Wie soll die Stromrechnung bezahlt werden? Ist Geld da, um dem Kind warme Stiefel zu kaufen? Während sich viele Menschen auf Weihnachten freuen, werden andere von Sorgen erdrückt. Hilfe gibt es in Westmittelfranken über „FLZ-Leser helfen”. Start ist am Samstag zeitgleich zur Aktion „Freude für alle” der Nürnberger Nachrichten.
Zum Auftakt werfen Mitarbeitende von sozialen Organisationen ein Schlaglicht auf die Situation in Westmittelfranken. Dabei zeigt sich, dass die Not viele Gesichter hat.
An die Allgemeine Soziale Beratung des Caritasverbands in Stadt und Landkreis Ansbach wenden sich zum Beispiel Personen, die Grundsicherung im Alter oder Wohngeld beziehen. Auch Menschen mit psychischen Erkrankungen werden von dem Sozialverband betreut. Wie seine Mitarbeiterin berichte, habe sich die Situation aktuell zwar nicht direkt verschärft, aber „Einzelschicksale sind nach wie vor hart”, erklärt Geschäftsführer Sebastian Grund.
Gefragt ist die finanzielle Unterstützung oft bei der Anschaffung von Küchen- oder Haushaltsgeräten. Damit sind keineswegs Luxusgüter gemeint, sondern essenzielle Dinge wie Waschmaschinen oder Möbel.
Frauen, die aus einer von Gewalt geprägten Beziehung fliehen, stehen oft vor dem Nichts. Das Frauenhaus Ansbach bietet ihnen und ihren Kindern nicht nur Schutz und eine kurzfristige Unterkunft, sondern hilft beim Start in ein unabhängiges Leben. „Wir können bis zu elf Frauen und 13 Kinder gleichzeitig aufnehmen”, erzählt die Leiterin Brigitte Guggenberger. 2024 lebten 45 Frauen mit 58 Kindern in der Einrichtung.
„Die Frauen, die bei uns Hilfe suchen, haben seelische und körperliche Gewalt erlebt, manche auch sexuelle Übergriffe”, schildert Guggenberger. „Häusliche Gewalt findet in allen sozialen Schichten und Altersgruppen statt, meistens im Verborgenen und über einen langen Zeitraum.” Die Verzweiflung bei Betroffenen sei groß, „weil sie keinen Ausweg sehen”. Eine entscheidende Rolle spielt finanzielle Abhängigkeit vom Partner, ebenso gemeinsame Kinder und Wohnungsnot.
Das Frauenhaus bietet mit seiner anonymen Adresse Schutz vor dem Misshandler. Unter Telefon 0981/95959 können sich aber auch Frauen, die nicht direkt dort unterkommen wollen, vertraulich beraten lassen. „Wenn eine Frau aufgenommen wird, befindet sie sich in einer akuten Krisensituation”, erzählt Guggenberger. „Die Sozialpädagoginnen versuchen, sie psychisch zu stabilisieren und unterstützen sie auf dem Weg in ein selbstbestimmtes Leben ohne Gewalt.” Dabei geht es um die Existenzsicherung, um Unterhaltsleistungen und Kindergeldansprüche. Die Mitarbeiterinnen helfen bei Anträgen und im Umgang mit Behörden. Kinder und Jugendliche werden von Erzieherinnen betreut.
Für die Frauen ist vor allem die Suche nach einer bezahlbaren Wohnung eine Herausforderung, weil viele nach der Trennung auf Bürgergeld angewiesen und an die Mietobergrenze des Jobcenters gebunden sind. Da eine Entspannung auf dem Wohnungsmarkt nicht in Sicht ist, müssen viele länger als eigentlich notwendig im Frauenhaus bleiben. Wenn dann doch eine Wohnung gefunden ist, brauchen sie finanzielle Unterstützung, um die notwendigste Einrichtung anzuschaffen. Dafür werden auch Spenden aus der Aktion „FLZ-Leser helfen” eingesetzt.
Ruth Platzöder arbeitet beim Betreuungsverein des Caritasverbands Neustadt/Aisch-Bad Windsheim und Scheinfeld, ihre Kollegin Viola Arnold ist in der Sozialberatung tätig. Dort können sich Hilfesuchende über Unterstützungsformen wie Wohngeld und Brennstoffbeihilfe informieren.
Ein großes Problem sind die gestiegenen Lebenshaltungskosten, wissen die Sozialpädagoginnen. „Sie belasten vor allem die Gruppen, die vorher auch schon von Armut gefährdet waren”, erklärt Platzöder: Alleinerziehende und Geringverdiener oder Personen, die wegen einer Erkrankung nur beschränkten Zugang zum Arbeitsmarkt haben.
Aber selbst Haushalte, in denen beide Partner arbeiten, sind immer häufiger betroffen, weil Energiekosten, Lebensmittelpreise und Mieten steigen. „Bezahlbarer Wohnraum fehlt vorne und hinten.” Viele schaffen es kaum, Rücklagen zu bilden. Das wird zum Problem, wenn die Nebenkostenabrechnung beglichen werden muss oder außerordentliche Kosten für eine Autoreparatur oder orthopädische Schuhe anfallen.
Altersarmut ist ein weiteres Thema. „Es sind eher Frauen betroffen”, stellt Platzöder fest. Sie hätten oft in Teilzeit gearbeitet, manche bekämen nach einer Scheidung finanzielle Probleme. Im Alter fehlt ihnen oft sogar das Geld für eine Fahrt zum Arzt. Durch Armut werden die älteren Menschen ausgegrenzt, sie nehmen seltener am sozialen Leben teil, weil das Geld kaum fürs Nötigste reicht, für Freizeitaktivitäten erst recht nicht. Oft seien es kleine Dinge, „die den Unterschied zu einem Altern in Würde machen”, sagt Platzöder. „Armut bedeutet soziale Isolation.”
Einige Betroffene rutschen schleichend in eine Notsituation. Menschen, die ihr Zuhause bei einem Brand verlieren, stehen von heute auf morgen vor den Trümmern ihrer Existenz, wie ein Fall aus dem Landkreis Neustadt/Aisch-Bad Windsheim zeigt.
Liebe Leserinnen und Leser, mit Ihrer Spende will der Verein „FLZ-Leser helfen“ Bürger unterstützen, die in Not geraten sind. Den gewählten Betrag können Sie auch noch nach Weihnachten und im neuen Jahr auf folgendes Konto überweisen:
Auf Wunsch werden Spendenbescheinigungen ausgestellt. Wer über fünf Euro spendet, wird in der Fränkischen Landeszeitung namentlich genannt. Vermerken Sie bitte auf der Überweisung, wenn Sie anonym bleiben möchten. Möglich sind auch Spenden für einzelne Fälle, Sachspenden werden jedoch nicht angenommen.