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Veröffentlicht am 12.03.2025 00:07

Arbeitsplatz Gefängnis: Was macht ein JVA-Beamter?

Das erste Mal einen Menschen einschließen zu müssen, war für Marcel Marcel El-Damen bislang die größte Herausforderung in seinem Beruf als Beamter im Justizvollzug. (Foto: Kirsten Neumann/dpa-tmn)
Das erste Mal einen Menschen einschließen zu müssen, war für Marcel Marcel El-Damen bislang die größte Herausforderung in seinem Beruf als Beamter im Justizvollzug. (Foto: Kirsten Neumann/dpa-tmn)
Das erste Mal einen Menschen einschließen zu müssen, war für Marcel Marcel El-Damen bislang die größte Herausforderung in seinem Beruf als Beamter im Justizvollzug. (Foto: Kirsten Neumann/dpa-tmn)

In einem Gefängnis prallen mitunter Welten aufeinander, denn dort kommen sehr unterschiedliche Menschen zusammen. Justizvollzugsbeamtinnen und –beamte müssen ihnen allen gerecht werden. Was im Alltag nicht immer einfach ist, wie Marcel El-Damen erzählt. Er arbeitet in der Justizvollzugsanstalt (JVA) Düsseldorf, die in Ratingen (Kreis Mettmann) angesiedelt ist. Im Job-Protokoll erzählt er, was seine Tätigkeit als Justizvollzugsbeamter ausmacht:

Mein Weg in den Beruf

Als Kind wollte ich Fußballprofi oder Pilot werden. Aber es kam anders. Nach dem Abitur studierte ich zunächst Architektur. Damals erzählte mir ein guter Freund, der in einer JVA arbeitete, immer wieder, wie toll und bereichernd er seinen Berufsalltag findet. Bei diesen Gesprächen sprang irgendwann der Funke über. Ich entschloss mich, mein Architektur-Studium, das mich nicht ausfüllte, aufzugeben und ebenfalls Justizvollzugsbeamter zu werden.

Die Ausbildung

Die duale Ausbildung zum Justizvollzugsbeamten dauerte zwei Jahre. Ich besuchte für den theoretischen Teil der Ausbildung die Justizvollzugsschule des Landes Nordrhein-Westfalen. Dort standen Fächer wie etwa Psychologie, Konfliktbewältigung und Selbstverteidigung auf dem Stundenplan. Für den praktischen Teil hatte ich Stationen im Untersuchungshaftvollzug, im geschlossenen Erwachsenenvollzug, im offenen Vollzug und im Jugendvollzug.

Der Berufsalltag

Im Team mit meinen Kollegen betreue, beaufsichtige und versorge ich inhaftierte Männer in der JVA Düsseldorf. Wir arbeiten rund um die Uhr in drei Schichten, natürlich auch an Wochenenden und Feiertagen.

Wir machen Kontrollgänge in den Zellen, in Gemeinschaftsräumen und in den Arbeitsbereichen und überwachen, ob die Gefangenen Sicherheits- und Verhaltensvorschriften einhalten. Wir kümmern uns darum, dass die Gefangenen verantwortungsbewusst und friedlich zusammenleben. 

Hierfür führen wir Gespräche mit den Inhaftierten. Wir hören jedem einzelnen zu und motivieren jeden dazu, das Vollzugsziel zu erreichen. Wichtig ist dabei, ein gesundes Verhältnis von Nähe und Distanz zu den Gefangenen aufzubauen und wirklich jeden gleich zu behandeln.

Gerade die menschliche Komponente – und dabei auch das gute Miteinander im Team – macht die Tätigkeit als Justizvollzugsbeamter so interessant. Ich hätte keine Lust auf einen Büro-Job, bei dem man den ganzen Tag nur Excel-Tabellen ausfüllt.

Daneben versorgen wir Justizvollzugsbeamte die Gefangenen mit Essen, Kleidung und sonstigen Gebrauchsgegenständen wie etwa Zahnbürste und Seife. Wir initiieren Freizeitangebote wie etwa Skatrunden und beaufsichtigen Gefangenenbesuche. Diejenigen unter uns, die zusätzlich als Pflegefachmann oder Pflegefachfrau ausgebildet sind, unterstützen Anstaltsärztinnen und Anstaltsärzte bei der Versorgung von kranken Gefangenen.

Die größten Herausforderungen

Man muss erkennen können, wenn Gefangene Probleme haben, sie aber nicht äußern. Dann muss man angemessen reagieren. Das erfordert viel Fingerspitzengefühl.

