Der Fahreindruck: Wir sind auf ebenem Grund ohne große Steigungen unterwegs. In unserem Fall sind 70 Umdrehungen voreingestellt. Und ja, unabhängig vom Tempo gelingt es dem Algorithmus diese Kadenz mit Abweichungen im Toleranzbereich zu
halten.Im Anfahrtsgang - auch er lässt sich voreinstellen, wir haben den vierten gewählt - geht es los. Und sobald sich ein natürliches Verlangen nach einer höheren Übersetzung einstellt, agiert das eShift-System auch schon zirpend mit einem
Gangwechsel.Doch auch für die Person im Sattel unerwartet agiert die Automatik bisweilen, etwa dann, wenn man mehr Druck in die Kurbel gibt und händisch selbst nicht geschaltet hätte. Ab einer gewissen Pedalkraft würden Gangwechsel zwar unterdrückt, sagt Winograd. Doch das System ist nicht so sensibel eingestellt, als dass in dynamischen Fahrsituationen die Kette der 12-Gang-Schaltung nicht doch mal krachend auf das benachbarte Zahnrad
wechselt.In dynamischen Fahrsituationen könne es vorkommen, dass der Gangwechsel hör- oder spürbar ist, räumt Winograd ein. eShift sei aber „darauf optimiert, Ritzel und Kette langfristig zu schonen und deren Haltbarkeit zu verlängern.“ Ein geplantes Softwareupdate werde das Schaltverhalten in anspruchsvollen Situationen nochmals
harmonisieren.Beeindruckend funktioniert jedenfalls die eingangs erwähnte Problemlösung: Sobald man das KTM mit einem höheren Gang ausrollen lässt, und einen Blick zwischen die ruhenden Radlerknöchel riskiert, sieht man dort wie von Zauberhand das Kettenblatt rotieren und hört das Schaltwerk der 12-Gang-TRP arbeiten, wie es je nach Tempo mehrere oder auch nur einen Gang
runterschaltet.Leider aber ist der Algorithmus in seinen Fähigkeiten begrenzt. An Steigungen kommt es regelmäßig vor, dass die Automatik nicht reagiert und man in einem zu hohen Gang am Berg verzweifelt - sofern man über den Ganghebel rechts am Lenker nicht ruckzuck händisch nachsteuert - denn überstimmen lässt sich das System jederzeit. An sanfteren Hügeln, die kein blitzschnelles Schalten verlangen, bewährt sich eShift aber
schon.Der Algorithmus arbeitet derzeit noch „situativ“, also rein reaktiv, erläutert Winograd. Aber das System wird laufend fortentwickelt. In der Zukunft könnten unter anderem Daten zu Steigung, Untergrund und Fahrdynamik genutzt werden, um die Schaltperformance weiter anzupassen.