Wer im Internet bezahlen oder Schulden bei Freunden begleichen möchte, tut das bislang vermutlich oft via Paypal, Kreditkarte, Google Pay und Co. Seit dem Sommer ist ein europäischer Konkurrent am Markt, der verspricht, all das auch zu leisten - wenn auch nicht gleich zu Beginn, dann zumindest in Zukunft. So will Wero zur beliebtesten Bezahlplattform Europas werden. Wir klären, was Wero schon jetzt kann und welche Dienste künftig folgen sollen.
Wero ist eine europäische Zahlungslösung, die 16 europäische Banken und Zahlungsdienstleister unter dem Zusammenschluss der European Payments Initiative (EPI) miteinander aus der Taufe gehoben haben. Das Produkt soll Bankkunden, Händlern, Freiberuflern und kleinen Unternehmen ermöglichen, Zahlungsgeschäfte miteinander abzuwickeln, teilt EPI Deutschland-Chef Chris Scheuermann mit.
Ziel sei es, ein europäisches Zahlungssystem zu etablieren, das sich im Wettbewerb gegen die überwiegend US-amerikanische Konkurrenz behaupten kann, sagt David Riechmann von der Verbraucherzentrale NRW. Dadurch, dass die Daten mit der Nutzung von Wero innerhalb Europas bleiben, sollen Onlinezahlungen und Echtzeit-Geldtransfers sicherer werden.
Wero ermöglicht Riechmann zufolge derzeit ausschließlich Echtzeit-Überweisungen zwischen Privatpersonen - auch länderübergreifend und ohne Kenntnis einer IBAN. „Eine Telefonnummer oder E-Mail-Adresse, die mit dem Konto verknüpft ist, reicht aus.“ Wero zufolge dauert es nach einer solchen Überweisung weniger als zehn Sekunden, bis das Geld auf dem Empfängerkonto landet.
Allerdings gibt es dabei noch Einschränkungen. Denn bislang ist nicht jedes deutsche Kreditinstitut an das neue Zahlungssystem angeschlossen, zudem funktioniert es zunächst nur in Deutschland, Frankreich und Belgien. In weiteren europäischen Ländern wird Wero erst noch ausgerollt. Und: Es gilt ein Überweisungslimit von 1.000 Euro je Transaktion, angeschlossene Banken können das sogar noch heruntersetzen.
Künftig sollen auch Geschäftsleute untereinander Zahlungen via Wero abwickeln können - ohne die strengen Überweisungslimits, die für Privatpersonen gelten. Ab 2025 soll es zudem beim Onlineshopping möglich sein, auf diese Weise zu zahlen, ab 2026 auch im stationären Handel.
„Darüber hinaus wird Wero ein Bündel weiterer Dienstleistungen anbieten“, verspricht Chris Scheuermann. Dazu sollen etwa ein Käuferschutz, die Verwaltung von Abonnements und Finanzierungsoptionen gehören.
„Europaweit bieten derzeit mehr als 900 Kreditinstitute Wero an“, sagt der EPI-Deutschland-Chef. In Deutschland können bislang vor allem Kundinnen und Kunden der Sparkassen, Volks- und Raiffeisenbanken sowie der Postbank das Angebot nutzen. Ferner können einige Sparda- und PSD-Bank-Kunden auf den Dienst zugreifen. 2025 sollen Scheuermann zufolge neben der Deutschen Bank auch die ING und weitere Finanzinstitute folgen.
Verbraucherinnen und Verbraucher sollten sich dessen bewusst sein, dass sie auch bei Wero Echtzeit-Überweisungen tätigen, die Auswirkungen auf das eigene Konto haben, sagt Riechmann. Sie sollten also genauso umsichtig zu Werke gehen wie beim Onlinebanking auch. Bevor Zahlungen freigegeben werden, sind diese also gut zu prüfen - auch auf möglichen Missbrauch hin. „Bei Unsicherheit immer beim eigenen Institut nachfragen“, rät Riechmann.
Außerdem rät Anna Maria Brünke vom Europäischen Verbraucherzentrum Deutschland: Nutzen Sie Wero nicht in einem öffentlichen WLAN und von einem fremden oder öffentlichen Computer, um die sensiblen Daten zu schützen. Betriebssystem, Browser und Virenschutz sollten immer auf dem aktuellen Stand sein.
Und zu guter Letzt: Antworten Sie nicht auf betrügerische Mails, in denen Bankdaten abgefragt werden. Klicken Sie auch nicht auf Links aus E-Mails oder Kurznachrichten, die von Wero zu kommen scheinen. Riechmann zufolge könnte es sich dabei um Phishing-Versuche handeln. Besser: Wero immer selbstständig - zum Beispiel über die Banking- oder Wero-App - aufrufen.
„Die Resonanz der Kunden ist in den drei Ländern, in denen Wero eingeführt wurde, sehr positiv“, sagt Chris Scheuermann. Bis Anfang Dezember hätten sich bereits 17 Millionen Nutzerinnen und Nutzer registriert und mehr als 12 Millionen Transaktionen über den Dienst abgewickelt. Auch die Banken äußern sich Scheuermann zufolge bislang positiv.
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