Borussia Dortmund hat das perfekte Abschiedsgeschenk für den scheidenden BVB-Boss Hans-Joachim Watzke verpasst. Einen Tag vor dessen Abgang nach mehr als 20 Jahren in der Geschäftsführung kam der BVB trotz einer 2:0-Halbzeitführung nur zu einem turbulenten 3:3 gegen den VfB Stuttgart. Damit blieben die Dortmunder auch im siebten Pflichtspiel am Stück gegen die Schwaben sieglos.
Der VfB bleibt mit 22 Zählern punktgleich mit dem BVB. Ein Dreierpack von Deniz Undav (47. Minute/71./90.+1) bescherte den Gästen ein gerechtes Unentschieden. Ausgerechnet der eingewechselte Karim Adeyemi hätte mit seinem Treffer zum 3:2 (89.) noch für die Geschichte des Spiels gesorgt, ehe Undav erneut zuschlug. Um Adeyemi hatte es wegen eines Strafbefehls wegen illegalen Waffenbesitzes zuletzt reichlich Wirbel gegeben. Emre Can (34. Minute/Foulelfmeter) und Maximilian Beier (41.) hatten die Dortmunder vor der Pause in Führung gebracht.
Das erste BVB-Heimspiel seit vier Wochen begannen die Dortmunder sehr lethargisch. Dabei hatte sich Trainer Niko Kovac nach vier Auswärtsspielen am Stück auf die Unterstützung der heimischen Fans gefreut. Angesichts der deutschlandweiten Fan-Proteste gegen politische Maßnahmen für mehr Sicherheit in den Stadien blieb es wie überall in den Bundesligastadien aber zwölf Minuten lang erst einmal gespenstisch still.
Dies schien die Dortmunder zu lähmen, sie kamen kaum ins Spiel. Der VfB hatte zunächst zwar deutlich mehr vom Spiel, kam indes auch zu keinen klaren Torchancen. Ein Rempler von Undav gegen Nico Schlotterbeck im Stuttgarter Strafraum beendete nach gut einer halben Stunde die gähnende Langeweile zu Beginn des Spiels. Der lange verletzte Dortmunder Kapitän Can verwandelte bei seinem zweiten Saisoneinsatz den folgenden Strafstoß.
Nach einem schönen Angriff gut fünf Minuten später staubte Beier zur scheinbar beruhigenden 2:0-Halbzeitführung für den BVB ab. VfB-Keeper Alexander Nübel hatte einen Schuss von Serhou Guirassy zuvor Beier vor die Füße prallen lassen.
Ein Geniestreich von Undav machte das Spiel kurz nach der Pause dennoch wieder spannend. Mit dem Rücken zum Tor behauptete sich der VfB-Angreifer im Strafraum gegen Can und ließ einen halbhohen Ball über den Spann am verdutzten BVB-Keeper Gregor Kobel ins Netz gleiten.
Die Schwaben witterten nun ihre Chance und spielten mutig nach vorne. Den Dortmundern blieben Räume zum Kontern. Das vermeintliche 3:1 durch den Ex-Stuttgarter Guirassy wurde zu Recht wegen Abseits aber wieder einkassiert.
Stuttgart wurde nun stärker. BVB-Trainer Kovac reagierte indes nicht, indem er etwa den schnellen Wirbler Adeyemi von der Bank brachte. Der Coach hatte angekündigt, trotz der Affäre weiter auf Adeyemi setzen zu wollen, ließ den 23-Jährigen aber lange auf der Bank und begründete dies mit dessen Abwesenheit zuletzt in der Länderspielpause.
So gab es kaum noch Entlastung für die Westfalen und Stuttgart kam erneut durch Undav zum verdienten Ausgleich. Erst danach durfte Adeyemi dann mitwirken, vergab in der Schlussphase die Chance auf die erneute Führung (83.) und schlug dann doch noch zu, ehe Undav noch einmal für den VfB traf.
Somit blieb Dortmund nach dem 1:1 zuletzt beim HSV erneut sieglos und steht nun vor einer emotionalen Mitgliederversammlung am Sonntag, auf der Watzke als Sprecher der Geschäftsführung der Kapitalgesellschaft ausscheiden und zum Vereins-Präsidenten gewählt werden soll. „Es wird natürlich sehr emotional werden, wenn Aki nach mehr als 20 Jahren zurücktritt“, sagte BVB-Sportchef Lars Ricken beim Streamingdienst DAZN.
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