Nach fast 50 Jahren hat die Bayerische Staatsoper in München wieder eine Inszenierung der Doppeloper „Cavalleria rusticana“ von Pietro Mascagni und „Pagliacci“ von Ruggero Leoncavallo auf die Bühne gebracht. Doch was mit Spannung erwartet wurde, enttäuschte am Premierenabend. Zu harmlos und uninspiriert kommt die Interpretation von Regisseur Francesco Micheli daher, der damit sein Hausdebüt an der Münchner Oper gibt.
Zwar versucht er, die Stücke mit einer eher ästhetischen als inhaltlichen Klammer zusammenzuhalten und verlegt die Handlung in die 1960er- und 70er Jahre - also in etwa in die Zeit, in der die Stücke zuletzt an der Münchner Oper neu inszeniert wurden. Und er macht aus dem Gottesdienst im „Pagliacci“ das Weltmeisterschaftshalbfinale 1970 zwischen Italien und Deutschland mit Franz Beckenbauer auf dem Platz und Sepp Maier im Tor.
Darüber hinaus scheint ihm aber zu den beiden dramatischen Geschichten um enttäuschte Lieben, Eifersucht und Rache nicht viel eingefallen zu sein. Darüber können auch das streckenweise beeindruckende Bühnenbild und die gut choreografierten Massenszenen - unter anderem mit einem Kinderchor - nicht hinwegtäuschen.
Eher freundlich als restlos begeistert fällt dann auch der Schlussapplaus aus - und das trotz hochkarätiger Besetzung: Wolfgang Koch überzeugt in der Doppelrolle des Alfio in „Cavalleria rusticana“ und Tonio in „Pagliacci“ und Lokalmatador Jonas Kaufmann als Canio kann in seiner Heimatstadt München ohnehin nicht viel falsch machen, auch wenn er deutlich leiser auftritt als viele seiner Kollegen. Ivan Gyngazov singt die Altmeister als Turiddu bei seinem Hausdebüt beinahe an die Wand. Gefeiert werden Yulia Matochkina als Santuzza und Ailyn Pérez als Nedda - sowie Daniele Rustioni. Regisseur Micheli und sein Team müssen einige Buhs einstecken.
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