Gewalt gegen Frauen ist „eine tägliche Bedrohung für die Hälfte der Bevölkerung“, sagt Ulrich Warncke, Anwalt und Präventionsbeauftragter der Opferschutzorganisation Weißer Ring. Obwohl es nicht allein ihre Verantwortung sein sollte, müssen sich Frauen oft so weit wie möglich selbst schützen, so das Fazit des Experten. Er empfiehlt folgende Strategien:
Unbedingt aktiv werden, so Warncke: Bei Straftaten oder auch beim Verdacht auf Straftaten Anzeige bei der Polizei erstatten. Und: „Wer Opfer akuter oder langfristiger Gewalttatsituationen ist – auch im häuslichen Bereich – sollte sich an Beratungsstellen, Notrufzentralen und Frauenhäuser wenden.“
Alle Menschen sollten mehr über rechtliche Rahmenbedingungen wissen, so Ulrich Warncke. Etwa über das Recht auf Schutzmaßnahmen wie Kontaktverbote oder den Straftatbestand öffentlicher Übergriffe. Auch Catcalling sei strafbar - also sexuell anzügliche Rufe, Pfiffe oder Gesten.
Gewalt gegen Frauen ist kein „Frauenthema“, im Gegenteil. Daher sei es wichtig, über Gewalt gegen Frauen zu sprechen und jeglicher Form der Übergriffe und Grenzüberschreitungen gezielt entgegenzutreten, so Warncke. Dass Frauen sich sicherer fühlen und sicher sind, dafür sollten alle Verantwortung übernehmen, also auch Männer.
Der Fachmann plädiert dafür, schon bei den Denkmustern anzusetzen: „Gewalt gegen Frauen ist kein Zeichen von Männlichkeit, sondern ein Zeichen von Schwäche. Starke Männer schützen Frauen.“ Etwa, wenn sie erleben, wie andere übergriffig oder gewalttätig gegen Frauen werden.
Laut Warncke ist digitale Gewalt genauso ernst zu nehmen wie physische Übergriffe. Er empfiehlt:
Es gibt einen internationalen Hilferuf per Handzeichen - und der geht so:
Hand hoch, den Daumen in die Handinnenfläche klappen und anschließend mit den anderen vier Fingern umfassen. Dieses Handzeichen dient dazu, auf eine Notsituation aufmerksam zu machen, ohne ein Wort zu sagen.
Ins Leben gerufen wurde das Handzeichen („Signal for Help“) von einer kanadischen Frauenrechtsbewegung, ursprünglich für Frauen, die häusliche Gewalt erleben und Hilfe brauchen. Die einfache Handbewegung verbreitete sich vor allem während der Corona-Pandemie schnell, da sie sich gut eignet, um etwa in Videocalls stumm um Hilfe zu bitten.
Die Geste bedeutet nicht immer automatisch, dass Außenstehende direkt den Notruf wählen müssen. Zunächst sollte die betroffene Person, wenn möglich, in sicherer Umgebung angesprochen werden. Gemeinsam können dann die nächsten Schritte entschieden werden, etwa ein Notruf, erklären die kanadischen Erfinder der Geste auf ihrer Webseite.
Neben diesem non-verbalen Hilfezeichen haben sich auch Codewörter für Notsituationen etabliert. So fungiert die Frage „Ist Luisa hier?“ als Code, um ohne weitere Erklärung Hilfe zu bekommen. Die Kampagne wurde 2016 vom Münsteraner Frauen-Notruf gestartet und wird mittlerweile in vielen Bars und Clubs deutschlandweit umgesetzt.
Wenn sich Personen beim Ausgehen belästigt, bedrängt oder bedroht fühlen, können sie sich mit der Frage nach „Luisa“ an das Personal der Lokalitäten wenden. Dieses soll die betroffene Person daraufhin an einen sicheren Ort bringen, von dem aus zum Beispiel ein Taxi oder die Polizei gerufen werden kann.
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