Wie investiert man eigentlich in Anleihen? | FLZ.de | Stage

arrow_back_rounded
Lesefortschritt
Veröffentlicht am 19.09.2025 00:08

Wie investiert man eigentlich in Anleihen?

Ist wenig risikoreich, verspricht daher aber auch entsprechend überschaubare Renditen: die Bundesanleihe. (Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa/dpa-tmn)
Ist wenig risikoreich, verspricht daher aber auch entsprechend überschaubare Renditen: die Bundesanleihe. (Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa/dpa-tmn)
Ist wenig risikoreich, verspricht daher aber auch entsprechend überschaubare Renditen: die Bundesanleihe. (Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa/dpa-tmn)

Festverzinsliche Geldanlagen sind ein wichtiger Baustein im Portfolio - nicht nur, wenn es an den Börsen auf und ab geht und die Kurven der Aktienkurse aussehen wie ein EKG. 

Zu den festverzinslichen Geldanlagen zählen Anleihen, wie deutsche Bundeswertpapiere, die mit zu den sichersten Investments der Welt zählen. Doch wie kauft man eigentlich Anleihen, welche Möglichkeiten gibt es, mehr Rendite zu machen und worauf muss man beim Kauf achten? Fangen wir mal ganz vorn an:

Was sind Anleihen?

Mit der Ausgabe von Anleihen oder Bonds leihen sich Staaten oder Unternehmen für eine bestimmte Zeit Geld bei den Anlegern. Die Anleihe verbrieft ihre Schuld, also das geliehene Geld. Für diesen „Kredit“ zahlen die Staaten oder Unternehmen einen festen Zinssatz, den Zinskupon. 

„Die Zinshöhe bei der Ausgabe von Anleihen hängt unter anderem vom aktuellen Zinsumfeld am Kapitalmarkt ab, da neue Anleihen konkurrenzfähig zu bestehenden Angeboten verzinst sein müssen“, sagt Vivien Rottka vom Bundesverband deutscher Banken (BdB). Ein weiterer wichtiger Faktor sei die Bonität des Emittenten: Je besser seine Kreditwürdigkeit, desto geringer ist in der Regel der angebotene Zinssatz.

Auch die Laufzeit einer Anleihe, die bis zu 30 Jahre betragen kann, wirkt sich auf den Zinskupon aus. Je länger man sein Geld verleiht, desto höher müssen die Zinsen dafür sein. Am Ende der Laufzeit, die schon von Beginn an feststeht, bekommen die Anleger ihr eingesetztes Kapital zurück. Anleihen werden teilweise an der Börse gehandelt. Man kann sie dort auch vor Ende der Laufzeit verkaufen. Anleihen nennt man auch Bonds, Schuldverschreibung, Obligation oder Rentenpapier.

Was sind Nennwert und Kurswert?

Das sind zwei Begriffe, die im Zusammenhang mit Anleihen wichtig sind. „Der Nennwert - auch Nominalwert - ist der Betrag, auf den sich die Zinszahlung bezieht und der am Ende der Laufzeit zurückgezahlt wird“, sagt Vivien Rottka. „Der Kurswert ist der jeweils aktuelle Marktpreis der Anleihe.“

Der Kurswert wird in Prozent angegeben. Ein Kurs von 100 Prozent entspricht genau dem Nennwert. Der Kurswert wird, genau wie bei Aktien, an der Börse ermittelt und ist wieder abhängig von Zinsumfeld, Laufzeit und Bonität des Emittenten. Und der Kurswert kann, genau wie bei Aktien, schwanken, wenn sich am Zinsumfeld oder an der Bonität des Emittenten etwas ändert. 

Ein Beispiel macht das klar: Venezuela hat 1997 eine 30-jährige Staatsanleihe mit einem Coupon von 9,25 aufgelegt. Dann kam der wirtschaftliche Zusammenbruch. Heute steht der Kurs der Anleihe nur noch bei gut 20 Prozent. Das bedeutet, man zahlt nur rund 200 Dollar und bekäme in zwei Jahren 1000 Dollar zurück. Das wäre insgesamt eine Rendite von 150 Prozent. Konjunktiv, denn der niedrige Kurs zeigt, wie hoch der Markt das Ausfallrisiko bewertet.

