In den Sommermonaten sind Oleander, Palmen, Bananen und andere mediterrane Kübelpflanzen die Stars auf dem Balkon und der Terrasse. Wird es im Herbst von Tag zu Tag kälter, geht es auf die Suche nach einem geeigneten Quartier für die Wintermonate. Viele mediterrane und tropische Kübelpflanzen sind zwar mehrjährige Pflanzen, allerdings vertragen sie die kalten Wintertemperaturen in unseren Breiten nicht.
Sieht man von Geranien, Margeriten und Fuchsien ab, ist es meist viel zu schade, die sommerlichen Schönheiten zu entsorgen. Lorbeer, Wandelröschen, Schmucklilie, Olive und viele andere Kübelpflanzen ziehen um, wenn es kühler wird. Doch wie findet man ein geeignetes Winterquartier und worauf muss man bei der Überwinterung achten? Hier kommen acht Tipps, wie die Pflanzen gut durch den Winter kommen.
Die einzelnen Arten sind unterschiedlich empfindlich. Banane und Engelstrompete etwa vertragen keinen Frost. Sie werden zusammen mit dem Hibiskus und dem Veilchenstrauch schon vor dem ersten Frost eingeräumt. Ab minus 5 Grad Celsius sollten Schönmalve, Kassie, Citrus und Bleiwurz reingeholt werden.
Die nächste Stufe sind minus 10 Grad Celsius: Dann sollten Feigen, Lorbeer, Olive und Granatapfel ins Winterquartier. „Es ist sogar möglich, dass eine Olive an einem geschützten Standort nahe der wärmenden Hauswand im Freien bleibt“, sagt Karin Otten, Gärtnerin aus Jever. Das gilt auch für Lorbeer und Schmucklilie. Allerdings braucht es auch hier einige Schutzmaßnahmen. Der Nachteil: Draußen überwinterte Exoten brauchen wegen Frostschäden im Frühjahr einen kräftigen Rückschnitt.
Je wärmer ein Standort, desto trockener ist in der Regel die Luft. Man sollte deshalb nur Räume zu Überwinterung nutzen, die bis zu 15 Grad Celsius warm sind. Laut Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen vertragen Palmen wie Phoenix und Chamaerops, Citrus und Hibiskus diese Temperatur gut. Wer Pflanzen im Keller überwintern will, sollte zunächst feststellen, wie warm oder kalt es dort ist.
Isolierungen führen in modernen Bauten dazu, dass die Temperaturen deutlich über 10 Grad Celsius liegen. Optimal ist ein Bereich zwischen 2 und 10 Grad Celsius. Nur so können die Pflanzen mit ihrem Stoffwechsel in eine Ruhephase kommen.
In Garagen kann es schon mal bis minus 10 Grad Celsius werden, tiefer meist nicht, weil die Abwärme der Autos das verhindert. Ideal also um Feigen und Granatapfelbaum sowie Yuccas zu überwintern, sie halten diese niedrigen Temperaturen aus.
Wichtig ist auch die Lichtsituation. Die Faustformel lautet, je dunkler ein Überwinterungsquartier ist, desto kälter sollte es sein. Andernfalls werden die Stoffwechselreserven der Pflanze aufgebraucht und es bilden sich lange Peitschentriebe. „Kommt die Pflanze im Frühjahr dann ins Freie, ist sie anfällig für Schädlinge und Krankheiten, verbrennt leicht oder bricht beim ersten Windstoß“, so Karin Otten.
Im Winterquartier verbrauchen die Pflanzen weniger Wasser, weil sie in einer Ruhephase sind. Aber durch die trockene Umgebungsluft verdunstet Wasser. Daher sollte man etwa alle zehn Tage die Situation überprüfen. Dazu steckt man den Finger in die Erde und fühlt, wie nass beziehungsweise trocken sie ist. Die Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen weist darauf hin, dass der Wasserbedarf in einem temperierten Zimmer höher ist als in kalten Winterquartieren. Auf Dünger sollte man in der Überwinterungszeit verzichten, weil die Nährstoffe nicht verbraucht werden und so zu Schäden durch Überdüngung führen können.
Der Umzug in das Winterquartier kann die Pflanzen stressen und schwächen. Schädlinge haben dann leichtes Spiel. Blattläuse, Schildläuse, Woll- oder Schmierläuse, Spinnmilben und Weiße Fliegen machen sich breit. Zunächst merkt man nichts. Erst wenn die Blätter gelb werden, abfallen oder sich ein klebriger Belag unter der Pflanze breit macht, entdeckt man die winzigen Tiere.
Es ist sinnvoll, die Schaderreger abzusammeln beziehungsweise abzuwaschen. Im zweiten Schritt sollte man das Klima nochmals überprüfen. Schädlinge treten häufig auf, weil die Luftfeuchtigkeit zu gering ist. Daher ist es wichtig, immer mal wieder mit einem Wassersprüher für eine feuchtere Luft zu sorgen.
Die Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen empfiehlt die Pflanzen vor dem Einräumen an einem vor Regen geschützten Platz abtrocknen zu lassen. Die oberen Erdschichten sollten also trocken werden. Dann schneidet man die Pflanzen zurück. Engelstrompeten vertragen einen recht kräftigen Rückschnitt, wodurch man viel Platz spart. Ansonsten sollte etwa ein Drittel des im Sommer entwickelten Triebes eingekürzt werden. Eine Ausnahme stellt der Oleander dar, der meist an den Triebenden bereits Knospen für das nächste Jahr angelegt hat.
Bleibt eine robuste Kübelpflanze wie Olive oder Lorbeer im Freien, sollte der Topf auf zwei Holzlatten gestellt werden. Andernfalls friert das Abzugsloch für Wasser zu, der Topf friert an und kann auch nicht mehr bewegt werden, falls es doch zu kalt wird. Ideal ist es, den Topf auf Styropor zu stellen, um die Wurzel von unten zu isolieren.
Auch rund um das Gefäß helfen Styropor und Noppenfolie die Kälte abzuhalten. Über das belaubte Astgerüst darf keine Plastikfolie gelegt werden, sondern vielmehr Jute oder Vlies. Es geht dabei nicht nur darum, die Kälte abzuhalten, sondern um eine Schattierung der Blätter, damit die Stoffwechselaktivität an sonnigen Spätwintertagen gedrosselt wird. Andernfalls kann es bei Frost zu Vertrocknungsschäden kommen.
Meistens denkt man beim Kauf nicht daran, was im Winter mit der Pflanze passiert. Erst wenn sich der erste Frost ankündigt, steht man vor dem Problem. Gut zu wissen: Es gibt die Möglichkeit, die Pflanze in einer Gärtnerei zu überwintern. Dafür schließt man beim Kauf einen Vertrag ab. Darin wird festgelegt, von wann bis wann die Pflanze dort bleibt. Im Vertrag sind außerdem die Pflanzen mit Beschreibung und geschätztem Wert sowie der Preis für die Aufbewahrung aufgeführt. „Am besten fragt man in der Gärtnerei nach, in der die Pflanze gekauft wurde“, rät Karin Otten.
© dpa-infocom, dpa:241107-930-282645/1