Bis zu zehn Drohnen unbekannter Herkunft haben gleichzeitig den Militärflugplatz in Manching bei Ingolstadt überflogen. Die bayerischen Ermittlungsbehörden schließen einen Spionageakt im Kontext des Angriffskriegs Russlands auf die Ukraine nicht aus.
Das Bayerische Landeskriminalamt (LKA) hofft auf Zeugenhinweise, um die Verantwortlichen der Drohnenflüge zu ermitteln. Die Generalstaatsanwaltschaft München hat als Zentralstelle zur Bekämpfung von Extremismus und Terrorismus die Ermittlungen übernommen.
Wie das LKA berichtete, war die Polizei am Sonntagabend gegen 19.00 Uhr über einen Drohnenflug informiert worden. Die Beamten konnten dann vor Ort bis zu zehn Drohnen entdecken. Obwohl ein Polizeihubschrauber zur Verstärkung angefordert wurde, konnten die Verantwortlichen der illegalen Überflüge nicht ermittelt werden.
Bereits im Dezember hatte es in Manching und im benachbarten Neuburg an der Donau eine Reihe von Drohnenflügen über den dortigen militärischen Sicherheitsbereichen gegeben, ohne dass die verantwortlichen Piloten identifiziert wurden. Es wird vermutet, dass die Drohnen verbotene Aufnahmen der Militäranlagen anfertigen.
In Manching arbeitet die Wehrtechnische Dienststelle für Luftfahrzeuge und Luftfahrtgerät der Bundeswehr, die bestellte Fluggeräte für die Luftwaffe testet. In dem Ort hat auch der Flugzeugbauer Airbus einen großen Rüstungsstandort. In Neuburg ist das Taktische Luftwaffengeschwader 74 stationiert, das mit seinen Eurofightern von dort aus rund um die Uhr den süddeutschen Luftraum überwacht. Die beiden Standorte sind daher besonders sicherheitsrelevant.
Bislang konnte die Polizei auch keine der Drohnen sicherstellen. Die Technik unterscheidet sich laut LKA-Sprecher Ludwig Waldinger deutlich von den Drohnen, die Privatpersonen kaufen und nutzen können. Die Fluggeräte, die zur Spionage eingesetzt werden, hätten oft sehr große Reichweiten, erklärte Waldinger. Wahrscheinlich stehe der Pilot nicht am Zaun des Fliegerhorstes und steuere von dort die Drohne.
Die Ermittler vermuten jedenfalls, dass es sich um professionell agierende Täter handelt, die gezielt die Militäranlagen auskundschaften wollen. „Wenn das zehn Drohnen gleichzeitig sind, dann muss man schon davon ausgehen, dass da nicht jemand sein neues Weihnachtsgeschenk ausprobiert“, sagte Waldinger.
Seit einiger Zeit kommt es immer wieder zu verbotenen Drohnenflügen über Sicherheitsbereichen in ganz Deutschland. Derzeit wird in Berlin eine Änderung des Luftsicherheitsgesetzes vorbereitet. Dadurch soll auch die Bundeswehr in die Lage versetzt werden, künftig zur Abwehr erheblicher Gefahren verdächtige Drohnen abschießen zu dürfen.
Bislang ist es ausschließlich Aufgabe der Polizei, verdächtige Drohnen zu bekämpfen. Theoretisch gibt es Möglichkeiten, die Flugobjekte unschädlich zu machen. So hatten die Sicherheitsbehörden beispielsweise bei der Fußball-EM im Sommer 2024 Geräte im Einsatz, um insbesondere Terrorangriffe auf die Stadien abzuwehren.
Die Verwendung der Technik hänge natürlich immer von der Verfügbarkeit, dem Ort, der Uhrzeit und der Witterung ab, erklärte Waldinger. „Bisher ist es uns nicht gelungen, dass wir eine dieser Drohnen vom Himmel holen.“
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