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Veröffentlicht am 27.03.2025 12:24, aktualisiert am 27.03.2025 13:30

Weniger Kirchenaustritte in Bayern

Auch 2024 traten wieder Tausende Menschen in Bayern aus der Kirche aus. (Foto: Sven Hoppe/dpa)
Auch 2024 traten wieder Tausende Menschen in Bayern aus der Kirche aus. (Foto: Sven Hoppe/dpa)
Auch 2024 traten wieder Tausende Menschen in Bayern aus der Kirche aus. (Foto: Sven Hoppe/dpa)

Die Zahl der Kirchenaustritte in Bayern ist 2024 weiter zurückgegangen. 87.184 Menschen traten im vergangenen Jahr im Freistaat aus der katholischen Kirche aus und 39.486 aus der evangelischen, wie die beiden Kirchen mitteilten. „Ich freue mich, dass diese Kurve weiter nach unten geht. Trotzdem schmerzt jede Person, die aus der Kirche ausgetreten ist“, sagte der katholische Augsburger Bischof Bertram Meier. 

Bayern an der Spitze 

Bei den Austritten aus der katholischen Kirche liegt Bayern nach Angaben der Deutschen Bischofskonferenz im Bundesvergleich an der Spitze. Selbst im bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen kehrten nicht so viele Katholiken ihrer Kirche den Rücken (86.946 Austritte) wie im traditionell überwiegend katholisch geprägten Freistaat. 2023 waren 106.663 Menschen im Freistaat aus der katholischen Kirche ausgetreten, im bisherigen Rekordjahr 2022 waren es sogar 153.586 gewesen. 

Allerdings gab es damals einen gewissen Nachholeffekt nach der Corona-Pandemie. Außerdem hatte das Anfang 2022 vorgestellte Gutachten zu Missbrauchsfällen in der katholischen Erzdiözese München und Freising, das weltweit Schlagzeilen machte, zu den explodierenden Austrittszahlen beigetragen. Kurz nach dessen Vorstellung waren die Zahlen besonders in die Höhe geschnellt. Und dazu kommt ein statistischer Effekt: Wenn ohnehin immer weniger Menschen Mitglied einer Kirche sind, können auch weniger austreten. 

Austrittswelle wird auch bei Protestanten flacher

Auch in der evangelischen Kirche in Bayern fiel die Austrittswelle etwas weniger heftig aus als in den Vorjahren, wie das Landeskirchenamt mitteilte. 2024 kehrten 4.706 Menschen weniger ihrer Kirche den Rücken - das bedeutet ein Minus von 10,6 Prozent im Vergleich zu 2023. 

Laut Kirchenstatistik für das Jahr 2024 gehören damit noch gut 5,5 Millionen Menschen in Bayern der katholischen Kirche an - und gut 2,0 Millionen der evangelischen. 

Kirchenaustritte haben finanzielle Konsequenzen

Der Rückgang der Kirchenmitglieder hat inzwischen zur Folge, dass sowohl die katholische als auch die evangelische Kirche, die auch zahlreiche soziale Einrichtungen wie Krankenhäuser oder Kindergärten tragen, sparen müssen, ihre Angebote einschränken und in Einzelfällen sogar Kirchen schließen müssen.

Es gab aber auch Menschen in Bayern, die 2024 neu in die Kirche eintraten: 340 waren es in der katholischen Kirche, dazu kamen laut DBK 1.455 Wiederaufnahmen und 38.123 Taufen. Die evangelische Landeskirche zählte 2.025 Eintritte und 13.633 Taufen - 2.983 weniger als 2023. 

Hoffnungsschimmer? 

Dem evangelischen Landesbischof von Bayern, Christian Kopp, macht aber eine andere Zahl Hoffnung: die der kirchlichen Trauungen. 6.152 Paare gaben sich 2024 in seiner Kirche das kirchliche Ja-Wort – fast doppelt so viele wie im Vorjahr (2023: 3.633 Paare). „Auch wenn die Zahl unserer Mitglieder zurückgeht, sehen wir, dass die Zahl der Austritte weiter sinkt und gleichzeitig wieder mehr Menschen durch eine kirchliche Trauung bewusst Ja zur Kirche sagen“, betonte Kopp. 

Dass sich die Austrittswelle in beiden Kirchen verlangsamt, ist ein bundesweiter Trend. Aus der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) traten 2024 insgesamt 345.000 Menschen aus, das war ein Minus von  8,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Damit waren noch knapp 18 Millionen Menschen in der Bundesrepublik Mitglied in der evangelischen Kirche. Die Zahl der Katholiken sank 2024 nach 321.611 Austritten erstmals unter die Marke von 20 Millionen.

© dpa-infocom, dpa:250327-930-415973/2


Von dpa
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