Und natürlich sind sogenannte Sicherheitsstörungen echte Herausforderungen. Zum Beispiel, wenn jemand durchdreht, weil er nicht damit klarkommt, noch für Jahre eingesperrt zu sein. Dann müssen wir für eine Deeskalation sorgen, damit der Betroffene wieder zur Ruhe kommt und Mitgefangene nicht auch noch durchdrehen.

Ebenfalls herausfordernd sind körperliche Durchsuchungen bei Gefangenen. Dazu kommt es, wenn es einen begründeten Verdacht gibt, dass Inhaftierte unerlaubte Gegenstände wie etwa Messer, Drogen oder Kabel mit sich führen. Werden wir fündig, müssen wir Betroffene disziplinarrechtlich zur Rechenschaft ziehen. Oberster Grundsatz ist dabei, bei der Bestrafung verhältnismäßig zu bleiben. Über außerordentliche Vorkommnisse führen wir ein sogenanntes Sicherheitsbuch.

Die bislang größte Herausforderung für mich war, als ich an meinem allerersten Arbeitstag als Justizvollzugsbeamter einen Menschen habe einschließen müssen. Das mag banal klingen, aber das war damals echt hart.

Was begeistert und was frustriert

Was mich begeistert, ist der Zusammenhalt und der Teamgeist unter uns Kollegen in der JVA Düsseldorf. Da gibt es keinerlei Konkurrenzkampf oder dergleichen, wir arbeiten harmonisch zusammen. Jeder kann sich auf jeden verlassen, jeder schätzt den anderen - und das fühlt sich gut an.

Frustrierend finde ich mitunter die mageren Zuschläge, die wir zum Beispiel an Feiertagen bekommen. Mit höheren Zuschlägen könnte der Arbeitgeber, also das Land NRW, seine Wertschätzung für unsere Arbeit noch mehr zum Ausdruck bringen. Positiv ist wiederum, dass wir Justizvollzugsbeamte einen krisenfesten Arbeitsplatz haben.

Die Verdienstmöglichkeiten

Bei uns Beamten ist der Verdienst transparent im Gesetz geregelt. Da kann jeder nachlesen, was wir verdienen. Im Einzelnen ist es dann wieder etwas komplizierter, weil es neben dem Grundgehalt auch noch Zuschläge für Nachtdienste oder für Kinder gibt.

Nach der Ausbildung sind es als Justizvollzugsobersekretär rund 2.700 Euro netto. Durch die Erfahrungsstufen steigt das Gehalt dann in regelmäßigen Abständen automatisch an. Außerdem sind Beförderungen möglich. Als Justizvollzugsamtsinspektor mit zwei Kindern kann man sogar auf über 4.000 Euro netto kommen.

Welche Karrierewege möglich sind

Man kann bei entsprechender Eignung und Weiterbildung vom mittleren in den gehobenen Justizvollzugsdienst wechseln. Dann ist man beispielsweise in der Geschäftsleitung, in der Personaladministration oder im Controlling einer JVA tätig. Voraussetzung ist ein Studium an der Fachhochschule für Rechtspflege in Bad Münstereifel. Da gibt es den Studiengang Strafvollzug mit dem Abschluss Diplom-Verwaltungswirt.

Bei Interesse kann man auch nach der Ausbildung zum Justizvollzugsbeamten privat Rechtswissenschaften, Medizin oder Psychologie studieren und anschließend etwa in der NRW-Justiz als Volljurist, Anstaltsärztin oder Psychologin arbeiten.

Info-Kasten: Die Ausbildung für Beamte im Justizvollzug

Der Zugang zur Laufbahn für Beamtinnen und Beamten im Justizvollzug ist in den Bundesländern unterschiedlich geregelt. Damit unterscheiden sich auch die Voraussetzungen und Auswahlverfahren, die Bewerberinnen und Bewerber unter Umständen absolvieren müssen. Die Ausbildung dauert in der Regel zwischen 1,5 und 2 Jahren.

Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit erhalten Anwärterinnen und Anwärter während des Vorbereitungsdienstes Anwärterbezüge, die gegebenenfalls durch Zulagen ergänzt werden. Bei den Landesbehörden liegt der monatliche Grundbetrag ohne Zulagen den Infos zufolge zwischen 1.259 und 1.378 Euro brutto.

© dpa-infocom, dpa:250311-930-400857/1


Von dpa
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