahn dazu wenig Fleisch abwirft. Für den Landwirt eine unwirtschaftliche Kombination, weshalb man sie in den letzten Jahrzehnten als Eintagsküken getötet hat.

Tote Küken als Tiernahrung

„Die sind deshalb nicht weggeworfen worden“, betont Larissa Weinmann. Sie gingen beispielsweise an Zoos oder Falknereien, dienten als Futter. Das ist jetzt aber nicht mehr möglich, da seit diesem Jahr das Töten der Eintagsküken verboten ist. Der Bedarf bleibt allerdings, weshalb Küken jetzt im Ausland eingekauft würden. „Das Problem wurde verschoben“, sagt die 29-Jährige.

Betriebe haben nun verschiedene Alternativen. Bei Zweinutzungshühnern werde ein Kompromiss zwischen Eiern und Fleisch angestrebt. „Da steckt man noch in den Kinderschuhen. Jetzt hat man 50 Jahre in die eine Richtung gezüchtet, dann kann man nicht in ein paar Jahren ein perfektes Huhn rausbringen.“

Eine andere Möglichkeit, die Geschlechtsbestimmung im Ei (In-Ovo-Selektion), kommt für Biobetriebe wie den Weinmannshof nicht in Frage. Seit Herbst 2016 zählt er als solcher. Hatten die Weinmanns zuvor noch Milchvieh, gaben sie den Zweig mit der Umstellung auf ökologische Bewirtschaftung auf und setzten stattdessen auf Legehennen. Grund für den Wandel seien Gedanken der Nachhaltigkeit, aber auch des Tierwohls gewesen, erklärt Larissa Weinmann.

Alle Küken werden aufgezogen

Am Weinmannshof kommt nun das Bruderhahn-Konzept zum Einsatz, bei dem weibliche und männliche Küken aufgezogen werden: Die Hennen dienen der Eierproduktion, bei den Bruder- oder Junghähnen wird das Fleisch vermarktet.

Rund 200 Hühner der Rasse Sandy hält die Familie in einem Mobilstall mit zwei Schafen, die Habichte fernhalten sollen. 2600 Tiere leben am Hof auf einer weitläufigen etwa 1,2 Hektar großen Fläche. Eigens für sie wurden Bäume gepflanzt. Nachts seien die Tiere drinnen untergebracht, ansonsten ganzjährig an der frischen Luft. Auch Hähne gehören zur Gruppe, sie halten die Herde zusammen, erklärt Larissa Weinmann.

Bio-Betriebe müssen dabei verschiedene Standards erfüllen: Die Tiere kriegen beispielsweise Biofutter, werden biologisch aufgezogen und haben je vier Quadratmeter Freiland zur Verfügung. Tierfreundlich, aber kostenintensiv, sagt die 29-Jährige.

Die Waren des Weinmannshofes, beispielsweise eben Eier, werden über den eigenen Hofladen in Kaubenheim, den Dorfladen Ulli in Ipsheim und im Regionalhäuschen in Obernzenn angeboten. Die Aufzucht der Junghennen und -hähne übernimmt die Eiermacher GmbH in Oberösterreich. Während die weiblichen Tiere zu den Weinmanns kommen, wenn sie kurz davor sind, die ersten Eier zu legen, werden die männlichen vor der Geschlechtsreife aufgezogen und dann vermarktet.

Teurer in der Produktion

„Die Herausforderung ist, dass diese Tierchen auch gegessen werden müssen.“ Weil der Hahn eher langsam an Fleisch zunimmt und mindestens zehn Wochen lebt, ist er viel teurer in der Produktion als ein Masthähnchen. Letzteres nimmt pro Tag etwa 67 Gramm zu, ein Bruderhahn nur 19 Gramm pro Tag.

3,7 Kilogramm Futter braucht ein solcher Hahn für ein Kilogramm Fleisch, 1,6 Kilogramm sind es beim Masttier. „Der Verbraucher sieht nur zwei Mal Hähnchenfleisch“, sagt Weinmann – in unterschiedlichen Größen, zu verschiedenen Preisen.

„Der Hintergrund ist zu wenig bekannt, viele Konsumenten kennen den Unterschied zwischen Masthähnchen und Junghahn nicht, das kann man ihnen nicht verübeln“, zeigt sie sich verständnisvoll. Dabei sei es eine einfache Rechnung: Der Durchschnittsdeutsche verbrauche etwa 240 Eier pro Jahr.

Ein Bio-Huhn lege mit 290 Eiern mehr als der Deutsche verbrauche. Wenn jeder Eierkonsument im Jahr auch einen Bruderhahn kaufen und essen würde, „dann wären die alle verräumt“.


Anna Franck
Anna Franck
Redakteurin in Bad Windsheim
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