Setzt sich die Rendite bei Anleihen dann aus zwei Komponenten zusammen?

Ja, den Kursgewinnen oder -verlusten und dem Zinskupon. Der Zinskupon ist umso höher, je länger die Laufzeit, je höher das Zinsniveau des Marktes und je schlechter die Bonität des Emittenten sind. Darum kann Deutschland seine Anleihen deutlich geringer verzinst auf dem Markt verkaufen als Venezuela. Und für den Kurs gilt: „Bei Anleihen besteht ein umgekehrtes Verhältnis zwischen Rendite und Kurs: Steigt der Kurs der Anleihe, sinkt die Rendite. Fällt der Kurs, steigt die Rendite“, so Vivien Rottka. 

Bei einem niedrigeren Kaufkurs als 100 Prozent, zahlt man weniger, als man später ausbezahlt bekommt, dementsprechend steigert das die Rendite. Liegt der Kurswert bei 90 Prozent, beträgt die zusätzliche Rendite also 10 Prozent, da man zum Auszahlungszeitpunkt 100 Prozent, den Nennwert, zurückbekommt. Grundsätzlich kann man sagen: Der Zinskupon spiegelt die Marktsituation bei Ausgabe der Anleihe wider, der Kurswert die wirtschaftlichen Veränderungen. Die Rendite bleibt bei unverändertem Risiko also gleich. Wer mehr Rendite will, muss mehr riskieren.

Wie investiert man am besten in Anleihen?

Das geht, genau wie bei anderen Wertpapieren auch, mit einem Depotkonto über die Börse. In dieses lassen sich die Anleihen einbuchen - ganz gleich ob online oder über die depotführende Bank. Wichtig: Anleihen kann man einzeln kaufen oder auch gebündelt als Fonds oder ETF (börsengehandelte Indexfonds). 

Ein Fondskauf hat den Vorteil, dass gleichzeitig in viele verschiedene Anleihen investiert wird. Man ist breiter aufgestellt, streut das Risiko eines Zahlungsausfalls des Emittenten. Vor allem bei risikoreicheren Bonds ist das von Vorteil. 

Doch es gibt noch mehr Gründe. „Viele Anleihen werden nicht so regelmäßig an der Börse gehandelt, man kann sie also nicht jederzeit verkaufen“, sagt Karin Baur von der Stiftung Warentest. „Und es gibt viele Anleihen nur in hohen Stückelungen, die auch mal 10.000 oder sogar 100.000 Euro betragen können.“ Nicht das Richtige für Privatanleger. Darum empfehlen die Experten der Stiftung Warentest: Fonds.

„Fonds haben das Geld, um auch solche Stückelungen bezahlen zu können und sie haben noch andere Möglichkeiten, Anleihen zu handeln“, sagt Baur. Noch dazu könne man seine Fondsanteile jederzeit kaufen und verkaufen. Das schafft neben der Risikostreuung also auch noch Flexibilität.

Wie erkenne ich gute Anleihen?

Eine Anleihe ist immer so gut wie der Emittent, der dahintersteht. Ist er in Zahlungsschwierigkeiten, kann das Geld verloren gehen. Die Bonität der Emittenten wird durch Ratingagenturen beurteilt. Sie vergeben Bestnoten von AAA (Triple A) bis D für Default, Zahlungs­ausfall. Deutschland hat die Bestnote AAA, ist also ein zuverlässiger Schuldner höchster Bonität. Da bräuchte es nicht mal Streuung. 

Bei anderen Anleihen gibt es einen Trick: „Vergleichen Sie die Zinsen mit denen der Bundesanleihe mit der gleichen Laufzeit“, sagt Karin Baur, „wenn die andere Anleihe einen dreimal so hohen Zins hat, dann ist da auch ein deutlich höheres Risiko.“

© dpa-infocom, dpa:250918-930-56696/1


Von dpa
north