Ein zweitägiger Tanzmarathon soll in diesem Jahr der Höhepunkt des Brechtfestivals in Augsburg werden. Die Veranstaltung „Die 48 Stunden von Augsburg“ ist an Dauertanzveranstaltungen angelehnt, die ab den 1920er Jahren in den USA populär wurden. Insgesamt elf Personen möchten die zwei Tage durchtanzen, wie eine Festivalsprecherin mitteilte. Ferner gibt es aber auch Angebote für Tänzer, die nicht permanent auf dem Parkett wirbeln wollen.
Das Festival findet jedes Jahr im Winter in Bertolt Brechts Geburtsstadt statt, heuer von diesem Freitag bis kommenden Sonntag (21.2.-2.3.). Das Programm bietet ein breites Angebot - mit Konzerten etwa der Hamburger Indie-Pop-Band Die Sterne, Theateraufführungen oder einer Wrestling-Show. In dieser soll unter dem Titel „Kampf um die Stadt“ das Problem um bezahlbare Mieten in den Metropolen thematisiert werden.
Das Staatstheater Augsburg zeigt mehrere Stücke beim Festival, darunter Brechts Klassiker „Mutter Courage und ihre Kinder“. Zudem steht am 22. Februar die Uraufführung der Auftragsproduktion „Deine Arbeit hasst dich, weil sie dich nicht braucht“ an. Autor Dietmar Dath habe „einen visionären und temporeichen Text geschrieben, in dem er den KI-Hype, New Work und die gescheiterten Philosophien der Postmoderne in einem Lehrstück für das 21. Jahrhundert lustvoll aufeinander krachen lässt“, verspricht das Staatstheater.
Der Tanzmarathon im Festivalzentrum, einem ehemaligen Möbelhaus, beginnt dann am 28. Februar zum Abschluss der Veranstaltungsreihe. Wer die 48 Stunden Dauertanz, unterbrochen nur von Kurzpausen, schafft, dem winken 5.000 Euro Preisgeld. Begleitet werden die Langstrecken-Teilnehmer von mehreren Kurz-Tanzwettbewerben, in denen es beispielsweise um Volkstänze geht. Auch eine nächtliche Rollerdisco-Party zu den Discosounds der 1970er Jahre ist geplant. Zudem soll es einen Ableger des bekannten frühmorgendlichen Kocherlballs am Chinesischen Turm im Englischen Garten in München geben.
Für den aktuellen Festivalchef Julian Warner ist es das letzte Kulturfest als Leiter. Das Regie-Duo Sahar Rahimi und Mark Schröppel wird dann von 2026 bis 2028 als künstlerische Leitung das Festival verantworten. Die Leitung des Brechtfestivals wird immer im Drei-Jahres-Rhythmus neu vergeben.
Namensgeber Brecht (1898-1956) wuchs in Augsburg auf und wurde später in Berlin zu einem der weltweit bekanntesten Theaterschaffenden und Autoren. Früher hatten Brecht und die Menschen seiner Geburtsstadt ein angespanntes Verhältnis zueinander.
Dokumentiert wurde dies mit dem Läster-Spruch „Das Schönste an Augsburg ist der Schnellzug nach München“, der lange Brecht zugeschrieben wurde, aber tatsächlich wohl nicht von ihm stammt. Umgekehrt wollten Verantwortliche der schwäbischen Großstadt einst mit dem linken Theaterstar nichts zu tun haben. Heute wird in Augsburg auch mit einem kleinen Museum in Brechts Geburtshaus an den Künstler erinnert.
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