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Veröffentlicht am 17.04.2025 10:36

Bischof: Künftig kein Verlass mehr auf Kirchensteuer

Eichstätts Bischof kritisiert die Gier in der Gesellschaft. (Archivbild) (Foto: Armin Weigel/dpa)
Eichstätts Bischof kritisiert die Gier in der Gesellschaft. (Archivbild) (Foto: Armin Weigel/dpa)
Eichstätts Bischof kritisiert die Gier in der Gesellschaft. (Archivbild) (Foto: Armin Weigel/dpa)

Die katholische Kirche muss sich nach Ansicht des Eichstätter Bischofs Gregor Maria Hanke langfristig auf ein Ende der Kirchensteuer einstellen. Sie werde nicht mehr das System sein, „das unsere Strukturen finanziell trägt. Darauf müssen wir uns vorbereiten und uns nach neuen Quellen umsehen“, sagte er der „Süddeutschen Zeitung“ (Donnerstag).

Man könne jedoch die Kirchensteuer nicht von heute auf morgen abschaffen. „Das würde umgehend zu Massenentlassungen von Mitarbeitern führen, für die wir eine soziale Verantwortung haben. Wir tun auch viel Gutes mit dem Geld“, versicherte er. „Aber wir können uns auf dem Kissen Kirchensteuer nicht mehr ausruhen.“

Hanke riet zu einem Blick auf andere Länder, wo es keine staatlich erhobene Kirchensteuer gebe wie Österreich, Italien, Frankreich oder die USA. „Klar ist: Ohne Beitrag der Gläubigen wird es nicht gehen. Für unsere Kirche wird dann vieles anstrengender.“ Wenn es keine Kirchensteuer mehr gäbe und die Kirche auf freiwillige Zahlungen angewiesen wäre, „würde der Rechtfertigungsdruck für das, was wir tun, noch mehr steigen“.

Kein Rücktritt nach Finanzskandal

Hankes Bistum wurde vor einigen Jahren von einem Finanzskandal erschüttert, Mitarbeiter der Diözese hatten rund 60 Millionen US-Dollar für spekulative Immobilieninvestitionen in den USA ausgegeben, die jedoch nicht wie geplant zurückflossen. Er habe sich für die Aufklärung des Falls starkgemacht, betonte Hanke. „Als die Dimension des Skandals klar wurde, dachte ich wegen meiner Letztverantwortlichkeit über Rücktritt nach.“ Trotzdem sei er im Amt geblieben. „Ich wollte ehrliche Aufklärung und Veränderung und ich wollte es einem Gericht überlassen, über Schuld zu urteilen.“

In der Gesellschaft erkennt Hanke nach eigenen Worten aktuell viel Gier. „Keiner ist gefeit vor ihr. Die Gier kommt in den scheinheiligsten Gewändern daher.“ Zugleich sehe er eine stille, verborgene Armut. „Wenn zum Beispiel Tafeln berichten, dass die Zahl derer, die ihre Hilfe dringend benötigen, wächst.“

„Geht nicht nur um das, was an der Börse passiert“

Das System der sozialen Marktwirtschaft sei zu sehr in den Hintergrund getreten, kritisierte Hanke. „Und unsere Paradigmen stimmen nicht mehr. Nehmen Sie das Bruttosozialprodukt. Es enthält vieles nicht, was ein großer Wert für die Gesellschaft ist. Wie wird Zusammenhalt bewertet?“ Er wünsche sich „mehr Sensibilität von der Politik, dass man solche Werte beachtet. Es geht doch nicht nur um das, was an der Börse passiert.“

Hanke (70) ist seit Ende 2006 Bischof von Eichstätt, zuvor war er Abt der Benediktinerabtei Plankstetten.

© dpa-infocom, dpa:250417-930-446935/1


Von dpa
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