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Veröffentlicht am 24.07.2022 15:57

Kaspar Hauser könnte dieser Satz zu Lebzeiten auch zu Ohren gekommen sein. „Was lange währt, wird endlich gut.“ Bis es mit dem Wohnhaus des rätselhaften Findlings soweit ist, werden jedoch noch einige Monate vergehen. Immerhin hat die Neugestaltung des Gebhardt-Hauses nun begonnen.

Wer in den zurückliegenden Jahren über den Montgelasplatz in Richtung Altstadt schlenderte, sah vor allem ein in die Jahre gekommenes Haus, an dem der Zahn der Zeit genagt hat. Der Putz an der gelben Fassade bröckelt, die Eingangstür ist verrammelt, die Fenster im Erdgeschoss sind notdürftig abgedeckt. Graffitikünstler durften sich offiziell austoben, um der vor sich hin darbenden Immobilie mit den bunt gestalteten hölzernen Fenstereinsätzen zumindest etwas Farbe zu verleihen.

Daran hatten sich die Ansbacher schon gewöhnt – ein Dauerzustand sollte dieser Zustand des Hauses allerdings nicht bleiben, in dem Kaspar Hauser bis zu seinem gewaltsamen Ableben im Dezember 1833 wohnte. Deshalb erwarb Architekt Hermann Pfeiffer den Komplex Pfarrstraße 16-20 vor über zehn Jahren mit dem Ziel einer neuen Nutzung. Zuvor waren bereits unterschiedliche Versuche gescheitert, das „Gebhardt“, wie es im Volksmund von Generationen Ansbacher Schüler nur genannt wurde, nach dem Abschied des namensgebenden Schreibwarenladens 2004 wiederzubeleben.

Aber es gingen erneut einige Jahre ins Land, ehe aus einer Vision eine Idee wurde und sich dafür mit verschiedenen Gesellschaften auch potente Geldgeber fanden. „Es war aber sogar gut, dass es so lange gedauert hat“, befand kürzlich Stephan Weber, der als Projektentwickler dazustieß, praktische Erfahrungen einbringen und zusätzliche Unterstützer für die Neugestaltung zum Kaspar-Hauser-Zentrum gewinnen konnte.

Darin sind Räume für heilende Pädagogik vorgesehen, ein Seminar-Hotel mit inklusiven Arbeitsplätzen sowie eine auf gesunde Regionalität ausgerichtete Wohlfühl-Gastronomie, die nach Hausers mutmaßlicher Mutter Stephanie, einer Adoptivtochter Napoleons, benannt werden soll.

Vieles ist bis ins letzte Detail geplant, nun soll es mit der Umsetzung losgehen. Dafür wurde die Baustelle eingerichtet, ein Bauzaun am Montgelasplatz sichert das Areal, ein Häuschen für die Bauleitung wurde aufgestellt und ein Container, in dem in einem der ersten Schritte die Abfälle nebst Wildwuchs aus dem Innenbereich entsorgt werden.

Verantwortlich für den Rohbau des auf insgesamt fünf Millionen Euro taxierten Projekts ist Pfeiffers Firma GS Planung & Service GmbH. Sie nimmt sich zunächst des Innenhofs an, dessen zu erstellende Dachterrasse laut Bauleiter Stefan Riedmüller „der Knackpunkt“ ist, weil die Fläche um eine Etage angehoben werden soll. Sie muss fertiggestellt sein, ehe die Arbeiten darüber beginnen können.

Zeitgleich wird im Kellerbereich gewerkelt. Da die Häuser über keine Bodenplatte verfügen und das Mauerwerk wie wohl in allen alten Anwesen in Ansbachs Altstadt leicht feucht ist, wird eine Stahlbetonwanne eingesetzt. Ein wirkliches Problem sei die Feuchtigkeit nicht, erklärt der Bauleiter: „Vom heißen Sommer bis zum Hochwasser war das immer stabil.“

Ohnehin biete Hausers Domizil, das nach einem Brand 1719 neu errichtet worden war, eine „sehr gute Bausubstanz“, wie Riedmüller versichert. Deshalb sollen die ersten Arbeiten im Keller und im Innenhof auch bis Mai 2022 abgeschlossen sein. Was lange währt ...

Florian Pöhlmann

Dieser Artikel erschien erstmals am 13.Dezember 2021 in der FLZ

Das Unterbeinkleid mit dem Blutfleck: Diese Erinnerung an Kaspar Hauser ist in Ansbach im Museum zu besichtigen. (Foto: Florian Pöhlmann)
Das Unterbeinkleid mit dem Blutfleck: Diese Erinnerung an Kaspar Hauser ist in Ansbach im Museum zu besichtigen. (Foto: Florian Pöhlmann)
Das Unterbeinkleid mit dem Blutfleck: Diese Erinnerung an Kaspar Hauser ist in Ansbach im Museum zu besichtigen. (Foto: Florian Pöhlmann)
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